Kurzfilm „PUT(IN)LOVE“: „DU bist ein Niemand“
„PUT(IN)LOVE“ thematisiert antihomosexuelle Gewalt im Russland von heute. Betroffenen soll der Kurzfilm Mut machen.
Schenja ist ein russischer Teenager aus Sotschi. Schenja trägt am liebsten Kleider, schminkt sich und ist auf der Suche nach seiner/ihrer Genderidentität. Was in vielen Ländern nichts Ungewöhnliches mehr ist, bedeutet in Russland Ausgrenzung, Demütigung – und oft auch die Anwendung von Gewalt.
So auch im Falle von Schenja. Beim Sport machen andere Jugendliche aus ihrem Abscheu keinen Hehl. Im Bus löst Schenjas Anwesenheit Kopfschütteln und negative Reaktionen aus. In der Umkleidekabine der Schwimmhalle wird Schenja von mehreren jungen Männern fast bis in die Bewusstlosigkeit geprügelt. „Du bist ein Niemand, merk’ dir das“, brüllte einer der Schläger.
Schenjas alltäglicher Spießrutenlauf ist Gegenstand eines knapp zehnminütigen Dokukurzfilms der griechischen Regisseurin Eirini Karamanoli, der in Prag mit russischsprachigen Darstellern gedreht wurde. Den Streifen mit dem Titel „PUT(IN)LOVE“ will Karamanoli als Botschaft an die russische LGBT-Community während der Olympischen Winterspiele in Sotschi verstanden wissen.
„Wir sehen, dass in Russland täglich mehr und mehr dieser Menschen Opfer von Gewalt werden“, sagt sie. Und: „Mit diesem Film wollen wir den Schwulen, Lesben und Transgendern zeigen, dass sie nicht allein sind und dass wir verfolgen, was in Russland geschieht. Wir wollen klar machen, dass LGBT-Rechte auch Menschenrechte sind.“
Das dämmert mittlerweile auch einigen DarstellerInnen, deren Sicht auf Minderheitenrechte, wie sie sagen, sich bereits gewandelt habe. Der 25-jährige Gabriel Cohen, Student aus Karaganda, wirkte ebenfalls in dem Film mit. Er persönlich habe nichts gegen LGBTler, aber er sei strikt dagegen, daraus ein Politikum zu machen. Das besorgt ja auch schon Russlands Präsident Wladimir Putin.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?