Kurswechsel bei Klima-Kleber: Blockadeaktionen geplant
Die Letzte Generation will sich nicht mehr auf die Straße kleben. Nun hat die Gruppe ihre neue Strategie vorgestellt. Das Ziel: mehr Leute abholen.
Die Aktivist:innen der Letzten Generation haben für nächsten Samstag Proteste in zehn Städten angekündigt. Dabei handle es sich um „ungehorsame Versammlungen“, sagten Vertreter:innen der Bewegung am Montagvormittag vor dem Schloss Bellevue in Berlin.
Der Kleber, ein früheres Markenzeichen der Gruppe und ihrer Straßenblockaden, bleibe zwar zu Hause. Doch die Kundgebungen sollten „deutlich ungehorsamer“ sein als angemeldete Demonstrationen, aber „absolut friedlich“. „Wir gehen an einem bestimmten Punkt nicht mehr weg“, sagte Sprecherin Carla Hinrichs vor Journalist:innen. Mit den Protesten wolle die Letzte Generation einen „Widerstands-Frühling“ einläuten.
Später am Montag übergaben die Aktivist:innen Frank-Walter Steinmeier eine Erklärung: Da „Klimakatastrophen-Kanzler“ Olaf Scholz versagt habe, solle der Bundespräsident in einer Rede an die Nation auf die Klimakrise hinweisen und eine Debatte über Sofortmaßnahmen anstoßen – zum Beispiel über den sofortigen Ausstieg aus fossilen Energien wie Öl, Kohle und Gas.
Die Letzte Generation fordert in dem Schreiben eine Vermögensteuer zur Finanzierung von Klimaschutz. Zudem begünstige die Klimakrise Rechtsextremismus, heißt es in der Erklärung: Werde in der Klimapolitik nicht umgesteuert, sei ein „erneuter Faschismus in Deutschland möglich“.
Schon Ende Januar verkündete die Letzte Generation das Ende der Klebeaktionen. Im Februar teilte sie mit, bei der Europawahl zu kandidieren. Nun will die Bewegung wieder in Schwung kommen. Die Erde heize sich schließlich immer weiter auf, sagte Nikolaus Froitzheim, Geologieprofessor und Mitglied der Gruppe. Außerdem müsse die Landwirtschaft klimafreundlich reformiert werden, betonte Landwirt und Aktivist Eberhard Räder.
Die Letzte Generation habe seit ihren Anfängen schon viele Leute mobilisieren können, so Sprecherin Hinrichs. Mit den nun angekündigten Protesten will die Bewegung noch zugänglicher werden. Man wolle weiterhin stören, „aber wenn wir alle im Gefängnis sitzen, bringt uns das auch nicht weiter“, sagte Hinrichs. Von Massenbesetzungen – ohne Festkleben – erhofft sie sich eine größere Wirkung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen