Kriegsvertreibung in Afghanistan: Die Binnenflucht steigt weiter
Ein aktueller UN-Bericht zählt 620.000 Binnenflüchtlinge in Afghanistan, 40.000 mehr als im Dezember. Über die Hälfte davon seien Kinder, sagen humanitäre Helfer.
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Fast die Hälfte aller Vertriebenen – 42 Prozent – haben die UN demnach im Norden des Landes gezählt – auch in den Provinzen Kundus und Baghlan, in denen bis 2013 noch die Bundeswehr stationiert war. 28 Prozent wurden im Süden des Landes registriert, wo die radikalislamischen Taliban sich mit ihren Offensiven vor allem auf die Provinzen Helmand und Urusgan konzentrieren.
Humanitäre Helfer sprechen von einer Krise mit „tödlichen Konsequenzen“. Mehr als die Hälfte der Vertriebenen seien Kinder. Verstärkt wird die Krise vom unerwarteten Massenexodus afghanischer Flüchtlinge aus Pakistan und dem Iran, die 2016 zum Teil nach Jahrzehnten unfreiwillig in ihr kriegszerrissenes Land heimkehren mussten. Laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) und UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR waren es rund eine Million Menschen.
Im jüngst erschienenen Bericht zu den „Humanitären Bedürfnissen 2017“ ist die Rede von nunmehr 9,3 Millionen Afghanen in Not – ein Anstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Inwiefern die massiven Binnenfluchtbewegungen und die unerwartet hohen Zahlen der unfreiwilligen Rückkehrer aus Pakistan und dem Iran die Migration Richtung Europa beeinflussen, ist noch nicht klar.
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