piwik no script img

KrankenhausreformKlinikreform kurz vorm Ziel?

Am 18. Oktober soll die neue Krankenhausfinanzierung in den Bundestag, heißt es beim Krankenhausgipfel. Dort gibt es zudem neue Versprechen.

Die Notaufnahme der Charité in Berlin – wird das was mit der Krankenhausreform? Foto: Christophe Gateau/dpa

Nähert sich die seit mehr als anderthalb Jahren er- und verbittert umkämpfte Krankenhausreform tatsächlich der Umsetzung? Am 18. Oktober soll das Gesetz nach mehreren Zeitplanverschiebungen im Bundestag beschlossen werden, hieß es am Montag auf dem Krankenhausgipfel.

Die Krankenhausfinanzierungsreform soll die stationäre Versorgung langfristig sichern und die Behandlungsqualität verbessern – mit weniger und spezialisierteren Kliniken. Hintergrund sind Fehlanreize durch das bisherige, auf Fallpauschalen beruhende Finanzierungssystem und das tiefe Minus, in dem viele Kliniken stecken. Mit der vom Bundesgesundheitsministerium entworfenen Reform soll die Finanzierung an Qualitätsvorgaben geknüpft werden und die Kliniken durch eine pauschalierte Vergütung weniger stark von Art und Anzahl der behandelten Fälle abhängen. Doch der Streit um die Details ist zäh, vor allem mit den Vertretern von Krankenhäusern und Ländern, die ihre Kompetenzen beschnitten sehen.

Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der DKG, beklagte zu Beginn des Gipfels einmal mehr, dass die Krankenhäuser jetzt mehr Geld bräuchten, um die Reform überhaupt zu erleben. Dass auch die neue Finanzierung sich an Fallzahlen orientiere und damit der Druck auf die Krankenhäuser bleibe. Dass die geforderten Qualitätskriterien nicht erfüllbar seien. Kurzum: dass benötigte Fach- und Provinzkrankenhäuser untergehen würden. „Noch sehr viel Arbeit“, sieht Gaß und zweifelt ein Gelingen der Reform an, die noch im Bundesrat oder vom Verfassungsgericht ausgebremst werden könne. Nach einer Podiumsdiskussion, überwiegend ausgestattet mit Oppositionspolitikern aus CDU und Linke, verschärft sich die trübe Stimmung.

Man habe die Bedenken der Länder berücksichtigt, heißt es dagegen im Anschluss in einer Rede des Gesundheitsministers. „Es läuft im Prozess sehr gut“, sagt Lauterbach. Er verspricht Ausnahmeregelungen für Kliniken für Kinder und für Menschen mit Behinderungen, hohe Zuschläge für Grundversorger auf dem Land, die bei Bedarf erhöht werden und ein Aussetzen der Qualitätsvorgaben, da, wo es nötig werde, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Auch eine Liste mit zusätzlichen finanziellen Mitteln in Milliardenhöhe bis zum Greifen der Reform will Lauterbach vorlegen. „Da sind wir gespannt“, sagt Gaß und klingt schon etwas versöhnlicher.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Fazit: es wird teurer in einem Gesundheitssystem das immer unbezahlbarer wird. Sinnvolle Regelungen wie Selbstbeteidigungen von 500€ im Jahr, Zahnarzt raus aus dem GKV Leistungen, keine freie Arztwahl mehr,…. Werden nicht gemacht weil unpopulär.

  • Wenn endlich einmal die unsägliche und überbordende Dokumentationspflicht in der Pflege reduzieren würde, wäre den meisten Kliniken mehr geholfen. Es würde auch die Qualität verbessern, weil die PKs endlich wieder mehr Zeit für die Patienten hätten, anstatt 50% ihrer Arbeitszeit mit Papieren und Computerkram zu verschwenden.



    Leider sitzen wieder nur Juristen, Medizinökonomen und sonstige Wasserköpfe in den Gremien.



    Alles Leute, die sich bewusst gg. eine Arbeit am Menschen entschieden haben.