piwik no script img

Krieg im Osten der DR KongoWeiterer Erfolg für Kongos M23-Rebellen

Die Distrikthauptstadt Masisi im Osten der DR Kongo fällt an die von Ruanda unterstützten Aufständischen. Kongos Regierung lehnt Gespräche weiter ab.

Wieder im Rückwärtsgang: Kongolesische Regierungssoldaten an der Front. Hier in Lubero 27. Oktober Foto: Djaffar Al Katanty / reuters

Berlin taz | Zum ersten Mal seit über zwei Jahren hat die Rebellenbewegung M23 (Bewegung des 23. März), die im Osten der Demokratischen Republik Kongo mit Unterstützung aus Ruanda gegen die Regierung kämpft, wieder eine Distrikthauptstadt eingenommen. Masisi, Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts in den Masisi-Bergen der Provinz Nord-Kivu, fiel am Samstag an die Rebellen, wie beide Seiten hinterher bestätigten.

Seit Freitag hatte es schwere Kämpfe unter anderem um die Rinderfarm Lushebere sechs Kilometer außerhalb der Stadt gegeben, wo jahrelang ein in der gesamten DR Kongo hochgeschätzter Käse produziert wurde, zuletzt aber Kongos Armee und die mit ihr verbündeten lokalen „patriotischen“ Milizen (Wazalendo) stationiert waren.

Die neuen Vorstöße der M23 markieren einen neuen Rückschlag für Kongos Präsidenten Felix Tshisekedi, der immer wieder den bevorstehenden Sieg über die Rebellen versprochen hat und jeglichen Dialog mit ihnen ablehnt. Nur einen Tag vor dem Fall Masisis hatte Kongos Regierungssprecher Patrick Muyaya vor Journalisten eine „militärische Lösung“ des Konfliktes mit der M23 angekündigt und Gespräche mit den „Terroristen“ ausgeschlossen.

Die 2012 gegründete M23, die 2013 ihren Krieg zunächst beendet und sich ins ugandische Exil zurückgezogen hatte, hatte 2021 ihren Krieg in Nord-Kivu wieder aufgenommen und im Oktober 2022 die Distrikthauptstadt Rutshuru eingenommen, 70 Kilometer nördlich der Provinzhauptstadt Goma. Masisi liegt 80 Kilometer westlich von Goma.

Diplomatische Bemühungen treten auf der Stelle

Das gesamte Gebiet dazwischen ist von den Rebellen besetzt, ebenso weitere Landstriche darüber hinaus, die Millionenstadt Goma an der Grenze zu Ruanda ist faktisch eingekesselt. Viele der M23-Kämpfer sind vertriebene kongolesische Tutsi aus Rutshuru und Masisi, nach eigenem Verständnis kehren sie in ihre alte Heimat zurück – ihre lokalen Gegner sprechen hingegen von einer ruandischen Invasion.

Erst kurz vor Weihnachten waren in Goma neue Einheiten der Eingreiftruppe des südlichen Afrika und neue Kampfausrüstung eingetroffen, um Kongos Armee zu stärken. Damit konnte eine andere Rebellenoffensive gestoppt werden, die die M23 im Norden ihres Gebiets bis kurz vor die Distrikthauptstadt Lubero getragen hatte.

Dies folgte darauf, dass Mitte Dezember ein Gipfeltreffen zwischen Kongos und Ruandas Präsidenten, Felix Tshisekedi und Paul Kagame, zur Unterzeichnung eines Abkommens kurzfristig abgesagt worden war, unter anderem weil Tshisekedi bei seiner Weigerung geblieben war, mit der M23 zu verhandeln. Diplomatische Bemühungen zur Konfliktlösung treten seitdem auf der Stelle, beide Seite überziehen sich gegenseitig mit Vorwürfen.

Im Windschatten der Kämpfe an der Nordfront des Rebellengebiets konnten die Rebellen nun offenbar im Westen ihres Gebiets ohne große Gegenwehr vorrücken. Am Samstag kündigten sie nach der Einnahme Masisis öffentlich den Abbau aller Straßensperren im frisch eroberten Gebiet an, wo zuvor Wazalendo-Milizen die Bevölkerung ausplündern durften, sowie die Rückkehr aller Kriegsvertriebenen.

Nach Angaben lokaler Politiker, die aber nicht vor Ort sind, befinden sich hingegen nun zahlreiche Menschen auf der Flucht in Richtung des Urwalddistrikts Walikale noch weiter westlich, wo das Kongo-Becken mit seinen ausgedehnten unwegsamen Regenwäldern beginnt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!