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Lagerung von CO2Regierung will Klimagift vergraben

Modellversuche für die unterirdische Lagerung von CO2 sollen in Deutschland möglich sein. Das sieht ein Gesetzentwurf der Bundesregierung vor.

Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe in Spremberg. Bild: ap

BERLIN taz | Klimaschädliches Kohlendioxid kann in Deutschland künftig aufgefangen und in unterirdische Lagerstätten gepumpt werden. Das sieht ein Gesetzentwurf vor, den die Bundesregierung am Mittwoch beschlossen hat. Nach jahrelangem Streit mit den Bundesländern, in denen sich potenzielle Lagerstätten befinden, haben sich Umwelt- und Wirtschaftsministerium nun auf einen Gesetzestext geeinigt, der noch von Bundestag und Bundesrat beschlossen werden muss.

Das Gesetz schafft die Voraussetzung für Modellprojekte, in denen die CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) erprobt wird. Nicht nur die Betreiber von Kohlekraftwerken setzen Hoffnungen in diese Technik, sondern auch energieintensive Branchen wie die Stahl- oder Chemieindustrie. CCS sei eine "Zukunftstechnologie" und wichtiger Bestandteil der globalen CO2-Minderungsstrategie, sagte Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP). Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) betonte, der Gesetzentwurf berücksichtige die unterschiedlichen Interessen der Länder.

Potenzielle Lagerstätten wurden bislang in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Brandenburg ausgemacht. Während die (CDU-geführten) Landesregierungen in Kiel und Hannover CCS ablehnen, will die rot-rote Koalition in Potsdam die Technik aus Klimaschutzgründen ausprobieren und steht beim Energiekonzern Vattenfall im Wort. Damit hat Potsdam jetzt den schwarzen Peter, denn der Gesetzesentwurf ermächtigt die Länder, Gebiete auszuweisen, in denen CCS nicht zulässig ist. Sofort kündigte der schleswig-holsteinische Wirtschaftsminister Jost de Jager ein Gesetz an, in dem dargelegt werde, "warum CO2-Endlagerungen in den einzelnen Landesteilen nicht infrage kommen".

Brandenburg gerät gegenüber den zahlreichen Bürgerinitiativen unter Druck, die gegen ein geplantes CCS-Projekt protestieren. "Wir erwarten von der Landesregierung, dass sie die Ausstiegsklausel auch nutzt", formulierte der Grünen-Politiker Michael Jungclaus. Doch Brandenburg will das Gesetz im Bundesrat verhindern. "Entweder wir gehen industriepolitisch in Deutschland diesen Weg gemeinsam oder gar nicht", wetterte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Zudem sei es schlechter Stil, wenn die Bundeskanzlerin für Freitag zu einem Energiegipfel einlade und zwei Tage zuvor zu einem wichtigen Teilaspekt einen Gesetzentwurf beschließe.

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9 Kommentare

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  • O
    OliLeo

    Chemie-Unterricht in der Schule (oder auch später an der Volkshochschule, wenn's für die Uni nicht reichen sollte) ist bzw. wäre eben doch nicht einfach "nur lästig" - Heike Holdinghausen hätten hinreichende Kenntnisse der nun nicht sooo schwierigen anorganischen Chemie und Verfahrenstechnik und eine hierauf basierende Auseinandersetzung mit den diversen "politischen" statements zu einem sicher brillianten Artikel verholfen. Auch dem ein oder anderen Kommentatoren (credo: "O2 wesentlich giftiger als CO2" ??!) täten Grundkenntnisse der Materie sicher ganz gut.

    Naturwissenschaftlich und technologisch ist das Verfahren einfach "nonsense", sorry, zudem noch eindeutig zu teuer und zu unsicher..

    Ökonomisch wird allein Profit weniger zu Lasten aller (also der Steuerzahler) zu erwarten sein - protegiert und gefördert von der altbekannten, "wirtschaftsfreundlichen" Aktionisten- & Lobby-Politik (da nehmen sich CDU/CSU und auch SPD im Grunde nichts, die Position der Grünen wäre hierzu noch gründlich abzuklopfen..).

  • B
    Bürger

    Ich glaube Sauerstoff ist wesentlich giftiger als CO2.

  • K
    KlausK

    Typisch - vergraben, möglichst tief. Aus den Augen, aus dem Sinn.

    Anstelle dieses mutmaßlich hohen Energieeinsatzes ließe sich doch als Alternative ein bekannter Bau- und Füllstoff höchster Reinheit produzieren: Calciumcarbonat, im Volksmund kohlensaurer Kalk.

    Na, Herr Röttgen?

  • B
    Badenser

    Könnte auch heißen: "Regierung will Klimagift unter den Teppich kehren"

     

    "Denen da oben" mangelt es offensichtlich an gesundem Menschenverstand. Muss der Wutbürger sich schon wieder kümmern, wie bei Stuttgart 21? :-(

  • OV
    Otto von Bismarck

    Verpressung von CO2 sollte man unbedingt machen. Eines Tages wachen dann die Bewohner eines der Dörfer über dem Depot auf und stellen verdutzt fest, dass sie alle tot sind. Im Schlaf unter CO2-Narkose erstickt.

     

    Der Bürger soll hier wieder für doof verkauft werden. Erinnert an die Verpressung von Salzlauge aus dem Kalibergbau. Das Zeug kommt auch nach ein paar Jahren aus völlig unerwarteten und unerklärlichen Lecks ins Grundwasser oder an die Oberfläche.

     

    Aber das ist natürlich was völlig anderes. Beim CCS sind sich die Herren und Damen Politiker nämlich ganz dolle sicher, dass dieses Zeug auch wirklich brav da bleibt, wo sie es gerne hätten. Für immer. Aber doch mindestens bis zur nächsten Wahl.

  • V
    vic

    "Modellversuch", klingt sehr nach Versuchs-Endlager.

  • J
    jugen

    @ Karl,

    das steht nicht unter Satire weil auch die Taz weiterhin die Mär vom "Klimagift" CO2 verkaufen muss.

    Was in dem Artikel nicht steht ist - Qui Bono.

    Wer darf sich wohl diesmal die Staatsknete für diesen Schwachsinn einstreichen.

  • F
    farbe

    Carbon Capture & Storage - mit einer der sinnlosesten Aktionismen wegen CO2 ...

     

    * Da für die Abtrennung und das Pumpen des CO2 zusätzliche Energie notwendig ist - das Kraftwerk verliert mehrere Prozent an Wirkungsgrad - bekommt weniger Strom für die eingesetzte Kohle

     

    * Im Gegenzug hat man eine Bombe im Boden, die deutlich mehr Volumen und "Sprengkraft" hat als der Atommüll, wegen dem sich viele aufregen. Dabei wurden durch natürliche spontane Freisetzungen von CO2 (und anderen Gasen) in Seen schon über Nacht hunderte von Menschen und Tieren getötet

     

    Es wäre viel besser, die Anstrengungen in die Wirkungsgradsteigerung der Kraftwerke zu stecken. Da hätte man "mehr" davon: Weniger Ressourcenverbrauch, weniger CO2, weniger Blödsinn

  • K
    Karl

    "Dieser Artikel..." spart mir ein neues Thema für Heiterkeit in der Laborkaffeepause.

     

    "Klimagift" ist schon nicht schlecht, aber die völlige Ignoranz gegenüber der dahinter stehenden Lobbypolitik das ist grenzenlos gut.

     

    Warum steht das nicht unter Satire?

     

    Glück auf!

     

    Karl