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Kritik an Flugbereitschaft der RegierungGrüne monieren zu viele Leerflüge

2018 gab es 800 Flüge zwischen Köln/Bonn und Berlin ohne PassagierInnen. Sie haben 4.000 Tonnen CO2 in drei Jahren produziert.

Fliegt ganz schön oft ohne PassagierInnen: Maschine der Flugbereitschaft der Bundesregierung Foto: dpa

Berlin afp/taz | Die Grünen kritisieren zu viele Leerflüge bei den Regierungsfliegern. Einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen zufolge flogen die Maschinen allein im vergangenen Jahr über 800 Mal von ihrer Basis am Flughafen Köln/Bonn nach Berlin, um dort die eigentliche Reise mit einem Regierungsmitglied zu beginnen.

Der Grünen-Politiker Tobias Lindner kritisierte den unnötigen Schadstoffausstoß und die hohen Kosten dafür. „Die derzeitige Situation, dass die Flugbereitschaft in Köln stationiert ist, die Passagiere sich aber meistens in Berlin befinden, ist für alle Beteiligten mehr als unbefriedigend“, sagte er. Das erhöhe die Komplexität des Betriebs der Flugbereitschaft, verursache unnötige Bereitstellungsflüge, sei schlecht für die Umwelt und eine Belastung für das Personal.

Die Leerflüge hätten über die vergangenen drei Jahre im Schnitt 4000 Tonnen CO2 jährlich verursacht. Um diese Menge einzusparen, bräuchte es 340.000 Bäume, sagte er. Außerdem koste die Unterbringung der Crews in Berlin im Monat rund 23.000 Euro.

Lindner forderte, die Flugbereitschaft insgesamt zügig nach Berlin zu verlegen. Die Pläne der Bundesregierung sehen vor, die neue Basis auf dem neuen Hauptstadt-Flughafen zu bauen – doch gibt es bei dem Projekt aus unterschiedlichen Gründen immer wieder Verzögerungen. Die Bundesregierung hat zwar ein entsprechendes Terminal schon in Empfang, aber noch nicht in Betrieb genommen.

Schneller Ersatz für Pannenflieger

Der Grünen-Politiker machte den Vorschlag, zu prüfen, ob nicht einige Hallen der insolventen Berliner Fluggesellschaften Germania oder Air Berlin vorübergehend genutzt werden könnten. So könnten wenigstens einige Maschinen und Crews nach Berlin verlegt werden. Das würde auch dazu beitragen, schneller Ersatzmaschinen zur Stelle zu haben, wenn Pannen aufträten.

In den vergangenen Monaten waren die Flugzeuge immer wieder mit Pannen aufgefallen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte Ende Januar mit seinem A340 „Theodor Heuss“ vorübergehend in Äthiopien festgesessen. Im Dezember hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei der Anreise zum G20-Gipfel in Buenos Aires wegen eines Totalausfalls des Funksystems umkehren müssen.

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3 Kommentare

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  • Es wäre zweckmäßig mit Zahlenvergleichen von CO2, Feinstaub, Stickoxiden... aufzuhören. x CO2 = y Bäume, X Feinstaub/Stickoxide = Y weniger Lebensjahre...

    Es ist albern und lädt Ignoranten, Interessengruppen und schlichte Blödmänner/-frauen ein, nicht über das Problem, sondern über die Zahlen das Problem zu chaotisieren und banalisieren: Sind bei den 340000 Bäumen Setzlinge gemeint? 3 jährige oder 10 jährige Bäume? Was ist mit der Baumart, Umfang Wachstumsgeschwindigkeit...?

    Bezüglich des CO2 würde der Hinweis genügen, dass die heute emittierten Mengen mehr als 25 Legislaturperioden in der Atmosphäre verbleiben. Es wäre auf vielfältige Weise von Nutzen und NICHT zu widerlegen.

    • @Drabiniok Dieter:

      Da stimme ich zu - zudem bringen existierende Bäume und Wälder gar nichts, denn so wie sie wachsen (und CO2 binden), sterben und verfaulen sie auch (und geben das CO2 wieder frei). Bringen würde es nur, wenn der Kohlenstoff als Moor, dann Braunkohle und dann Steinhohle gebunden und so dauerhaft der Atmosphäre entzogen würde.

  • Es dürfte weniger das spezielle Terminal als die Wartungseinrichtungen und deren personelle Infrastruktur sein, die die Flugbereitschaft in Köln/Bonn halten. Was es da in Tegel oder Schönefeld gibt, platzt im Zweifel jetzt schon aus allen Nähten - Pleiten hin oder her. Nur einen Teil der Flugzeuge jetzt schon nach Berlin zu verpflanzen, würde an der Stelle Doppelstrukuren erschaffen, die auch erst einmal aufgebaut, dann wieder umgesiedelt und so wieder Ressourcen ohne Ende verschlingen würden.

    Klarer Fall von "Point of no Return erreicht" (wie beim ganzen BER) aus meiner Sicht: Hätte man vor fünf Jahren gewusst, dass der Bau so lange dauert, hätten sich Alternativen gelohnt, aber jetzt ist es im Zweifel effizienter, die Zeit bis zur Fertigstellung von BER auch noch abzuwarten.