Leipziger vier Jahre auf der Flucht: Flüchtiger Autonomer Johann G. in Thüringen gefasst
Vier Jahre war der Autonome Johann G. auf der Flucht, nun wurde er gefasst. Er gilt als Kopf der Gruppe um Lina E., die Angriffe auf Neonazis verübte.
Das Verfahren gegen den 31-Jährigen wird von der Bundesanwaltschaft geführt, die zuletzt bis zu 10.000 Euro für Hinweise auf G. ausgelobt hatte. Johann G. gilt den Behörden als Kopf der Gruppe um die bereits verurteilte Leipzigerin Lina E., seine frühere Verlobte. Die Gruppe soll seit 2018 mehrere schwere Angriffe auf Rechtsextreme verübt haben, zunächst in Sachsen und Thüringen.
Lina E. und drei weitere Linke waren deshalb Ende 2020 festgenommen und im Mai 2023 vor dem Oberlandesgericht Dresden zu Haftstrafen von bis zu gut 5 Jahren verurteilt worden. Johann G. dagegen war seit 2020 abgetaucht und für die Behörden seitdem nicht mehr zu finden.
Der Leipziger galt den Behörden allerdings früh als Mitanführer der Gruppe. An einem Tatort in Eisenach fanden Ermittler Blutspritzer von ihm. Auch ein Aussteiger aus der Gruppe hatte Johann G. neben Lina E. als Kopf der Gruppe bezeichnet.
Schon zuvor war Johann G. wegen politischer Delikte verurteilt worden und saß dafür in Haft. Nachdem er Anfang 2020 auf Bewährung frei gekommen war, verschwand er.
Auch in Budapest soll er gewesen sein
Auch nach der Festnahme von Lina E. soll sich Johann G. indes an Angriffen auf Rechtsextreme beteiligt haben, etwa im Februar 2023 in Budapest. Dort hatten sich Neonazis zu einem europäischen Großaufmarsch getroffen. Noch vor Ort wurden zwei Autonome aus Berlin festgenommen. Zehn weitere deutsche Linke waren daraufhin untergetaucht, nach ihnen fahndet die Bundesanwaltschaft und ungarische Behörden seitdem.
Im Dezember 2023 wurde dann in Berlin eine der gesuchten Personen gefasst, Maja T. Die nonbinäre Thüringer*in ist inzwischen nach Budapest ausgeliefert worden. Im Mai folgte die Festnahme von Hanna S. aus Nürnberg, der auch eine Beteiligung an den Angriffen in Budapest vorgeworfen wird. Sie war allerdings nicht untergetaucht und ist inzwischen in München angeklagt.
Nun folgt die Festnahme von Johann G. Das LKA Sachsen und das Bundeskriminalamt hatten zuletzt bundesweit mit Fahndungsplakaten und auch einem Aufruf in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ nach dem 31-Jährigen gefahndet. Anfangs hatten ihn Ermittler in Thailand und dem europäischen Ausland vermutet, zumindest zwischenzeitlich aber auch wieder in Deutschland.
Die Festnahme wurde von AfD-Politikern bejubelt, die eine schnelle Anklage und hohe Haftstrafe für G. forderten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Gespräche in Israel über Waffenruhe
Größere Chance auf Annexion als auf Frieden
Jeder fünfte Schüler psychisch belastet
Wo bleibt der Krisengipfel?