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Kreuzberg gegen FriedrichshainPolizei erlaubt zivile Wasserwerfer

Kreuzberg gewinnt historische Wasserschlacht gegen Friedrichshain auf der Oberbaumbrücke. Event erst abgesagt, nach Protesten dann doch durchgeführt.

Nass aber glücklich.Kreuzbergerinnen gewinnen Wasserschlacht Bild: reuters

Am Ende kamen die Touristen doch noch zu ihrem Wasserschlacht-Schnappschuss: Rund einhundert mit einem roten "X" (Kreuzberg) gekennzeichneten Kreuzberger ließen auf ebenso viele und bunt verkleideten Gegner aus "F" (Friedrichshain) kleine Wasserbömbchen, Wassermelonen oder Gemüse niedersausen. Mit Plastikschwertern bewaffnet ging man zum Angriff oder zum Rückzug über. Ein Gewinner stand zwar nicht im Drehbuch, dennoch endete am späten Sonntagnachmittag die Kreuzberg-Friedrichshainer Wasserschlacht auf der Oberbaumbrücke mit einem Sieg Kreuzbergs. Erst lauter Protest und die spontane Genehmigung der Polizei gegen 15.00 Uhr hatte die Brückenschlacht möglich gemacht, eine offizielle Anmeldung lag nicht vor.

Die Aktion ist als anarcho-ironischer Protest gegen die Zusammenlegung der beiden Bezirke Friedrichshain und Kreuzberg gedacht. "Schlachtfeld" ist die Oberbaumbrücke, wer den Bezirksnachbarn von der Brücke spritzt, hat gewonnen. Der Wettkampf wurde erstmals 1998 ausgetragen, fiel aber schon häufiger ins Wasser.

Weil ein Aktionsbündnis, darunter die Piratenpartei, in diesem Jahr angeblich mit zu vielen Teilnehmern (5.000) rechnete und um deren Sicherheit bangte, blies man die Show kurzfristig ab, wie Alexander Morlang (Piratenpartei) erklärte. Zu große Heerscharen samt Touristen seien nicht verantwortbar, "wir mussten in den sauren Apfel beißen".

Dass sich dennoch 200 WasserkriegerInnen um 12 Uhr an der Oberbaumbrücke einfanden, mag damit zusammenhängen, dass manche nichts von der Absage erfahren hatten - andere "trotzdem Spaß haben wollten", wie Basti aus Kreuzberg sagte. Er war das erste Mal dabei. Der Spaß hielt sich anfangs in Grenzen, hielten doch rund 50 Polizeibeamte die Oberbaumstraße für den Verkehr offen. Erst als sich immer mehr Wasserfans einfanden, die Freigabe der Brücke forderten und es zu kleinen Rangeleien kam, habe sich der Einsatzleiter entschieden, die Brücke freizugeben, sagte eine Sprecherin.

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3 Kommentare

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  • K
    Kreuzberger

    Mal das ganze aus Kreuzberger Sicht:

    Wir tragen gege 12:10 an der Oberbaumbrücke ein. Außer der Polizei was aus Friedrichshain nichts zu sehen.

     

    Die Pressemittelung der Polizei ist für mich der reinste Witz, es spielte sich so ab:

     

    Ein Mitstreiter und ich fuhren per U-Bahn auf die Ostseite der Spree wo ca. 100 Friedrichshainer warteten, wir outeten uns gleich als die besseren Bewohner des Bezirks um die bedingungslose Kapitulation anzunehmen. Nach einem kleinen Schatmützel wanderten wir über die Oberbaumbrücke zurück.

     

    Diese Idee wurde von den Friedrichshainern abgekupfert und sie fuhren zum Schlesi, wo es dann auch eine Schlacht gab. Erst als das komplette Schlesi eingesaut war und die Polizei 3 Festnahmen verzeichnen konnte (es wurde offensichtlich Gemüse geworfen), entschied sich die Polizei dafür ENDLICH die Oberbaumbrücke freizugeben. Dort wurde die Schlacht fortgesetzt und wir Kreuzberger haben endlich einmal diese Schlacht gewonnen!

     

    Nie wieder friedlich sein, nie wieder Friedrichshain!

  • M
    Magnus

    Lieber Friedrichshainer,

     

    ich weiß ja nicht, wo Du warst, aber sicher nicht bei der gleichen Wasserschlacht wie ich.

     

    Tatsache ist: Die Kreuzberger Seite hat sich heute nicht ein einziges Mal durchgesetzt, wie auch in den letzten 10 Jahren. Nach dem überragenden Sieg Friedrichshains in der Schlacht am Schlesischen Tor, die auch kommende Generationen noch in Hymnen verherrlichen werden, hat sich eine niedergeschlagene Keuzberger Delegation nach Friedrichshain begeben, um ihre bedingungslose Kapitulation zu erklären.

     

    So war's, nicht anders. An dieser erneuten Kreuzberger Niederlage ist nicht zu rütteln, trotz der eindeutigen Parteinahme der Schiedsrichter in Grün. Nicht der Schiedsrichter bestimmt aber den Sieger, sondern die Fakten. Und die sprechen für Friedrichshain.

  • F
    Friedrichshainer

    Ich schätze auf deutliche mehr als 200 Leute. Auch die Version der Genehmigung ist allzu ungenau (klingt nach Polizeipresse statt eigenem Journalist).

     

    Eine Gruppe Friedrichshainer griff vom Schlesischen Tor (U-Bahn sei dank) an und so verlagerte sich auch das Kreuzberger Aufwärmspielchen aus dem PArk mitten in den Kreuzberger Kiez. So weit kam Friedrichshain noch nie und kann sich wohl eines 1:0 sicher sein.

     

    Die Polizei versuchte zuerst den Kampf zu verhindern, musste aber den Kürzeren ziehen und hat lieber die Oberbaumbrücke freigegebene (ein Punkt für beide Seite - 2:1 für Friedrichshain).

     

    Hier konnten sich die Kreuzberger Seite durchsetzen, da die Polizei bereist am Vormittag einen Friedrichshainer Kampfwagen am Boxhagener Platz durch Diebstahl der Räder außer Gefecht gesetzt hat. Trotz der unfairen Unterstützung durch Team Green ein Punkt für Kreuzberg und somit 2:2 Endstand. Am Ende schlug sich Team Green erneut auf die Kreuzberger Seite und gratulierte den Siegern (Kreuzberg). Eigentlich eine Schmach und Punktabzug für Kreuzberg, aber was soll's - unentschieden. Nächstes Jahr wird in Kreuzberg gefeiert, bevor wir wieder in unseren Kiez im Osten zurück kehren.