Künstler über Science-Fiction-Filmreihe: „Eine imaginäre Zeitreise“

Training, um sich für Zukunftsthemen zu sensibilisieren: Der Künstler Bogomir Ecker kuratiert eine Filmreihe zur Kunsthallen-Ausstellung „Futura“.

Ein Mann mit Brille und verschränkten Armen steht vor einer Wand, an der Kunstwerke hängen

Bogomir Ecker vor seiner Collage „Futura Tableau #2, 2022“ in der Ausstellung „Futura“ Foto: Markus Brant/dpa

taz: Herr Ecker, Sie sind der Kurator einer Science-Fiction-Filmreihe im Metropolis-Kino. Ist das nicht für Sie ein ganz neues Betätigungsfeld?

Bogomir Ecker: Ja! Als ich vor 25 Jahren die „Tropfsteinmaschine“ gebaut habe, dachte ich bei der Vorplanung immer daran, wie die Zukunft in 500 Jahren aussehen würde. Und dabei war Science-Fiction eine wichtige Spur. Deshalb haben die Veranstalter beschlossen, diese Filmreihe zusammenzustellen. Ich hatte eigentlich ein Programm mit 25 Filmen geplant. Das war dann aber ein bisschen viel und so sind es jetzt zehn Filme geworden.

Sie präsentieren da ja zwischen „Die Reise zum Mond“ von Méliès und „Matrix“ den Kanon des Genres.

Ich habe ganz bewusst die unumstrittenen Klassiker ausgesucht. Und natürlich sind da dann auch einige meiner Lieblinge dabei.

Zum Beispiel?

Na ja, ich habe ja nicht umsonst „Stalker“ an die erste Stelle gesetzt. Andrej Tarkowskij ist für mich einer der Größten, der wie sonst nur noch Stanley Kubrick dem Genre am meisten gegeben hat. Ich bin ja Bildhauer und für mich spielte die Bildhaftigkeit und Poesie bei den beiden eine ganz große Rolle.

71, Bildhauer, Objektkünstler und Fotograf, war Professor an den Hochschulen für bildende Kunst in Hamburg und Braunschweig. Seine „Tropfsteinmaschine“ steht seit 1996 in der Hamburger Kunsthalle.

Wo liegt da die Verbindung zu Ihrer eigenen Kunst?

Es geht mir darum, wie andere versucht haben, sich die Zukunft vorzustellen. Bei der „Tropfsteinmaschine“ ist das Problem ja schon im Wort drin: Tropfstein steht für Natur, Maschine für Technik. Und diese binäre Situation ist auch ein wichtiger Bestandteil der meisten SF-Filme.

Und wie genau hat Science-Fiction Sie bei Ihrer eigenen Arbeit inspiriert?

Ich habe vor 25 Jahren, bevor ich die Tropfsteinmaschine gebaut habe, so viele SF-Filme wie möglich angesehen, um von ihnen zu profitieren. Das war ein riesiger Behälter mit Zukunftsvorstellungen, Fantasien, Ängsten, Themen wie Kontrollverlust, Kritik der Wissenschaft und so weiter.

Das klingt ja wie eine Recherche

Genau das war es. Das Filmeschauen war ein Training, um mich für diese Themen zu sensibilisieren. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Die Science-Fiction hat schon vor Jahrzehnten durchgespielt, dass es einen großen Klimawandel geben wird.

Zum Beispiel in dem Film „Soylent Green“, der im Jahr 2022 spielt und auch in Ihrem Filmprogramm laufen wird.

Filmreihe „Futura“: ab Fr, 4. 2., Metropolis-Kino Hamburg, https://www.metropoliskino.de/index.php?id=28#4. Die gleichnamige Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle ist bis 10. April zu sehen, Infos: https://www.hamburger-kunsthalle.de

Genau! Dadurch kommen wir zu der Frage: Was machen wir, wenn es nicht regnet? Eine Tropfsteinmaschine kann nur funktionieren, wenn es kontinuierlich Regenwasser gibt. Ich habe also angeregt durch diese Filme darüber nachgedacht, was wir machen können, wenn es in Hamburg mal nicht regnet. Damals haben sich alle totgelacht und gesagt: In Hamburg regnet es immer. Ich bestand dann aber darauf, dass ein Wasserreservoir von 1.500 Litern installiert wurde. Ich habe also mit der Hilfe des Kinos eine imaginäre Zeitreise gemacht, um meine Maschine sicherer zu machen.

Die neusten Filme in Ihrem Programm sind „Matrix“ und „eXistenZ“. Warum zeigen Sie keine Werke aus dem neuen Jahrtausend?

Das Genre hat sich verändert. Das geht jetzt für mich zu sehr in Richtung „Fantasy“ oder Action. Und das ist nicht mehr die Science-Fiction, der ich verpflichtet bin.

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