Krise der Biogasbranche: Neue Ideen, neue Kunden
Hersteller von Biogas suchen nach Wegen, wie sie ihr Produkt ohne gesetzliche Förderung loswerden können. Tankstellen sind eine Möglichkeit.
So wird ein Landwirt im württembergischen Eutingen im September eine Biogastankstelle in Betrieb nehmen. Das aufbereitete Gas, das er dort verkaufen will, hat die gleiche Qualität wie konventionelles Erdgas und kann in Erdgasfahrzeugen verwendet werden.
Landwirt Winfried Vees begründet sein Projekt damit, dass er schon mal in die Zeit hineinwachsen wolle, in der es keine gesetzliche Abnahmeverpflichtung für Strom aus Biogas mehr gibt.
Erlöse abseits der Förderung nach dem EEG (Erneuerbare-Energien-Gesetz) gibt es auch im Regelenergiemarkt. Immer mehr Betreiber von Biogasanlagen bieten inzwischen Regelleistung an, die gebraucht wird, um Stromangebot und -nachfrage im Netz stabil zu halten. Denn Biogas kann anders als Sonne und Wind bedarfsgerecht Strom erzeugen. Die Regelenergie wird auktioniert, folglich ohne Förderung vermarktet.
Biogas statt Heizöl
Und mitunter suchen sich Biogas-Landwirte auch ganz neue passende Abnehmer aus anderen Branchen für ihre Energie. So generieren sie abseits der gesetzlichen Vergütungsregeln zumindest Zusatzerlöse.
Ein solches Beispiel findet man in Donaueschingen. Dort beziehen die Südbadischen Gummiwerke, die früher bis zu 50.000 Liter Heizöl im Jahr verbrauchten, seit gut drei Jahren von einem Landwirt über eine 2,2 Kilometer lange Leitung Biogas. Die daraus gewonnene Wärme sei billiger als die Wärme aus fossilen Energien, heißt es.
Der Preis ist zudem für zehn Jahre fixiert – wo gibt es so etwas sonst noch im Wärmemarkt? Andrea Kutzner, technische Geschäftsführerin des mittelständischen Unternehmens, sagt, das Konzept habe sich „bestens bewährt“, die Biogasversorgung laufe, „zur vollsten Zufriedenheit“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!