Krise im katholischen Erzbistum Köln: Kritik an Tilgung von Spielschulden
Nicht nur der Fall Woelki macht dem Bistum zu schaffen. Missbrauchsopfer sind empört darüber, dass sie weniger Unterstützung erfahren als ein spielsüchtiger Priester.
![Menschen mit Bannern und Plakaten vor dem Eingangsportal des Kölner Doms Menschen mit Bannern und Plakaten vor dem Eingangsportal des Kölner Doms](https://taz.de/picture/5510657/14/Protest-vor-dem-Koelner-Dom-1.jpeg)
Er rechnete vor, dass 60 Prozent der Opfer sexualisierter Gewalt, die einen Antrag auf eine Anerkennungsleistung stellen, weniger als 20.000 Euro bekämen. Missbrauchsopfer werden im Erzbistum aus dem gleichen kirchlichen Sondervermögen entschädigt, dem 2015 und 2016 das Geld für die Tilgung der Spielschulden entnommen wurde. Insgesamt zahlte das Erzbistum Köln 1,15 Millionen Euro aus dem bischöflichen Sondervermögen: Weil das Geld offenbar nicht korrekt versteuert wurde, mussten insgesamt 650.000 Euro Lohnsteuer inklusive Zinsen nachgezahlt werden.
Die Sprecherin der Reform-Initiative Maria 2.0 im Rheinland, Maria Mesrian, forderte eine unabhängige öffentliche Untersuchungskommission. Dies sei „die einzige Möglichkeit, für Transparenz zu sorgen“, sagte sie der Zeitung. Mesrian sprach von einem „verantwortungslosen Finanzgebaren“, das „den tiefen Fall Kardinal Woelkis und seiner Führungsriege“ zeige. Missbrauchsopfer würden „mit lächerlichen Summen abgespeist, während Millionen für eine überflüssige Hochschule oder eben für die privaten Spielschulden eines Priesters verschleudert werden“.
Der Vorgang fiel dem Erzbistum zufolge in die letzten Jahre des früheren Erzbischofs Joachim Meisner, wurde aber von seinem Nachfolger Rainer Maria Woelki nach dessen Amtsantritt 2014 mitgetragen. Heute könne ein solcher Fall so nicht mehr auftreten, „da wir aus dem Fall gelernt haben und der Kontakt zwischen der Personalabteilung und den Geistlichen heute intensiver und besser geordnet ist“, hatte das mitgliederstärkste deutsche Bistum erklärt.
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