piwik no script img

Krieg in ÄthiopienTigrays Hauptstadt eingenommen

Drei Wochen nach Beginn der Militäroffensive hat Äthiopiens Regierung nach eigenen Angaben die Stadt Mekelle unter ihre Kontrolle gebracht.

Geflüchtete aus Tigray in einem UNICEF-Zelt in Sudan Foto: ap

Addis Abeba/Nairobi rtr | Nach wochenlangen Kämpfen hat die Regierung Äthiopiens nach eigenen Angaben ihr Ziel erreicht, die von Aufständischen beherrschte Stadt Mekelle in der Region Tigray unter ihre Kontrolle zu bringen. Das militärische Vorgehen in Tigray sei damit abgeschlossen, erklärte Ministerpräsident Abiy Achmed am Samstag via Twitter. Der Flughafen, öffentliche Einrichtungen und das Büro der Regionalregierung seien unter Kontrolle der Regierungstruppen. Die Polizei suche nun nach den Anführern der Volksbefreiungsfront TPLF, die Tigray bislang unter ihrer Kontrolle hatten.

Eine unabhängige Überprüfung der Angaben war zunächst nicht möglich, da die Telefon- und Internetverbindungen in Tigray unterbrochen sind. Zudem wird der Zugang in die im Norden gelegene Region strikt überwacht.

Ministerpräsident Achmed – der Friedensnobelpreisträger von 2019 – hatte vor rund drei Wochen eine Offensive gegen Tigray begonnen. Seitdem sind Schätzungen zufolge tausende Menschen getötet worden, zehntausende flohen in den benachbarten Sudan.

Achmed wirft der TPLF vor, einen bewaffneten Aufstand angezettelt zu haben. Die Partei indes hält ihm vor, er verfolge sie und vertreibe TPLF-Politiker von Regierungs- und Sicherheitsposten. Die Bewohner Tigrays stellen rund sechs Prozent der 115 Millionen Bürgerinnen und Bürger Äthiopiens. Das Land ist eine Föderation aus zehn ethnischen Regionen und wurde jahrzehntelang von Tigray dominiert, bis Achmed vor zwei Jahren ins Amt kam.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Sorge um eritreische Flüchtlinge in Tigray

Das äthiopische Militär hatte am Samstag nach Angaben von Militär-Stabschef Birhanu Jula die Kontrolle über Mekelle mit ihren rund 500.000 Einwohnern übernommen. Ob es dabei Opfer unter der Zivilbevölkerung gab, blieb zunächst unklar. Menschenrechtsgruppen hatten zuvor entsprechende Sorgen geäußert. Der TPLF-Anführer Debretsion Gebremichael hatte am Samstag in einer Textnachricht an die Nachrichtenagentur Reuters erklärt, Mekelle liege unter schwerem Beschuss.

Debretsion warf zudem dem Militär des Nachbarn Eritrea vor, die Grenze überquert und Flüchtlingscamps in Tigray durchsucht zu haben, Sie hätten dort Menschen gefangen nehmen wollen, die in der Vergangenheit aus Eritrea nach Tigray geflüchtet seien. Der Chef der Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, erklärte, er sorge sich sehr um die rund 100.000 Flüchtlinge aus Eritrea in Äthiopien.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Dass die Eritreer ihre Flüchtlinge aus Tigray zurückholen wollen, kann ich mir kaum vorstellen. Auch wurde bisher nicht von eritreischen Soldaten auf äthiopischem Gebiet berichtet. Die Tigray-Führer werden erkennen müssen, dass sie nicht mehr die große Macht haben.