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Kulturprojekt bleibt in BerlinDahin, wo der Pfeffer wächst

Die Entscheidung ist gefallen: Das umstrittene "BMW Guggenheim Lab" soll in Pankow stattfinden - allerdings drei Wochen später als geplant.

So soll's aussehen: das geplante Lab nun auf dem Pfefferberg. Bild: BMW Guggenheim Lab

Das BMW Guggenheim Lab kehrt dorthin zurück, wo es eigentlich hinwollte: in den Pfefferberg in Prenzlauer Berg. Das gab die Guggenheim Stiftung am Dienstag bekannt. Beginn der Workshops soll nun aber nicht Ende Mai, sondern drei Wochen später Mitte Juni sein. Ob das Lab in Prenzlauer Berg ungestört tagen kann, ist allerdings ungewiss, denn auch Pankower Initiativen rufen zu Protest gegen das Projekt auf.

Die Verlegung sei keine einfache Entscheidung gewesen, sagte Richard Armstrong, Direktor der New Yorker Guggenheim Stiftung. Der Nordhof des ehemaligen Fabrikgeländes in Prenzlauer Berg, heute mit Ateliers und Restaurants bestückt, sei aber "eine geeignete Alternative". Die verspätete Eröffnung erklärt Kuratorin Maria Nicanor mit "praktischen Fragen" und nötigen Programmänderungen.

Das Lab, in dem eine sechswöchige Diskussionsreihe über künftiges urbanes Leben stattfinden soll, war zuletzt auf einer Kreuzberger Brache am Spreeufer geplant. Nach Protestankündigungen aus der linken Szene erklärte die Stiftung aber wegen Sicherheitsbedenken den Rückzug aus dem Bezirk. Armstrong versicherte nun, dass man auch in Prenzlauer Berg Menschen "unterschiedlichster Standpunkte" zusammenbringen wolle. Alle Veranstaltungen seien "kostenlos und frei zugänglich".

Bereits Ende März hatten 18 Kultur- und Hausprojekte in Prenzlauer Berg und Mitte erklärt, das Lab auch in ihrem Bezirk "nicht zu brauchen". "Es gibt wichtigere Probleme. Das Geld sollte lieber in kiezgewachsene Projekte gesteckt werden", so Chris Keller von der Kulturkneipe Schokoladen. "Tacheles, Linienhof und Kirche von unten sind hier bedroht - da brauchen wir uns nicht von BMW Gentrifizierung erklären lassen." Für Klaus Höpner von der Mietergruppe "Leute am Teute" ist das Lab "Türöffner für eine Privatisierung" des Nordhofs am Pfefferberg. "Lange war der als öffentlich zugängliche Grünfläche vorgesehen, jetzt soll da ein Bürohaus hin." Das Lab erhöhe nun den Druck auf die freie Zugänglichkeit der Fläche.

Die Gruppe "BMW-Lab verhindern", die den Widerstand in Kreuzberg organisiert hatte, teilte mit, sie sehe der "weiteren Entwicklung der Dinge gespannt entgegen". "Wir freuen uns über die hohen Kosten, die vielen Mühen und den Imageverlust, den wir BMW bis jetzt hoffentlich schon bereitet haben." Konkrete Aktionen sind in Prenzlauer Berg noch nicht geplant. Kiezinitiativen rechneten mit friedlichem Protest.

Die Polizei kündigte an, gemeinsam mit den Lab-Planern ein Schutzkonzept erarbeiten zu wollen. "Wir werden genau gucken, wie die Szene nun reagiert und welche Art des Protests geplant ist", so Polizeisprecher Stefan Redlich. Eine Ortsbegehung habe es schon gegeben.

Pankows Bürgermeister Matthias Köhne (SPD) nannte die Entscheidung des BMW Guggenheim Lab für seinen Bezirk "großartig". Kaum ein Stadtteil habe sich seit der Wende so rasant gewandelt. Das Lab könne nun über die "Licht- und Schattenseiten dieser Metamorphose" diskutieren. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) lobte, das Projekt passe zu Berlin. "Denjenigen, die sich selbst zu Schiedsrichtern aufschwingen wollen, was diskutiert werden darf und was nicht, müssen wir gemeinsam entgegentreten."

Weniger glücklich war am Dienstag Franz Schulz. Der grüne Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg hatte bis zuletzt versucht, das Lab in Kreuzberg zu halten. Angeboten worden sei als Alternative etwa das Gleisdreiecksgelände. Der Weggang des Lab sei "eine verlorene Chance".

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20 Kommentare

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  • C
    Charon

    Nee, Nee "von Cabrón", Du bist der Klischee-hafte zugereisste Investoren-Yuppie-Bonze!

  • C
    Cabrón

    Ich hasse mich und jede kultivierte Auseinandersetzung mit fremdartigen Einflüssen. Ich sehe meine Wohngegend als Trutzburg und ziehe mich gerne immer wieder auf das hippe Gentrifizierungsargument zurück. Zudem bin ich grundsätzlich xenophob und verstehe urbane Veränderungen als Angriff auf meinen Tellerrand-großen Horizont. Ich bin der Klischee-hafte Linke in Berlin.

  • B
    Bromhead

    aus der "SZ" (leider nicht aus der "taz", durch deren Lokalteil interessanterweise ein kreuzkonservativer Bewahrergeist weht, der einer sich als links verstehenden Zeitung eigentlich sowas von zuwider laufen müsste):

     

    "... dass die Mieten in Berlin "explodieren", kann ohnehin nur behaupten, wer München, Frankfurt oder Düsseldorf nicht kennt. Doch nach jahrzehntelanger Berlin-Subventionierung hat sich der Glaube festgesetzt, Erhaltung von Bausubstanz koste nichts.

    Es ist vermutlich schon richtig, was die Gegner der BMW-Guggenheim-Aktion jetzt beleidigt festhalten: Nie sei Gewalt gegen Personen angedroht worden. Die Berliner Zeitung, seit ihrer Fusion mit der Frankfurter Rundschau auf entschlossenem Kurs in jenes kompromisslose linke Spießertum, das schon das Frankfurter Blatt in den Ruin geführt hat, spricht nun von einer "Überreaktion" der Guggenheim-Leute. Und es stimmt: Berlin hat seit 25 Jahren gelernt, mit solchen Protestlagen geschmeidig umzugehen, durch Deeskalationsteams der Polizei, aufs Äußerste gedehnte Legalität, Vernageln von Schaufenstern, Reinigungsarbeiten am nächsten Morgen.

    Doch anders als die Stadt und die Bewohner der betroffenen Bezirke müssen weder eine große Stiftung noch ein Autokonzern sich diese läppischen Rituale, aus denen längst nichts mehr folgt, antun. Sie haben die Möglichkeit, einfach wegzubleiben und ihr Zelt an einer anderen Stelle aufzuschlagen. Mehr ist nicht passiert:

    Eine kleine, enge Welt bleibt weiter unter sich."

     

    Alles gesagt!

  • O
    ole

    @ella

     

    Guggenheim hat einst auch von HugoBoss Geldmittel erhalten. Der HugoBoss, der HIER auf taz.de WERBUNG machen darf. Der HugoBoss, der einst die SA, SS oder die HJ mit "Berufsbekleidung" ausgestattet hatte. Auch 1&1, Media Markt, elitepartner.de(elitär?), Cine Star dürfen auf taz.de werben. Und viele andere "böse" Sponsoren sorgen dafür, daß SIE als Bürgerin hier im Kommentarbereich ihre Meinung öffentlich machen können. Warum ist das wohl so? Und geht es diesen Firmen etwa nicht um Image und Marketing? Ist das nun vollkommen neu? Ist ihr Denken bereits durch Marketing und Werbung durcheinander gebracht?

    Weshalb "sabotieren" Sie das nicht, @anonymous????

  • O
    ole

    @atze

    "raus aus berlin mit dem pack!"

     

    Dieses "Pack" ist seit 45 Jahren auch ein Arbeitgeber, der in Berlin-Spandau fast 2000 Leute beschäftigt. BMW hat immer an diesem Werk festgehalten und sich zu Berlin bekannt, trotz der Verlockungen anderer und deutlich billigerer Produktionsstätten.

    Es gibt sinnvolle und berechtigte Kritik am Konzern (Leiharbeiterquote in Leipzig, die Quants un die NS Vergangenheit et cetera). Und es gibt sinnfreie Sprüche dummer Leute...

  • O
    ole

    @Demokratin

    "Berlin ist die Stadt der Verlierer und der Hundescheisse. Mehr nicht."

     

    Ja ja ja. Dafür aber weltoffen. Sie sind also trotzdem willkommen, selbst mit Kuhscheisse unter den Fußnägeln und trotz ihrer vollendeten Niveaulosigkeit.

  • D
    Durchblicker

    Zurück am alten Standort. Haha, wer's glaubt, wird seelig. Es dürfte doch jedem klar sein, dass nie ernsthaft ein anderer Standort geplant war. Das ganze war eine geniale PR Maßnahme und die kleinen nicht sehr schlauen Steinewerfer sind drauf reingefallen und haben sich unfreiwillig und kostenlos als Promoter zur Verfügung gestellt. So viel Medienöffentlichkeit hätte das Projekt doch nie bekommen, wie es jetzt durch die gezielte Provokation mit dem Spreeuferstandort und der kalkulierten Gegenreaktion bekommen hat. Guggenheim baut jetzt dort auf, wo es immer hinwollte und bedankt sich recht herzlich bei den Hirnies und den über sie berichtenden Medien für das super Marketing.

  • EB
    @ella bloch

    "das lab braucht hier am prenzlberg wirklich keiner"

     

    Für wen sprichst du? Für dich selbst? Für deinen Bekanntenkreis von Alternativ-Spießern mit Angst vor allem, was neu oder fremd ist. Oder hast du tatsächlich eine repräsentative Umfarage aller Pankower vorliegen?

    Ziemlich dumm und anmaßend, was du von dir gibst.

  • C
    Claudi

    Ich frag mich immer, ob die gleichen Leute, die angeblich wegen des Sponsorings durch BMW Probleme mit einem Kulturprojekt haben, auch konsequenterweise nie in den Mauerpark gehen, für den die Allianz mehr als 2 Mio. gesponsort hat. Es wären noch tausende andere Objekte/Projekte zu nennen, in denen Geld der bösen Konzerne steckt und die sehr gerne von den angeblich so kritischen Leuten genutzt werden.

    Total Verlogen diese ganze Aufregung. Es geht schlicht und einfach um die Lust auf pubertäre machohafte Machtspielchen und Randale einer kleinen Hand voll Möchtegernrevolutionäre (die wahrscheinlich selbst auf ihrer schwarzen Kapuzenjacke Werbung für NorthFace machen und an ihren Füßen täglich die drei Streifen von Adolf Dassler zur Schau tragen). Das ganze Kindergartentheater soll dann mit dem Argument BMW einen politischen Anstrich bekommen. Wie Lachhaft!!

  • D
    Demokratin

    Konsequenterweise sollte Berlin dann auch auf die Transferleistungen aus Bayern verzichten.

     

    Am besten auch noch auf die aus Hessen und BaWü.

     

    Berlin ist die Stadt der Verlierer und der Hundescheisse. Mehr nicht.

     

    Ich habe jedenfalls keine Lust mehr, diese Geldsenke zu finanzieren. Letztlich ist sogar Griechenland aussichtsreicher als dieses Provinznest.

  • A
    anonymous

    weg mit dem scheiß!

     

    es wird sich schon die eine oder andere möglichkeit der sabotage finden :-))

  • E
    ella

    zensur bei der taz?

  • B
    ber

    @typisch berlin:

     

    Das BMW-Lab ist kein Kulturprojekt, sondern eine Marketing Aktion.

     

    Die von dir als "Spinner" bezeichneten Leute sind besorgte Anwohner, die (wie ich finde) zurecht das Lab als Anlass nehmen ihren Unmut über Gentrifizierung etc. in Berlin zu äußern.

  • MS
    Michael Springer

    Zum BMW-Guggenheim-Lab habe ich vor ein paar Tagen schon etwas geschrieben:

     

    http://www.prenzlberger-stimme.de/?p=41771

     

    Und heute ist es mir ganz und gar Willkommen in Pankow:

     

    www.kultur-in-pankow.de

     

    Ich freue mich auf spannende Diskussionen vor Ort!

     

    Wir brauchen tatsächlich eine andere Politik, die Lebensraum, Wohnraum und Kulturraum in der Stadt neu denkt und dabei soziale Bedingungen erhält.

  • E
    ella

    @von typisch berlin:

     

    BMW ist eine Automarke und kein Kulturprojekt und Guggenheim lässt sich unverständlicher Weise von BMW vor den Karren spannen, damit es den Anschein hat, als sei BMW+Guggenheim ein mobiles Kulturprojekt. Es ist eine BMW-Imagekampagne und mehr nicht. BMW startet eine "Car-Loft"-Tournee unter dem Pseydonym "Stadtentwicklung" bzw. "lab". Warum das von dir als Kulturprojekt angesehen wird, verstehe ich nicht. Stadtentwicklung sollte die Gesamtgesellschaft betreffen und nicht eine elitäre stadtplanerische Angelegenheit mit BMW-Logo sein. Kulturprojekt und Imagekampagne sind keine identen Begriffe. Dass du das glaubst, zeigt doch, wie Marketing und Werbung dein Denken bereits durcheinander gebracht haben. Und: im Zweifel lieber Links;-)

  • TB
    Typisch Berlin

    @ella bloch

     

    "das lab braucht hier am prenzlberg wirklich keiner und es hat den anschein, als sei genug gelabert worden"

     

    Ob dieses lab von den peinlichen kleingeistig-borniert-provinziellen Berliner Linken (welcher Herkunft auch immer) gebraucht wird, interessiert mich weniger. Ich kann auch nicht beurteilen, ob das Projekt sinnvoll ist. Mich interessiert aber, dass nicht irgendwelche rechten oder linken Spinner in diesem Land es schaffen, ein Kulturprojekt zu verhindern.

    Ich weiß schon, warum ich (als ehem. Ossi) dagegen war, dieses miefig-unfreundliche Kaff zur Hauptstadt zu machen.

  • F
    fluxus

    Und so begrüßen die Anwohner am an den Pfefferberg grenzenden Teutoburger Platz das BMW-Guggenheim-Lab:

    https://linksunten.indymedia.org/system/files/images/1530421571.jpg

  • F
    fluxus

    Wörtliches Zitat eines Sprechers des BMW-Guggenheim-Labs bei einer Anwohner-Präsentation vor wenigen Wochen in Kreuzberg:

     

    "Prenzlauer Berg, im Pfefferberg zu sitzen - das wäre spannend gewesen vor 10 Jahren. Im Pfefferberg sieht es jetzt so aus, wie es hier (Wrangelkiez) hoffentlich nicht aussieht in 10 Jahren."

     

    Nachzuhören unter:

    http://www.youtube.com/watch?v=fbOj1Oca0Bk#t=5m36

  • A
    atze

    raus aus berlin mit dem pack!

  • EB
    ella bloch

    die diskussionen rund um stadtentwicklung gehen in prenzlberg und mitte weiter. wie diversen medien zu entnehmen ist, aber besser ohne bmw-guggenheim-lab am pfefferberg. am wochenende wurde hier ein großes transparent "lab't uns am arsch" in unmittelbarer nähe zum pfefferberg aufgehängt und hat auf breiten beifall in der bevölkerung gestoßen;-)

     

    das lab braucht hier am prenzlberg wirklich keiner und es hat den anschein, als sei genug gelabert worden:

     

    http://de.indymedia.org/2012/03/327689.shtml