Kreuzkröte muss umziehen: Von Kreuzkröten und Laubenpiepern
Der ehemalige Güterbahnhof in Pankow war bislang die Heimat der Kreuzkröten, doch nun müssen sie umziehen und machen Platz für Berlins Möbelkönig.
Wenn Kreuzkröten sprechen könnten, würden sie derzeit wohl ein Interview nach dem anderen geben. Über die alte Heimat, die sie nun verlassen müssen (den ehemaligen Güterbahnhof Pankow). Oder das neue Domizil, in das sie demnächst ziehen werden (Kolonie Feuchter Winkel West).
Weil Kreuzkröten nicht sprechen können, geben derzeit andere Interviews. Ingrid Schloack zum Beispiel. Seit 1988 hat die 81-Jährige ihren Garten in der Kolonie Feuchter Winkel West. „Im Sommer ist das hier mein Paradies, mit meinem Mann habe ich das alles aufgebaut und auch nach seinem Tod habe ich weitergemacht“, verrät sie dem Berliner Kurier.
99 Jahre alt ist die Kolonie, aber das 100-jährige Jubiläum wird sie wohl nicht mehr erleben. Kurt Krieger hat die Kolonie gekauft, demnächst werden die Lauben planiert. Keine Laubenpieper werden dort zu Hause sein, sondern die Kreuzkröten. Der Feuchte Winkel West wird zur Krötenkolonie und macht an alter Stelle den Weg frei für Kurt Krieger, Berlins in Pankow geborenen Möbelkönig. Denn erst, wenn die 315 Kröten vom Pankower Güterbahnhof runter sind, kann Krieger mit dem Bau des Pankower Tors beginnen. Auf dem 27 Hektar großen Gelände soll ein neuer Stadtteil mit 2.000 Wohnungen, zwei Kitas, Schulen und einem Möbelmarkt entstehen.
Dass der Deal in trockenen Tüchern ist, bestätigt auch Pankows Baustadtrat Cornelius Bechtler (Grüne). Ob damit der Weg frei ist für das seit Jahren stockende Bauprojekt?
Bechtler verweist auf eine Reihe von Verträgen, die vor einigen Wochen paraphiert worden seien. Das betreffe sowohl den städtebaulichen Vertrag zwischen Investor Krieger und dem Bezirksamt Pankow als auch den Erschließungsvertrag und den naturschutzrechtlichen Vertrag. Offen seien allerdings noch die „Bau- und Grundstückskosten für den vom Vorhaben ausgelösten Bedarf an Grundschulplätzen“.
Darüber hinaus müssten die Verträge noch notariell beurkundet werden. Dies sei bis Ende 2024 oder Anfang 2025 vorgesehen. Die Festsetzung des Bebauungsplans, heißt es aus dem Bezirksamt weiter, sei „nach derzeitigem Planungsstand“ Ende 2025 vorgesehen. Erst dann könnten die Bauanträge genehmigt werden. Wann der Baubeginn sein wird, kann Stadtrat Bechtler nicht sagen.
In der Nachbarkolonie von Feuchter Winkel West werden sie die Daumen drücken, dass sich das Ganze noch lange hinzieht. Denn auch der Feuchte Winkel Ost muss dem Pankower Tor weichen. Genauer gesagt, dem Bau einer neuen Schule. Geplanter Baubeginn ist derzeit 2028. Aber in Pankow, wo ja auch das Auszählen der Wahlzettel in der Regel länger dauert als in anderen Bezirken, muss das nichts heißen.
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