Kuba und die freie Meinung: Geheimpolizei attackiert Bloggerin
Die Regimekritikerin und taz-Kolumnistin Yoani Sánchez wurde von Geheimpolizisten geschlagen und kurzzeitig festgenommen.
HAVANA afp/taz | Die kubanische Bloggerin Yoani Sánchez ist nach eigenen Angaben von Geheimpolizisten in Zivil misshandelt und vorübergehend festgenommen worden. "Sie haben mich geschlagen und mit dem Kopf voran in ein Auto verfrachtet", schrieb die 34-jährige Bloggerin am Samstag in ihrem Internetblog "Generación Y".
Die drei Männer hätten ihr gegenüber keinerlei Erklärung abgegeben. Es sei aber klar, dass es ihnen darum gegangen sei, ihre Beteiligung an einer Demonstration für Gewaltfreiheit in der Welt zu verhindern. An der etwa 15-minütigen Demonstration beteiligten sich am Freitagabend in Havanna einige Dutzend Jugendliche, wie Teilnehmer der Nachrichtenagentur AFP sagten.
Im Zentrum der Hauptstadt schlugen die Zivilpolizisten laut Sánchez zwei weitere Kollegen und nahmen auch sie vorübergehend fest, darunter ihren Freund Orlando Luis Pardo, der ebenfalls im Internet bloggt. Alle drei kamen demnach nach etwa einer halben Stunde wieder auf freien Fuß.
Die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch verurteilte in einer Erklärung den Einsatz "brutaler Gewalt", um Sánchez "zum Schweigen zu bringen". Die "internationale Gemeinschaft" müsse dem kubanischen Präsidenten Raúl Castro in scharfer Form klarmachen, dass "derartige Angriffe gegen unabhängige Stimmen vollkommen unannehmbar" seien.
Sánchez ist wegen ihrer kritischen Berichte über das Leben in Kuba international bekannt. Im vergangenen Jahr zeichnete die spanische Tageszeitung El País sie mit dem prestigeträchtigen Preis Ortega y Gasset aus. Von der Deutschen Welle erhielt sie, ebenfalls 2008, den Preis als beste Bloggerin.
Für die sonntaz, die Wochenendausgabe der taz, schreibt sie regelmäßig Kolumnen in der Rubrik "Politik von unten" - das letzte Mal am 12. September 2009 über ein in Havanna geplantes Konzert des kolumbianischen Rockstars Juanes. Von offizieller kubanischer Seite lag zunächst keine Stellungnahme zu Sanchez Darstellung vor.
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