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Krise in der PhotovoltaikindustrieSolarworld wieder mit Verlusten

Deutschlands größter Solarzellen- und Modulhersteller leidet unter der chinesischen Konkurrenz. Nun will das Unternehmen Arbeitsplätze streichen.

Für Solarwolrd scheint mal wieder die Sonne unterzugehen Foto: dpa

Berlin taz Solarworld kommt aus seiner Krise nicht heraus. Deutschlands größter Photovoltaikzellen- und Modulproduzent hat 2016 einen Konzernverlust von 92 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Umsatz stieg allerdings leicht auf 803 Millionen Euro. Auch für das laufende Jahr rechnet Firmenchef Frank Asbeck mit roten Zahlen.

Verantwortlich ist das Preisdumping durch chinesische Konkurrenten. Diese würden Zellen und Module unter den Herstellungskosten auf dem Weltmarkt verkaufen und die Preise drücken. Nun will das Unternehmen 400 von 3.300 Arbeitsplätzen einsparen.

Künftig sollen im sächsischen Freiberg keine Zellen, sondern nur Module gefertigt werden. Das sind die kompletten Anlagen, die die Kunden kaufen. Die Zellproduktion will man dagegen in Arnstadt (Thüringen) konzentrieren, wo es keine Modulherstellung mehr geben soll. Außerdem plant Asbeck, sich auf monokristalline Photovoltaik-Zellen zu spezialisieren, die mehr Energie erlösen. Damit will er bis 2019 wieder in die Gewinnzone kommen.

Nach der Gründung 1998 war Solarworld zunächst eine Erfolgsgeschichte. Dank des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder, der hohen Festpreise für Solarstrom und des dadurch ausgelösten Nachfragebooms wuchs das Unternehmen rapide. 2006 kaufte Asbeck die Solarsparte des Ölkonzerns Shell, 2007 erwarb er eine Fabrik im US-Staat Oregon, dann übernahm man die Solarfiliale von Bosch in Arnstadt. Sogar die Übernahme von Opel wurde anvisiert, um daraus den ersten „grünen“ Automobilbauer zu machen. Doch General Motors lehnte ab.

Eine halbe Milliarde Euro verloren

2012 war die Glückssträhne zu Ende. Unter dem Strich stand ein Verlust von mehr als einer halben Milliarde Euro. Vor allem zwei Ursachen spielten eine Rolle: Erstens kürzte die Bundesregierung die Einspeisevergütung für erneuerbare Energien, weil die steigenden Kosten zu politischen Konflikten führten. Zweitens stiegen chinesische Firmen in den Weltmarkt ein. Sie sorgten dafür, dass die Preise für PV-Zellen und Module massiv zurückgingen.

Solarworld stand kurz vor dem Aus. Nur mit einem Schulden- und Kapitalschnitt überlebte die Firma. Danach ging es wieder etwas aufwärts, auch weil Asbeck gegen die chinesischen Importe klagte und Strafzölle durchsetzte. Behoben ist das grundsätzliche Problem damit aber nicht.

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1 Kommentar

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  • Unter denn Strich dürften die Energiewendefirmen, Solarworld, Procon, ..., schon mehr Leute entlassen haben als die alten Stromindustrie.

     

    Ist auch logisch: will ein Solar- oder Windproduzent die gleiche Geldsumme sparen, muss er viel mehr Leute entlassen. Denn der Lohn dort ist ja auch viel niedriger.

     

    Eine Erfolgsgeschichte!