Krieg in der Ukraine: Noch mehr Kanonenfutter
Das russische Verteidigungsministerium heuert usbekische Migranten für einen Einsatz in der Ukraine an. Dafür gibt es angeblich einen russischen Pass.
Dieser bezieht sich dabei auf das Video eines Fahrers aus dem Fergana-Tal, das im Donbass aufgenommen wurde. In dem Video teilt der Mann, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, mit, dass er mit einem Lastwagen der russischen Armee in die Ostukraine gefahren sei und sich derzeit auf dem Gebiet von Luhansk befinde.
Der Mann gibt an, einen Arbeitsvertrag als Fahrer für die Dauer von drei Monaten zu haben. Er habe sich auf diesen Job eingelassen, um die russische Staatsbürgerschaft und eine Unterkunft zu bekommen sowie gutes Geld zu verdienen. Er selbst erhalte umgerechnet 530 Euro Monatslohn.
Fündig werden Usbeken, die auf der Suche nach einer Arbeit sind, offensichtlich auf der Webseite UzMigrant. Angaben eines usbekischen Bloggers zufolge, der in Russland lebt, kümmere sich die Firma NorthJobs, die mit UzMigrant zusammenarbeitet, um die Rekrutierung von Usbeken für einen Einsatz in der russischen Armee.
Transport von Hilfsgütern
Laut Nastojaschee vremja gehören UzMigrant und NorthJobs dem Juristen Bachrom Ismailow, der aus Usbekistan stammt, jedoch seit einigen Jahren in Russland lebt und arbeitet. Ismailow hatte unlängst auf YouTube ein Video veröffentlicht. Darin verkündete er, Ausländer, die sich für den Dienst in der Armee verpflichteten, erhielten innerhalb von drei Monaten die russische Staatsbürgerschaft.
Danach kursierten unter den usbekischen Migranten Informationen, wonach NorthJobs Arbeitskräfte suche, die sich um die Wartung von Militärtechnik kümmern sowie als Fahrer Hilfsgüter in den Osten der Ukraine bringen sollen.
Walentina Tschupik ist Leiterin der Menschenrechtsorganisation Tong Jahoni, die sich seit 12 Jahren in Russland um die Belange von Migrant*innen kümmert. Dazu gehören unter anderem illegale Festnahmen durch die Polizei, nicht ausgezahlte Löhne sowie gesetzeswidrige Abschiebungen in die Heimatländer der Betroffenen.
Die russische Regierung benutze Webseiten wie UzMigran jetzt zu ihren Zwecken. Man brauche sich nur anzusehen, welcher Teil der russischen Armee im Osten der Ukraine in ukrainische Kriegsgefangenschaft gerate. Darunter seien auch viele Migranten aus Zentralasien. „Russlands Regierung benutzt die Arbeitsmigranten als Kanonenfutter“, sagt Tschupik. „Die sind leicht zu rekrutieren, sowohl vom russischen Verteidigungsministerium als auch von privaten Söldnerfirmen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen