LGBT in Georgien: Tod durch ärztliches Unterlassen
Eine mit dem HI-Virus infizierte Trans-Gender-Frau stirbt an Tuberkulose. Ihr war eine spezielle Therapie verweigert worden. Das ist kein Einzelfall.

Wer in Georgien mit dieser Fahne marschiert, lebt gefährlich Foto: dpa
BERLIN taz | Lika wurde nur 24 Jahre alt. Am vergangenen Wochenende verstarb die Georgierin in einer Klinik in Batumi an Tuberkulose. Doch das war nicht ihr einziges gesundheitliches Problem: Die Trans*-Frau hatte sich vor einigen Jahren mit dem HI-Virus infiziert.
Das alles zusammen war ihr Todesurteil. Sie habe als Trans*-Person, die sich auch einer Hormontherapie zur Geschlechtsangleichung unterzog, eine spezielle Behandlung gebraucht, sagte Lika in einem Interview Anfang Juli gegenüber örtlichen Medien. Diese sei ihr jedoch verweigert worden.
Für LGBT-Aktivisten ist der Fall Lika symptomatisch für den Umgang mit sexuellen Minderheiten in der Kaukasusrepublik Georgien – ein Land, das Deutschland vor Kurzem zum sicheren Drittstaat erklärt hat.
Zwar verbietet ein Gesetz über Patientenrechte in Georgien jedwede Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung. Überdies existiert ein spezieller Plan zur Bekämpfung und Therapie von Aids. Doch das nützt insbesondere Trans*-Personen kaum etwas.
Alltäglicher Hass
Diese würden laut Nino Bolkvadse, Rechtsanwältin der Tifliser Nichtregierungsorganisation Identoba, massiv ausgegrenzt und hätten dadurch kaum Zugang zu medizinischer Versorgung. Viele von ihnen verdingten sich als SexarbeiterInnen, die Infektionsrate mit HIV in dieser Gruppe betrage 25 Prozent.
Die Stigmatisierung von Vertretern der LGBT-Community beschränkt sich nicht auf das Gesundheitssystem. Der Hass auf diese sogenannten „Kranken und Abnormen“ ist in weiten Teilen der homophob eingestellten Mehrheitsgesellschaft täglich spür- und sichtbar. In der Nacht zum 12. Mai 2018 hob die Polizei in Tiflis bei einer vorgeblichen Drogenrazzia zwei Nachtclubs aus und nahm Dutzende Personen fest.
Proteste gegen Polizeigewalt mobilisierten rechte Gegendemonstranten. Eine Neonazi-Gruppe namens Nationale Einheit Georgiens drohte, mit Stoßtrupps gegen „Drogendealer“ und „LGBT-Propagandisten“ vorzugehen.
Kurz darauf, am 17. Mai, trauten sich anlässlich des Internationalen Tages gegen Homophobie nur ein paar Dutzend Aktivisten auf die Straße. Eine größere Kundgebung war aus Angst vor gewaltsamen Zusammenstößen abgesagt worden.
Die hatte es in der Vergangenheit schon öfters gegeben. Immer ganz vorne mit dabei im Kampf gegen „das Werk Satans“, „westliche Dekadenz“ und die „Feinde traditioneller Familienwerte“ marschiert die Georgische Orthodoxe Kirche. Eine merkwürdige Art der Nächstenliebe.