Krieg in Äthiopien: Angriff auf Tigrays Hauptstadt
Die äthiopische Armee hat begonnen, die Stadt Mekele mit schweren Waffen zu beschießen. Tausende fliehen, Human Rights Watch warnt vor Kriegsverbrechen.
![Menschen aus Tigray fliehen verzweifelt in den Sudan Menschen aus Tigray fliehen verzweifelt in den Sudan](https://taz.de/picture/4529027/14/tigray-krieg-mekele-aethiopien-1.jpeg)
Die Region Tigray rufe „alle, die ein reines Gewissen haben, einschließlich der internationalen Gemeinschaft, dazu auf, die Angriffe und Massaker mit Artillerie und Kampfflugzeugen zu verurteilen“, hieß es in der Erklärung der Regionalregierung.
Äthiopiens Regierungschef Abiy Ahmed hatte die Offensive am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter angekündigt. Er habe die Armee angewiesen, „die dritte und letzte Phase“ im Vorgehen gegen die in Tigray regierende Volksbefreiungsfront TPLF einzuleiten, erklärte der Friedensnobelpreisträger. Bei dem Angriff werde „alles getan“, um die Zivilbevölkerung zu schützen und Mekele mit seinen 500.000 Einwohnern vor „größerem Schaden“ zu bewahren, fügte er hinzu.
Menschenrechtsorganisationen hatten im Vorfeld gewarnt, dass die Bombardierung von Mekele ein Kriegsverbrechen darstellen könnte. Die Organisation Human Rights Watch wies darauf hin, dass Warnungen des äthiopischen Militärs an die Zivilbevölkerung allein nicht ausreichen würden. Dies treffe insbesondere dann zu, wenn Luftstreitkräfte und schwere Waffen in überfüllten städtischen Gebieten eingesetzt werden.
Friedensnobelpreisträger lässt keine Vermittler zu
In Tigray gibt es bereits seit Monaten Spannungen. Die dort regierende TPLF dominierte drei Jahrzehnte lang die äthiopische Politik, bevor der aktuelle äthiopische Regierungschef Abiy 2018 an die Macht kam. Die TPLF erkennt Abiy nicht an, der im vergangenen Jahr mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet worden war.
Anfang November sandte Abiy Streitkräfte nach Tigray, wodurch der Konflikt mit der TPLF vollends entbrannte. Abiy hat die Appelle internationaler Politiker, die Kämpfe einzustellen und einen Vermittler in dem Konflikt zuzulassen, zurückgewiesen. Er werde die Militäroffensive in der Region im Norden des Landes fortsetzen, erklärte er am Freitag nach Gesprächen mit Gesandten der Afrikanischen Union.
Hunderte Menschen sind Berichten zufolge bei den Kämpfen in Äthiopien bisher getötet worden, mehr als 40.000 flohen aus dem Konfliktgebiet, meist in den Sudan. Beobachter befürchten, dass sich die Gefechte ausweiten und die ganze Region destabilisieren könnten.
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