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Kritik am SPD-SenatUnterstützung für Lampedusa-Gruppe

Ex-SenatorInnen und Abgeordnete kritisieren den Kurs des Senats und fordern eine Dialog-Kommission mit den Flüchtlingen. Auch Prominente aus der Kreativwirtschaft werben für Bleiberecht

Sind auch solidarisch: die Band Tocotronic, Schauspielerin Pheline Roggan und Bela B. von den Ärzten. Bild: "Wir sind Lampedusa"

Die Kritik am Umgang des Senats mit den Flüchtlingen der Lampedusa-Gruppe wird breiter. Jetzt haben 13 Ex-Bürgerschaftsabgeordnete in einen Brief an ihre aktuellen NachfolgerInnen den „Dialog mit der Gruppe Lampedusa“ angemahnt.

Zu ihnen gehören auch die drei früheren SenatorInnen Traute Müller (SPD), Wilfried Maier (Grüne) und Alexander Porschke (Grüne). Als weitere SPD-Politiker unterzeichneten die Ex-Bürgerschaftsabgeordneten Wulf Damkowski, Jan Jalass und Hans-Günter Mertens den Aufruf.

Die ehemaligen PolitikerInnen, die alle für die SPD, die Grünen oder deren Abspaltung „Regenbogen-Gruppe“ die Abgeordnetenbank drückten, beziehen sich dabei auf den bislang erfolglosen Vorstoß der Flüchtlinge, eine Kommission gründen zu wollen.

Ende Oktober hatte die Gruppe „Lampedusa in Hamburg“ dem Senat die Bildung eines solchen Gremiums vorgeschlagen. In ihm sollten neben Vertretern der Flüchtlinge und des Senats auch die an dem Konflikt beteiligten „zivilgesellschaftlichen Akteure und Initiativen“ gemeinsam eine Lösung des Problems suchen.

Eine solche Kommission, betonen die 13 Ex-PolitikerInnen, wäre ein politisches Zeichen, zu einer Art „verbundener Individuallösung“ finden zu wollen, wie sie „im Übrigen auch gegenüber anderen Flüchtlingsgruppen durchaus üblich“ sei.

Mit der Plakatkampagne „Wir sind Lampedusa“ wirbt nun auch ein Kreis aus der Kreativwirtschaft für Unterstützung der Geflüchteten. Um den öffentlichen Druck auf die Politik aufrechtzuerhalten, erklären sich AutorInnen, SängerInnen, SchauspielerInnen und Leute aus der Filmszene solidarisch mit der Gruppe, die ein Bleibe- und Arbeitsrecht in der Stadt fordert.

Mit von der Partie sind Filmregisseur Fatih Akin, Bela B. von den Ärzten, der Gründer des Modelabels „Herr von Eden“ Bent Angelo Jensen und die Bands Fettes Brot, Deichkind und Tocotronic sowie die Musikerin Cäthe.

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21 Kommentare

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  • Das Wort zum 1. Advent:

     

    Vor der ganzen Versammlung warnte Jesus seine Jünger: „Nehmt euch in acht vor den Gesetzeslehrern! Sie zeigen sich gern in ihren Talaren und lassen sich auf der Straße respektvoll grüßen. Beim Gottesdienst sitzen sie in der ersten Reihe, und bei Festmählern nehmen sie die Ehrenplätze ein. Sie sprechen lange Gebete, um einen guten Eindruck zu machen; in Wahrheit aber sind sie Betrüger, die hilflose Witwen um ihren Besitz bringen. Sie werden einmal besonders bestraft.“ Lukas 20, 45-47

     

    Mögen diese Herrschaften diese Zugereisten bitte in aller Stille bei sich zu Hause auf ihre Kosten aufnehmen und sich nicht wie die Pharisäer voller Stolz auf ihre Gutmenschenbrüste schlagen.

  • J
    johnny

    Ich rege mich immer auf, wenn Medien Künstler zu politischen Themen befragen. Befragt sie zu Musik oder Filmen, Dinge, von denen sie etwas verstehen.

     

    Und: warum läuft das Comeback wohl gut? Richtig, wegen Promotion.

    • BH
      boafted heeedoc
      @johnny:

      Wieso sollten Künstler nichts von politschen Themen verstehen?

      Welchen Beruf muss man denn haben, um mitreden zu können/zu dürfen?

      Und wieso nimmst Du Dir das Recht heraus, zu politischen Themen Deine Meinung zu sagen?

      Promotion: Ja, wohl auch.

      Aber das hat eben nichts mit Lampedusa zu tun, weil eben viel später.

      Und es soll auch noch Leute geben, die Fettes Brot nicht vergessen haben.

      Das letzte Album ist ja nun auch noch nicht solange her...

  • S
    Steffi

    Die "Wir sind Lampedusa" Magnaten möchten wohl gerne damit ausdrücken, dass sie sich bereit erklären, die Kosten für die Afrikaner zu bestreiten? Oder habe ich etwas falsch verstanden?

    • G
      Gast
      @Steffi:

      Ja, so einiges...

    • D
      Dirksen
      @Steffi:

      Ja, aber nicht nur "etwas"...

  • L
    Leberkäs

    Was gibts denn von seiten der Afrikaner nun schon wieder zu monieren und am Senat zu kritisieren? Die sind nach wie vor in Hamburg, sie haben eine warme Bleibe - was denn?

    Diese "Aktion" "Wir sind Lampedusa" mit dem Konterfei eines ehemaligen (sic!) Senatsmitglieds dahinter - was soll das sein? Was heißt "Wir sind ...?" Das ergibt für mich keinen Sinn. Oder ich verstehe diesen Hamburger Dialekt nicht, falls es einer sein sollte.

    Wer kommt auf so eine Idee, und wer zahlt das?

    • E
      eingeweihter
      @Leberkäs:

      Das zahlt alles die geheime Weltregierung! aber pssst! nicht weitersagen!

  • G
    gast

    langsam wird das echt unerträglich wer so alles seine billige selbstdarstellung als guter mensch nach aussen tragen muß

     

    all die ganzen millionäre, deren tolle kostenlose publicity jetzt zur nächsten million führt

     

    gutmensch sein muss man sich leisten können, geht am besten mit vermögen, erbschaft oder steueralimentierung - wie man an den protagonisten unschwer erkennen kann (die augsteins dieser welt, popmillionäre wie ärzte, hosen und andere sowie eine gehörige zahl von sozialbeamten und kirchensteuerbezahlten)

     

    irgendwann ist es einfach nur noch nervig und peinlich

  • J
    johnny

    Kaum. Selbstdarstellung ist nicht "Verantwortung übernehmen". Im englischen sagt man, wenn jemand vorgibt, es ernst zu meinen "Put your money were your mouth is". Das wäre bei den übermäßig gut bezahlten Künstlern und Politikern ja auch weder schwer noch riskant. Dennoch bleibt es raus. Warum wohl?

    • F
      Frei.Wild.Scheisse!
      @johnny:

      @ Johnny: Würden sie sich auch so aufregen, wenn die Künstler gegen die Lampedusa-Leute auftreten würden?

      Wohl nicht. Es ist dann ja Ihre Meinung...

      Bands wie Fettes Brot haben solch eine Form von Werbung übrigens gar nicht nötig:

       

      "Das Comeback von Fettes Brot läuft gut an: Die neue Single "Echo" der drei Hamburger landet diese Woche auf Platz 12 der offiziellen deutschen Single-Charts und ist damit der höchste Neueinsteiger diese Woche." (rap.de) Das Zitat ist vom 17.10., also lange vor der Plakatkampagne.

      Nein, Johnny, Sie müssen einfach damit leben, dass Flüchtlingsfreundliche Meinungen längst auch im Mainstream angekommen sind und diese auch selbstbewusst vertreten werden.

  • Zum Plakat von Bela B.: Ich bin nicht Lampedusa und nicht dafür verantwortlich, dass die Italiener, lieber ihr Geld horten, statt das Flüchtlingswesen (einschließlich Abschiebung) im eigenen Land vernünftig zu organisieren.

     

    Und darum tret'

    Dein Plakat ein

    Und darum schmeiss ich

    Dein Plakat an die Wand.

  • H
    Heym

    Ist doch mal ein angenehmer Kontrast zu der "Du bist Deutschland" Kampagne, damals, mitten in der Zeit, als Deutschland durch Lohnverzicht und "wir sind wieder wer" Mentalität, kollektiv-national die Ärmel hochkrempelnd, die Führung Europas sich zu erobern trachtete. Und das ganz ohne Waffengewalt...

  • G
    Gast

    So, so, die Kreativwirtschaft fordert. Ist ja auch einfacher als ernsthaft politische Verantwortung zu übernehmen. Danach gilt wieder:" 3 sind ne Party " (Motto von Fettes Brot). Was für ne Show. Sie sind wegen Musik populär aber ihre Meinung ist nicht wichtiger als die vom Schuhmacher, Fleischerin, Oma Meume oder Chirurgen von nebenan. Liebe TAZ, macht doch mal eine Umfrage (nicht nur bei uns TAZ Lesern): Sollen Flüchtlinge gruppenweise hier bleiben können - ohne ihre Identität offenzulegen. Ja oder nein. Diese Künstlerselbstdarstellung gehört zur Vermarktung und langweilt.

    • 1
      1234
      @Gast:

      "Ist ja auch einfacher als ernsthaft politische Verantwortung zu übernehmen."

       

      Die Künstler übernehemen ernsthaft Verantwortung, in dem sie persönlich ihre Meinung Kundtun. Du hingegen pöbelst anonym im Internet.

      Aber in Wirklichkeit bist du ja nur sauer, weil sich Deine Lieblingsbands anders positionieren als Du...

  • J
    johnny

    Lauter Millionäre fordern die Stadt zum Zahlen auf, anstatt einfach mit einem Bruchteil ihrer Vermögen zu bürgen und das Problem zu lösen. Aber man braucht wohl Publicity für das nächste Album, die nächste Tour, den nächsten Film, die nächste Listenwahl im Bezirk etc pp.

    • H
      Hans
      @johnny:

      Öffentlichkeit für das Thema ist unbezahlbar. Die 12 Leute haben den Mut, sich öffentlich für die Flüchtlinge zu positionieren. Wenn die 12 das machen, dann berichten überregionale Zeitungen darüber. Wenn du dich äußerst, dann interessiert das keine Sau. Also, lieber mal ruhig sein und sich fragen, was du selber für die Flüchtlinge in der St. Pauli Kirche tun kannst.

      Außerdem wurde die Aktion von der Facebookseite der Lampedusagruppe selber veröffentlicht. Es scheint doch also so zu sein, dass die sich über die Unterstützung freuen. Wer bist du dann, dass du dir das Recht rausnimmst das zu verurteilen, das die Gruppe Lampedusa offensichtlich begrüßt?

      • J
        johnny
        @Hans:

        Mich interessiert nicht, wen oder was "die Lampedusagruppe" begrüßt, ich bin schon groß, ich kann mir alleine eine Meinung bilden.

      • P
        Pete
        @Hans:

        @Hans:Das ist ja das Schlimme: wenn von der Presse nur auf Leute geachtet wird, die Selbstdarstellung gelernt haben. Was soll denn daran Mut sein wenn sich 12 Künstler äußern? Dagegen stehen Tausende von Künstlern, die sich nicht äußern oder eine andere Meinung haben. Mich interessiert viel mehr die Meinung der Arbeitskollegen, Familie, Freunde und da sind sich alle einig: DIE Lampedusagruppe gibt es nicht und: Ohne Identifizierung und Fluchtgeschichte kein Asyl.Und: Mit den Flüchtlingen wird links- ideologischer Missbrauch betrieben. Einige von denen unterstützen aber die Menschen aus Lampedusa trotzdem mit Kleidung oder sind sehr engagiert bei der Welthungerhilfe und anderen Organisationen. Zum Glück melden sich ja auch immer mehr Flüchtlinge bei den Behörden, hören auf Kirche und Senat und nicht auf die Linksideologen. Und von der Gewalt distanzieren sich viele Flüchtlinge auch.

    • K
      kürbis
      @johnny:

      Selbst wenn sie zahlen muss der Senat bzw die Innenbehörde ihnen das recht zum bleiben gewähren u d es geht um dieses recht zu bleiben und zu arbeiten und nicht um Sozialleistungen! Erst denken, dann nachdenken, dann Meinung bilden und diese raus hauen.

      • J
        johnny
        @kürbis:

        Sobald die Bürgschaft unterzeichnet ist, ist alles kein Problem. Allein, die will wohl niemand unterschreiben. Worte sind billig.