Kürzungen bei US-Klimaforschung: USA are fired
Die Trump-Regierung zerstört Institutionen, die ihr nicht in den Kram passen. Da war es nur eine Frage der Zeit, bis es auch die Klimaforschung treffen würde.
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„Ob Hurrikanschäden in Tennessee und North Carolina oder Waldbrände in Los Angeles, jetzt ist für uns nicht der richtige Zeitpunkt, die Mittel und Ressourcen für die Datenerfassung zu kürzen. Denn ohne Daten fliegen wir blind“, sagte Gabriel Watson, Datenwissenschaftler für die Umweltpolitikorganisation Environmental Policy Innovation Center.
Watson gehört zu den Tausenden in den USA, die täglich auf Regierungs-Klimadaten angewiesen sind, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Ohne diese Daten fehlt die Grundlage für objektive Analysen, erklärte er der taz.
„Ich arbeite mit Systemen, mit denen 99 Prozent der Bevölkerung nie etwas zu tun haben werden. Doch genau diese Systeme sind dafür verantwortlich, die Weichen zu stellen, die die Lebensqualität der Menschen entweder verbessern oder verschlechtern. Die Menschen werden erst verstehen, wie wichtig diese Daten sind, wenn es sie nicht mehr gibt“, sagte Watson.
160 Mitarbeiter der Umweltschutzbehörde mussten gehen
Die Säuberung der Internetseiten ist Teil von Trumps Plan, die Regierung effizienter zu gestalten. Mithilfe von Milliardär und Regierungsberater Elon Musk sollen Regierungsbehörden vor allem bei Personal und Finanzen abspecken. Das große Ziel ist es, den angeblichen Missbrauch und Verschwendung von Steuergeldern zu minimieren.
Mit der Abwicklung der US-Behörde für internationale Entwicklung USAID haben Trump und Musk bereits gezeigt, dass sie es ernst meinen. Und da Trump ein bekannter Leugner des Klimawandels ist, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Umweltbehörden betroffen sind.
Mehr als 160 Mitarbeiter der Umweltschutzbehörde EPA, vor allem im Bereich Klimagerechtigkeit, wurden entlassen, weitere Kündigungen werden erwartet. Auch das Datenprogramm EJScreen, das Politikern half, die möglichen Auswirkungen einer Entscheidung auf die Umwelt und die Menschen besser beurteilen zu können, wurde abgeschaltet.
Doch das könnte erst der Anfang sein. Russell Vought, Leiter der Haushaltsbehörde OMB und Mitgestalter des konservativen Regierungsplans „Project 2025“, plant weitere Kürzungen. Er will öffentliche Bedienstete als „Bösewichte“ darstellen.
„Wir wollen, dass die Bürokraten traumatische Erfahrungen machen. Wenn sie morgens aufwachen, wollen wir, dass sie nicht zur Arbeit gehen wollen, weil sie immer häufiger als die Bösewichte angesehen werden. Wir wollen, dass ihre Finanzierung eingestellt wird, sodass die EPA nicht alle Vorschriften gegen unsere Energieindustrie durchsetzen kann, da sie finanziell nicht über die nötigen Mittel verfügt“, sagte Vought in einer Rede vor Trumps Wahlsieg, die vom Investigativportal ProPublica veröffentlicht wurde.
Düstere Zukunft
Die Sorge, dass Behörden wie die EPA ausgehöhlt werden, hat gemeinnützige Organisationen und Freiwillige dazu veranlasst, so viele Daten wie möglich zu archivieren. Doch auch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Datenwissenschaftler Gabriel Watson erklärt, dass die Archivierung nur den aktuellen Stand erfasst, der oft schon veraltet ist. „Wir sprechen über Hunderte, Tausende von Menschen, die die Daten sammeln und sie aktualisieren“, sagte er.
Angesichts der aktuellen Situation ist fraglich, ob die Bundesregierung weiterhin Gelder bereitstellt, um Daten zu sammeln, zu aktualisieren und miteinander zu verknüpfen, um einen vollständigen Überblick zu erhalten. Watson sagt: „Diese Unsicherheit, ob es Gelder für die Überwachung der Luftqualität, für Klimaresilienz und für das Pflanzen von Bäumen in Zukunft geben wird, ist für viele Menschen schwer zu ertragen. Ich glaube, dass es im Moment in vielen Organisationen im Klimabereich wirklich großes Leid gibt. Ich und andere, die einen sicheren Job haben, sind in einer Position, sich aktiv dagegen zu wehren, doch ehrlich gesagt glaube ich, dass die Zukunft düster ist.“
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