Landwirte gegen zu billige Lebensmittel: Bildet Bauernkartelle!
Bauern sollten nicht nur Aldi dafür verantwortlich machen, dass sie zu wenig verdienen. Sie müssen sich zu Kartellen zusammenschließen.
D ie Klagen des Deutschen Bauernverbands und vieler Landwirte über die Billigpreispolitik von Aldi, Lidl und den anderen Supermarktketten sind wohlfeil. Diese Bauern lenken von ihrer eigenen Verantwortung dafür ab, dass sie zu wenig für ihre Produkte wie Milch oder Schweine bekommen.
Der Handel tut nur das, was sein Job ist: Er kauft Lebensmittel so billig wie möglich ein, damit er sie mit möglichst viel Gewinn verkaufen kann. Dass vom Endpreis heute weniger als vor 50 Jahren bei den Bauern ankommt, liegt nicht nur an der größeren Konzentration des Handels auf lediglich noch vier Konzerne. Der wichtigste Grund für die Preissenkungen ist vielmehr, dass die Bauern dank Technik die Produktionskosten in den vergangenen Jahrzehnten stark reduziert haben. Zudem produzieren sie von vielen Lebensmitteln schlichtweg viel mehr, als Deutschland verbraucht – weil sie auf den Export setzten, der aber immer wieder zusammenbricht, zum Beispiel wegen Tierseuchen. Da das Angebot die Nachfrage übersteigt, verfallen die Preise.
Die Bauern könnten sich zu Kartellen zusammenschließen, die die Produktionsmenge – falls nötig – senken. Im Gegensatz zu anderen Branchen dürfen sie das laut EU-Recht. Es stimmt, dass bisher auch eine Beteiligung etwa der Molkereien an solchen Branchenorganisationen vorgeschrieben ist, aber diese Gesetze ließen sich relativ leicht anpassen. Doch beim Bauernverband ist noch nicht einmal der Wille erkennbar zu solchen Kartellen. Das liegt auch daran, dass seine Funktionäre selbst in Aufsichtsräten von Molkereien sitzen, die die Einkaufspreise drücken. Er vertritt da eben nicht immer die Interessen der Bauern. Oder er lässt sich leiten von den Interessen einiger großer landwirtschaftlicher Betriebe, die mit dem Preisdruck doch noch ganz gut klarkommen, indem sie kleinere Höfe aus dem Markt kegeln.
Das können und müssen die Landwirte ändern. Sie könnten andere Funktionäre wählen und den eigenen Verband stärker unter Druck setzen, Kartelle zu fördern. Das wäre effizienter, als die Schuld auf andere zu schieben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht