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Krise in der UkraineEU verschärft Russland-Sanktionen

Die EU verhängt elf weitere Einreiseverbote. Berlin stockt die Hilfe für Kiew auf. Im Osten der Ukraine kommt es zu neuen Gefechten.

Pro-russischer Separatist an einem Checkpoint in Donezk Bild: reuters

BRÜSSEL/KIEW dpa | Die Europäische Union verschärft im Konflikt um die Ukraine ihre Sanktionen gegen Russland. Die Vertreter der EU-Regierungen einigten sich in der Nacht zum Donnerstag darauf, Einreiseverbote und Kontensperrungen gegen elf weitere Personen zu verhängen. Damit steige die Zahl der von solchen Maßnahmen Betroffenen auf insgesamt 71, sagten Diplomaten.

Der förmliche Beschluss werde voraussichtlich im schriftlichen Verfahren zwischen den Hauptstädten der 28 EU-Staaten erfolgen, hieß es. Dies könne sehr rasch geschehen. Die Namen der Betroffenen sollen erst später veröffentlicht werden. Dem Vernehmen nach handelt es sich vor allem um Führer der prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine.

Die Bundesregierung stellt der krisengeschüttelten Ukraine 3,5 Millionen Euro Aufbauhilfe zur Verfügung. Ressortchef Frank-Walter Steinmeier (SPD) habe entschieden, die humanitäre Hilfe für die Ex-Sowjetrepublik um 2,5 Millionen Euro zu erhöhen, teilte das Außenministerium in Berlin am Mittwoch mit. Das Geld soll vor allem den Städten Slawjansk und Kramatorsk zugutekommen, die von der Armee im Kampf gegen Separatisten kürzlich zurückerobert wurden.

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko dankte für die Hilfe. „Wir nehmen dies nicht nur als finanzielle Entscheidung wahr, sondern auch als sehr wichtige moralische Unterstützung vonseiten der Länder der Europäischen Union“, betonte der prowestliche Staatschef in Kiew.

Gespräche mit Poroschenko

Kanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande haben erneut mit Poroschenko gesprochen. Thema des Telefonats am Mittwoch war nach Angaben des Élysée die aktuelle Situation in der Ostukraine nach dem teilweisen Rückzug der Separatisten.

Merkel und Hollande hätten sich besorgt über die Lage der Zivilbevölkerung gezeigt und auf die Notwendigkeit militärischer Zurückhaltung verwiesen. Es müsse rasch eine politische Lösung für einen beiderseitigen Waffenstillstand geben, hieß es in Paris. Erneut appellierten Merkel und Hollande nach den Angaben an die russische Seite, Druck auf die Separatisten auszuüben für Verhandlungen und die wirksame Kontrolle der russisch-ukrainischen Grenze. Beide westlichen Politiker kündigten an, dazu in den kommenden Tagen erneut auch den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu kontaktieren.

In der Ostukraine kam es unterdessen zu neuen Gefechten. Rund um den Flughafen der Großstadt Lugansk seien heftige Kämpfe zwischen der Armee und prorussischen Separatisten entbrannt, sagte Andrej Lyssenko vom Sicherheitsrat. Mindestens zwei Soldaten seien getötet worden. Ein verwundeter ukrainischer Fernsehjournalist wurde im Rettungshubschrauber zu einem Krankenhaus in Charkow geflogen.

Ablehnung direkter Gespräche

Mit der Ablehnung direkter Gespräche haben Separatisten und Regierung in der Ukraine-Krise die Angst vor neuer Gewalt geschürt. Verhandlungen werde es nur unter internationaler Vermittlung geben, betonte Valeri Tschaly von der Präsidialverwaltung in Kiew am Mittwoch. Die in den Großstädten Donezk und Lugansk verschanzten Aufständischen verlangten vor einem möglichen Treffen die Freilassung inhaftierter Gesinnungsgenossen.

Bei Gefechten kamen der Armee zufolge drei Soldaten ums Leben. Bei Donezk sprengten die Separatisten eine Eisenbahnbrücke, um dem Militär die geplante Blockade der Millionenmetropole zu erschweren.

Mögliches Gespräch zwischen Merkel und Putin

Medien in Kiew spekulierten, ob es an diesem Sonntag in Rio de Janeiro zu einer Unterredung zwischen Merkel und Kremlchef Wladimir Putin kommen könnte. Beide reisen zum Finale der Fußball-WM nach Brasilien. Russland soll die nächste WM 2018 ausrichten. Merkel und Putin hatten in den vergangenen Wochen mehrfach telefonisch über die Krise in der Ukraine gesprochen.

Der russische Außenminister Sergej Lawrow forderte mit Nachdruck eine bedingungslose beiderseitige Feuerpause. „Die ukrainische Regierung muss aufhören, die Gegenseite als Terroristen zu bezeichnen und immer neue Ultimaten an sie zu stellen“, sagte Lawrow.

Der seit Monaten andauernde bewaffnete Konflikt stelle die Führung in Kiew auch finanziell vor enorme Probleme, räumte Ministerpräsident Arseni Jazenjuk ein. Für erste Infrastrukturprojekte im Raum Donezk und Lugansk benötige die Regierung umgerechnet rund 500 Millionen Euro. „Es ist unklar, woher wir dieses Geld nehmen“, sagte Jazenjuk. Die Ukraine erhält schon Milliarden von der EU und dem Internationalem Währungsfonds (IWF).

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8 Kommentare

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  • Jetzt könnte es bald dicke kommen: Nicht genug damit, daß, während Kiew alle Hände voll zu tun hat mit den Rebellen in der Ostukraine, wiederholt russische Grenzstationen und -posten beschossen werden, jetzt bereitet die Ukraine sich auch auf eine Eroberung der Krim vor. Die "Nesawissimaja gaseta" (Unabhängige Zeitung) berichtet unter dem Titel "Petro Poroschenko bereitet einen Krim-Blitzkrieg vor", daß sich ukrainische Streitkräfte vor der Landenge auf die Krim versammeln, Grad-Raketenwerfer in Stellung gebracht werden und im Gebiet Chersson eine Totalmobilmachung für alle Männer bis 35 Jahren ausgerufen wurde:

    http://www.ng.ru/cis/2014-07-11/1_poroshenko.html

    Drehen die jetzt völlig durch? Und höchstwahrscheinlich finden sich auch ein paar Krimtataren, die sich dafür einspannen lassen. Und vor diesem Hintergrund machen auch die NATO-Manöver im Schwarzen Meer Sinn; so haben die Franzosen z.B. ein Spionageschiff dort herumschippern.

    Oh je oh je, was haben die Amerikaner Kiew nur versprochen, daß man dort denkt, man könne sich die Krim mit Gewalt zurückholen?

    • @Der_Peter:

      Die Russen werden vollkommen überrascht sein. Eigentlich hatten sie erwartet, dass Kiew sogar froh ist, die Verantwortung für diese Halbinsel endlich los zu sein. Zum Glück gibt es dort kein Schiefergas, das US-Firmen abbauen könnten, oder doch? Der NATO würde wirklich etwas fehlen, wenn es keine russische Flotte mehr in Sewastopol gäbe.

    • @Der_Peter:

      Ein weiteres Problem ist, daß, sollte Kiew die Krim angreifen, es auch mit der von den Rebellen beklagten Zurückhaltung der russischen Streitkräfte in der Ostukraine vorbei sein dürfte. Offensichtlich will Poroschenko das, denn dann könnte er sich super als Opfer gerieren und nach einem Eingreifen der NATO rufen - und der dritte Weltkrieg wäre da. :-(

  • Was dachte Wilhelm II über Sarajevo? Er hielt es für einen lokalen Konflikt. Russland wird sich nicht aus der Krim zurückziehen. Völkerrechtlich ist die Übertragung durch Chruschtschow durchaus anzuzweifeln. Was helfen Sanktionen, wenn die Ukrainer alle Gebiete zurückerobern wollen? Hier wird mit dem Feuer gespielt.

  • Wieso, befreundete Regierungen unterstützen sich und die Ukraine ist seit neuestem west-orientiert. Was auch verständlich ist, nachdem Russland die Krim annektiert hat.

    • @Gabriel Renoir:

      Na na na, mal nicht Ursache und Wirkung vertauschen, nicht wahr?

  • Woher nimmt Steinmeier das Geld? Da Poroschenko und co die Kämpfe in der Ost-Ukraine nicht stoppt, habe ich wenig Verständnis dafür, sie mit Geld zu unterstützen. Sollen das doch Merkel und Steinmeier bitte aus eigener Tasche zahlen, wenn sie es für nötig halten.

  • Ganz brav werden die US-Forderungen ausgefuehrt zum Nachteil der EU-Wirtschaft