Kritik in der Medienwelt: Weihnachten bei Gutverdieners
Zur Festzeit drehen alle steil. Die Grüne Claudia Roth kritisiert nochmal schnell ARD und ZDF. Und Elon Musk will Twitter auf den Mond schießen.
H errliche Weihnachtszeit! Da drehen alle ein bisschen steil. Schließlich kommen Mutti und die Omma, und wehe, der Kartoffelsalat ist nicht so, wie’s Onkel Heinz gewöhnt ist. Die Medienwelt macht hier keine Ausnahme. Deshalb sagt Medienstaatsministerin Claudia Roth (B90/Grüne) auch nochmal, dass diese Intendant*innengehälter so gar nicht gehen. Für die gebe es „völlig zu Recht kein Verständnis. Wenn ein Intendant mehr als der Bundeskanzler verdient, besteht eine Schieflage“, sagt sie der Augsburger Allgemeinen. „Ach so, die Medien lassen nicht locker und walzen das Thema immer noch weiter aus. Jetzt befragen sie schon bunte Promis“, sagt die Mitbewohnerin.
Zumal Roth als Fachkraft des Bundes gar nichts mit ARD und ZDF zu tun hat. Da dürfen nur Fachkräfte der Länder ran. Und geil hohe Gehälter sind beim Bund ja völlig unbekannt. Der Bund ist zum Beispiel Mehrheitsgesellschafter der Juris GmbH. Das ist ein Online-Portal für juristisches Gedöns und betreibt mit Libra ein eigenes Info-Medium. „Unsere Redaktion arbeitet journalistisch, begleitet von unseren Herausgeberinnen und Herausgebern. Wir berichten, interviewen, analysieren und fragen im Wochentakt, was die juristische Welt von morgen formen wird“, heißt es auf der Libra-Website.
Das ist nicht nur verdammt staatsnah, weil das Ding eben dem Bund gehört, wie die FAZ zu Recht bekrittelt. Was die Zeitung für die klugen Köpfe dann berichtet, ist besonders hübsch. Libra-Mitherausgeber und Juris-Geschäftsführer Samuel van Oostrom bekam 2020 auch noch ein Salär von insgesamt stolzen 333.634,04 Euro. Boah ey! Das ist fast Tom Buhrow und mehr als das Grundgehalt der Bundeskanzler*in, das schlappe 25.000 Euro im Monat beträgt. Und das bei einer 250-Mitarbeitenden-Butze!
Musk erratisch
Egal ob noch ein paar Milliarden oder ein paar Angestellte mehr, völlig abgedreht ist auch die selbsternannte Medienfachkraft Elon Musk. Der bekannte Elektroauto-Hersteller mit deutscher Postanschrift in Grünheide/Mark generiert sich ähnlich erratisch wie Holger Friedrich von der Berliner Zeitung. Musk hat angekündigt, noch vor dem Jahreswechsel Twitter endgültig vor die Wand zu fahren bzw. auf den Mond zu schießen.
Es ist die alte Leier. Da macht einer auf Verteidiger der totalen Presse- und Meinungsfreiheit. Und agiert doch als beleidigte Leberwurst, wenn es um ihn selbst geht. Es bleibt auch bei Musk eben bei der alten Erkenntnis, die Hilfshausmeister Höge schon im letzten Jahrtausend so messerscharf formuliert hat: „Wenn ich eins nicht abkann, dann ist das Kritik“. In diesem Sinne frohes Fest. Und jetzt bloß kein falsches Wort über den Kartoffelsalat von Claudia!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Auf dem Rücken der Beschäftigten