Kriminalität in Berlin: Zahl der Straftaten rückläufig
Die Polizei registrierte 2021 so wenige Delikte wie nie seit der Wende. Ein Grund sei die Pandemie. Mehr antisemitische Straftaten angezeigt.
Damit ging auch die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner auf 13.158 zurück – ein neuer Tiefstwert seit der Wiedervereinigung. Die Aufklärungsquote sank von 46,1 Prozent auf 45,3 Prozent, lag aber dennoch auf dem zweithöchsten Wert der vergangenen zehn Jahre.
Im Zuge der Corona-Pandemie stiegen die Fallzahlen 2021 vor allem im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte mit einem Plus von 6,3 Prozent. Grund dafür waren insbesondere Impfpassfälschungen. Der Gebrauch von unrichtigen Gesundheitszeugnissen habe sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verfünffacht, hieß es.
Auch bei den Corona-Soforthilfen wurde betrogen. Bis Ende Februar 2022 wurden insgesamt 9.139 Verfahren geführt – der Gesamtschaden betrug rund 123 Millionen Euro. Die Bearbeitung von etwa 9.100 weiteren Verdachtsfällen stehe noch aus.
Trotz Kritik an der geplanten Polizeiwache am Kottbusser Tor in Kreuzberg will Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am Vorhaben festhalten. „Es bleibt bei dem Standort“, sagte Spranger am Freitag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik der Polizei. Über viele Jahre sei alles ausgelotet worden an Möglichkeiten, und nun habe man entschieden.
In der nächsten Woche werde sie von der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) im Gespräch mit der zuständigen Wohnungsbaugesellschaft darüber informiert, „welche Kostenentwicklung tatsächlich entsteht“. Spranger betonte: „Mich kontaktieren sehr viele, die sehr froh sind, dass jetzt endlich dort etwas passiert, sehr, sehr viele.“ Dazu gehörten vor allem Mieter der Hochhäuser am Kottbusser Tor und Geschäftsleute.
Geplant ist die neue Polizeiwache ab Anfang 2023 in dem Hochhaus, das über der Adalbertstraße am Kottbusser Tor steht. Sie soll im 1. Stock des Hauses über der darunter liegenden Straße eingerichtet werden. Nach einem Zeitungsbericht soll die Wache bis zu zehnmal so teuer werden wie die von Spranger kürzlich genannte Summe von 250.000 Euro. (dpa)
Diebstähle gingen insgesamt um 9,8 Prozent zurück. In Wohnungen wurde 29,5 Prozent weniger eingebrochen als 2020. Weniger Fälle gab es auch in den Bereichen der Rohheitsdelikte wie Körperverletzungen und Kindesmisshandlungen.
Die Fallzahl im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern stieg allerdings um 10,6 Prozent. Im Bereich Mord und Totschlag wurden 100 Fälle erfasst. Die Aufklärungsquote lag bei 96 Prozent – ein Zehnjahresbestwert.
„Es ist grundsätzlich ein positives Signal, dass die Zahl der Straftaten zurückgegangen ist“, erklärte Innensenatorin Iris Spranger (SPD). Die Statistiken seien ein Ansporn, noch besser zu werden.
Weniger Einbrüche während Corona
Bei einzelnen Phänomenen, etwa bei Diebstählen und Einbrüchen, habe die Corona-Pandemie zu einem Rückgang der Fallzahlen geführt, ergänzte Polizeipräsidentin Barbara Slowik. Dennoch sei die Berliner Polizei „in erheblichem Maße gefordert“.
Einen Rückgang verzeichneten die Ermittler auch im Bereich der politisch motivierten Kriminalität. Die Zahl sank um 4,9 Prozent auf 5.799 Fälle. Aufgeklärt werden konnten 39,2 Prozent der Fälle. Eine Steigerung war vor allem bei den politisch motivierten Gewalttaten zu erkennen. Die Zahl wuchs um 13,8 Prozent auf 1.037 Fälle an.
422 der Fälle hatten eine antisemitische Motivation, ein Zuwachs um 14,7 Prozent. Davon war in 282 Fällen eine rechtsgerichtete Motivation feststellbar. Dennoch sank die Zahl politisch motivierter Straftaten von rechts um 20,4 Prozent. Bei den politischen Straftaten von links ging sie um 29,8 Prozent zurück.
In der Kriminalstatistik sind nur die registrierten Verbrechen erfasst. Taten wie Morde, Überfälle, Einbrüche und Autodiebstähle werden zu einem sehr großen Teil statistisch aufgelistet, weil Opfer sich fast alle bei der Polizei melden. Die meisten Drogendelikte, Ladendiebstähle und Beleidigungen werden aber nicht erfasst. Auch Körperverletzungen, sexuelle Belästigungen und sexueller Missbrauch von Kindern werden oft nicht aufgedeckt – weshalb von einer Dunkelziffer in der Statistik auszugehen ist. Daher ist die Aussagekraft von Kriminalstatistiken nur in bestimmten Bereichen aussagekräftig.
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