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Landtagswahl in BrandenburgAfD beliebt bei Bauern

34 Prozent der Landwirte stimmten bei der Brandenburg-Wahl für die extrem Rechten – mehr als im Schnitt. Nur bei Arbeitern war der Anteil höher.

Deutsche Kartoffeln und brauner Dreck Foto: Philipp Schulze/dpa

Berlin taz | Bei der Landtagswahl in Brandenburg haben überdurchschnittlich viele Landwirte für die AfD votiert. Am Sonntag wurde die extrem rechte Partei in dieser Gruppe mit 34 Prozent der Landwirtstimmen stärkste Kraft, wie eine Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen zeigt. Das Gesamtergebnis der AfD lag bei 29,2 Prozent, hinter der SPD, die auf 30,9 Prozent kam.

Unter den fünf erfassten Berufsgruppen schnitten die Rechtsradikalen nur bei den Arbeitern mit 38 Prozent noch besser ab als bei den Bauern. Die CDU kam nur noch auf 9 Prozent der Landwirtstimmen, 3 Punkte weniger als in der gesamten Wählerschaft. Die in Brandenburg bauernverbandsnahe SPD dagegen erhielt einen Punkt mehr als im Durchschnitt, nämlich 32 Prozent. Das BSW bekam 12 Prozent der Bauernstimmen – und damit 1,5 Punkte weniger als im Schnitt.

Schon bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen Anfang September hatten überdurchschnittlich viele Landwirte für die AfD gestimmt. In Sachsen schrammte die ex­trem rechte Partei mit rund 49 Prozent der Bauernstimmen in dieser Berufsgruppe sogar nur knapp an dem Wert vorbei, der insgesamt für eine absolute Mehrheit nötig wäre.

Bei der EU-Wahl im Juni hatten sich erstmals in einer bundesweiten Abstimmung überdurchschnittlich viele Landwirte für die AfD entschieden. 18 Prozent stimmten damals laut Forschungsgruppe Wahlen für die rechtsextreme Partei. Das Gesamtergebnis der AfD lag bei 15,9 Prozent.

Rechtsextreme haben Bauernproteste unterstützt

Vergangenen Winter waren Tausende Landwirte auf die Straße gegangen, nachdem die Bundesregierung angekündigt hatte, die Subventionierung des Agrar­diesels zu streichen, mit dem Traktoren betrieben werden. Die Proteste wandten sich aber auch allgemein gegen Umwelt- und Tierschutzregeln in der Landwirtschaft.

Die AfD stellte sich auf die Seite der Bauern, auch wenn sie zuvor in ihrem Grundsatzprogramm Subventionen generell abgelehnt hatte. Warnungen, dass die Bauernproteste von Rechtspopulisten unterwandert werden könnten, wurden zum Beispiel von CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz als Kampagne der Ampelregierung „gegen die Landwirtschaft“ zurückgewiesen.

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13 Kommentare

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  • Da hat die AFD wohl die dicksten Kartoffeln...

  • Ja schon doof für uns Schlauen und TAZ Lesenden, dass Arbeiter und Bauern, und insbesondere die Jugend, die den Laden am laufen halten , Gründe sehen, die AfD zu wählen. Mal nachfragen? Oder besser gleich bashen?



    Klar ist: Landwirtschaft macht eh alles falsch, die Arbeiter lesen lieber Bild und die Jungen sollen erst mal Grün wählen bevor sie Wünsche äußern.



    Leute, so wird das leider nix!

  • In Brandenburg gibt es ungefähr 5000 Landwirte. Davon haben ca. 3600 gewählt. Also haben 1230 AfD angekreuzt. Dafür einen eigenenm Artikel zu machen halte ich leicht übertrieben.

  • Naja, vermutlich spenden die AfD-Anhänger unter den Bauern 50% ihres Einkommen an eine wohltätige Organisation, wie die DDK. URL: "www.DieDickstenKartoffeln.org"

  • Da wird der Begriff der "Arbeiter- und Bauernpartei" völlig neu definiert. Die LINKE ist es jedenfalls nicht.

  • 6G
    611245 (Profil gelöscht)

    Nun, die Biomärkte werben doch immer mit „regionaler Herkunft“.



    Das dortige progressive Käuferklientel könnte/sollte/müsste doch ein Zeichen setzen, und landwirtschaftliche Produkte „aus der Umgebung“ meiden. Oder?

  • Dem Bauern ist der braune Boden näher, als das grüne Leben. Das ist altbekannt.

  • Ist natürlich eh schon alles Scheiße, aber viel schlimmer finde ich, dass die AfD unter den jungen Wählern der absolute Favorit ist.

    Die Jugend ist unsere Zukunft, das bedeutet nichts Gutes für die Zukunft.

    • @Jim Hawkins:

      "dass die AfD unter den jungen Wählern der absolute Favorit ist"

      Bei der immensen Dominanz, die die Neubraunen in den sozialen Medien haben, halte ich das für unausweichlich. Auf jeden demokratischen Streamer kommen (gefühlt) 10 Rechtsextremisten. Abgeordnete der Blaunen halten heutzutage Reden in Parlamenten, mit dem alleinigen Zweck, ihre Klientel auf Tiktok, Youtube etc. zu bedienen.



      Gut, guckt man sich die Streams von Clowns wie Krah an, ist (IMO) sehr schnell klar, dass die Zielgruppe Leute mit IQ unter Zimmertemperatur sind. Aber: Offenbar verfängts.

    • @Jim Hawkins:

      Das letzte mal waren die Grünen die absolute Favoriten....mal gucken, was die in der nächsten Wahl wählen...Mache mir deswegen keine Sorgen, zumal die Jugend hauptsächlich die Zukunft der Jugend ist.

  • O_o_o ...



    Gerade bei den Bauern hätte ich doch eher Grün vermutet - oder ganz klassisch Schwarz.

    Die Geschäfte mit ökologischen Produkten boomen, aus meiner Wahrnehmung verdienen die Bauern an "Öko-Produkten" deutlich besser.

    Also sehr verwunderlich das Ganze.



    Aber die Analysten werden schon rausfinden was da los ist.

  • Die SPD sieht anscheinend keinen Grund, ihre Politik wieder mehr auf ihre eigentlichen Wähler zuzuschneiden….

    Mieten runter, Löhne hoch, um nur zwei Punkte zu nennen.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Und die Position der Mittelkapitalisten-und-Immobilienspekulanten-Kamarilla namens AfD ist da was genau?