Letzte Generation: Eher magere Beteiligung

Die Letzte Generation hat am Samstag kurzzeitig die Warschauer Brücke blockiert.

Letzte Generation Demonstranten mit Banner an der Warschauer Straße

Der Widerstandsfrühling der Letzten Generation Foto: Darius Ossami

BERLIN taz | Selten hat eine simple Straßenblockade so viel mediale Aufmerksamkeit erfahren. Rund 130 Aktive der „Letzten Generation“ haben am Samstagmittag versucht, die Warschauer Brücke in Friedrichshain zu blockieren. Die „ungehorsame Versammlung“ war zuvor groß angekündigt, aber nicht angemeldet worden.

Als sich die Ak­ti­vis­t*in­nen gegen 12 Uhr im Regen auf die Straße setzten, griffen zwei Hundertschaften der Polizei schnell und rabiat ein, zerrten die Blockierer*in­nen von der Straße auf den Gehweg und kesselten sie dort ein. Dabei wendete die Polizei auch Schmerzgriffe an.

Die Straße war zunächst trotzdem blockiert. Polizei und zahlreiche Presseleute wuselten aufgekratzt umher. Die nun eingekesselten Ak­ti­vis­t*in­nen hielten Reden oder hielten Schilder hoch, etwa: „Ich hab ne Krise & du auch!“

„Wir merken ja jetzt bereit, wie die Welt aus den Fugen gerät“, betonte ein Aktivist und zählte mehrere Katastrophen der letzten Monate auf. „Es ist nicht nur unser Recht, sondern auch unsere Pflicht, verrückte Dinge zu tun und uns verhaften zu lassen, um die Menschen darauf aufmerksam zu machen“, rief er unter dem Beifall der Umstehenden.

Der Widerstandsfrühling der Letzten Generation

Nach und nach wurden von allen Beteiligten die Personalien festgestellt, es gab Anzeigen wegen Nötigung. Die Polizei ließ sich dabei viel Zeit und beeinträchtigte damit ihrerseits stundenlang den Verkehr auf der Warschauer Straße. Angesichts der massiven Mobilisierung im Vorfeld war die Beteiligung an der „ungehorsamen Versammlung“ eher mager. Eine Sitzblockade ist sehr schnell abgeräumt, wenn sie polizeilich und politisch nicht erwünscht ist. Die Letzte Generation wird dieses „neue“ Konzept wohl noch überarbeiten müssen.

Dennoch wertete sie die Aktion als Erfolg. „Wir haben richtig viele Leute auf die Straße gebracht“, sagte Raphael Thelen von der Letzten Generation. „Wir haben einen Haufen Presse hier, wir können darüber reden, dass die Bundesregierung eine beschissene Klimapolitik macht – natürlich ist das ein Riesenerfolg.“

Diese „ungehorsame Versammlung“ war der Auftakt des von der Letzten Generation ausgerufenen „Widerstandsfrühlings“ und fand am Samstag zeitgleich an zehn Orten in Deutschland statt. „Es geht im Kern um Gerechtigkeit“, so Thelen. „Wir wollen, dass Menschen, die die Klimakrise verursacht haben, dafür zahlen, und wir wollen, das Menschen, die darunter leiden, unterstützt werden.“

Mit ihrer Aktion fordert die Gruppe von der deutschen Regierung „Ehrlichkeit darüber, dass die Klimakatastrophe eskaliert und damit Ungerechtigkeiten verstärkt werden“. Eine Welt der Krisen und widrigen Lebensbedingungen biete den Nährboden für Faschismus. Die Letzte Generation fordert ausgerechnet vom Bundespräsidenten, sich hinter ihre Erklärung „Hand aufs Herz – Demokratie braucht Ehrlichkeit“ zu stellen, und hat außerdem angekündigt, bei den Europawahlen zu kandidieren. Die nächste ungehorsame Versammlung ist für den 13. April angekündigt.

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