Künstliche rassistische Bilder: KI zeigt wahres Gesicht der AfD
AfD-Politiker Norbert Kleinwächter hetzte mit KI-Bildern gegen Geflüchtete. Die Täuschung zeigt aber auch ungeschminkte Realität – die des Rassismus.
D ies ist die Geschichte eines Politikers der AfD mit lebhafter Fantasie. Er heißt Norbert Kleinwächter und ist immerhin stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Bundestag. Norbert geht anscheinend mit der Zeit. Manchmal postet er auf Instagram Selfies von sich – so nah von seiner Fresse aufgenommen, dass man reflexhaft den Bildschirm etwas weiter von den eigenen Augen entfernen muss. Der moderne Norbert hat nun auch die künstliche Intelligenz für sich entdeckt. Auf seinem Instagram-Profil, wo sich eigentlich nicht so viele User*innen verirren (sollten), tauchte also neben seiner AfD-Visage ein Bild von schreienden Männern auf.
Als Betrachter*in liest man sie als nordafrikanisch oder aus dem Nahen Osten stammend: Bärte, schwarze Haare, dunklerer Hautton. Sie sind wütend, ihre Augenbrauen sind zusammengezogen, eine Faust ist zu sehen. Unter der Szene steht in großen Lettern: „Nein zu noch mehr Flüchtlingen!“ In der Bildbeschreibung beruft sich der Norbert auf die Gewerkschaft der Polizei, die auf reiner Meinungsbasis mit mehr Geflüchteten in den kommenden Monaten rechnet und damit Stimmung macht. Da haben sich wohl zwei gefunden.
Schaut man genau hin, erkennt man schnell, dass an dem Bild von den Männern so einiges nicht stimmt: Die Proportionen in den Gesichtern sind komisch, die offenen Münder deformiert, die Haut der Männer wirkt unnatürlich metallisch, das Licht sehr künstlich. Mehrere User*innen, die sich mit künstlicher Intelligenz auskennen, entlarvten das Bild schnell als Fake. Auf Instagram verteidigt sich der Norbert daraufhin mit dem Satz: „Können Fakten Hetze sein?“ Man fragt sich halt nur, von welchen Fakten er da labert.
KI ganz ungeschminkt
Es liegt nahe, dass der Norbert die kostenlose Testversion der KI genutzt hat: Billige Hetze. Mehr braucht es auch nicht: Denn es ist davon auszugehen, dass viele Menschen im Netz keinen Unterschied zwischen realen und künstlich erzeugten Bildern machen. Vor allem die Adepten der AfD lassen sich, wie in den vergangenen Jahren auf sozialen Medien geschehen, gerne auf Fake News ein – wenn es ihr Weltbild bestätigt. Auf Pressenachfrage rechtfertigte die AfD Norberts Vorgehen. Auch andere Parteimitglieder nutzen gerne die KI für ihre faktenbefreite Hetze.
Es handle sich lediglich um Symbolbilder, ließ ein Parteisprecher wissen. Da sagt die AfD ausnahmsweise mal die Wahrheit: Es sind Symbolbilder für den Hass der AfD, ihre zugrundeliegende Menschenfeindlichkeit und Verwurzelung in einer rassistischen deutschen Tradition, die Minderheiten und Schutzsuchende pauschal verfolgt und dabei vor rein gar nichts zurückschreckt. Das von Norberts Fantasie angetriebene und durch die KI generierte Bild soll etwas vorgaukeln. Die Ironie: Die KI spuckte ganz ungeschminkt die Imagination jener aus, die in der Matrix ihrer rassistischen, völkischen und geschichtsrevisionistischen Ideologie gefangen sind. Dieses Bild zeigt das wahre Gesicht, eher die Fresse vom Norbert und seiner AfD.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Der Check
Verschärft Migration den Mangel an Fachkräften?
Kompromiss oder Konfrontation?
Flexible Mehrheiten werden nötiger, das ist vielleicht gut
Überraschende Wende in Syrien
Stunde null in Aleppo
Liberale in der „D-Day“-Krise
Marco Buschmann folgt Djir-Sarai als FDP-Generalsekretär
Trumps Wiederwahl
1933 lässt grüßen