Kostenloser ÖPNV in Indien: Freie Fahrt für Frauen
Im indischen Bundesstaat Karnataka können Frauen und trans-Personen kostenlos Bus fahren. Das soll die Arbeitssuche erleichtern.
Doch Karnataka hat diesen Zustand nun verbessert. Hier können Frauen und trans-Personen nun kostenlos so oft sie wollen die Busse in Städten und auf dem Land im ganzen Bundesstaat benutzen. Das Programm wurde bisher gut angenommen, in den ersten neun Tagen fuhren 40 Millionen Frauen gratis Bus, berichtet The Guardian.
Die Aktion hat das Ziel, Frauen zur Erwerbstätigkeit zu ermutigen. Die Beteiligung von Frauen an der Arbeitswelt in Indien ist im Vergleich zu anderen Ländern gering. Laut den neuesten Daten der Weltbank beträgt der Anteil der Frauen an der indischen Erwerbsbevölkerung lediglich 23 Prozent, in anderen südasiatischen Staaten sind die Zahlen ähnlich hoch. In Bangladesch liegt die Erwerbstätigkeit bei rund 32 Prozent und in Sri Lanka bei 34,5 Prozent.
Die Politik erhofft sich, dass mit dem kostenlosen Transport mehr Frauen nach Arbeitsplätzen suchen können, die weiter von ihrem Zuhause entfernt liegen. Gleichzeitig können die Personen von den Einsparungen profitieren, da viele aufgrund der hohen Busfahrpreise von einer Suche nach Arbeit abgehalten werden.
Mehr Straßen, mehr Emanzipation
Dass die Schaffung einer guten Infrastruktur und ein Zugang zu Mobilitätsangeboten die wirtschaftliche und soziale Teilhabe von Frauen und anderen marginalisierten Gruppen stärkt, ist gut belegt. So konnten etwa Forscher*innen 2019 in einer Studie im Fachjournal Feminist Economics aufzeigen, dass ein besserer Zugang zu Straßen und eine erhöhte Busfrequenz die Beteiligung von Frauen an nicht-agrarischen Arbeitsplätzen verbessert.
Das wiederum hat wichtige Auswirkungen auf das Leben von Frauen und Kindern, weil es den Frauen ein unabhängiges Einkommen ermöglicht und ihre Entscheidungsmacht erhöht, zeigen die Forscher*innen.
Die kostenlosen Busfahrten in Kartanaka sind nicht das erste Programm dieser Art in Indien. Bereits im Jahr 2019 führte die Regierung von Delhi kostenlose Busfahrten für Frauen ein, allerdings beschränkt auf die Stadt. Auch der südindische Bundesstaat Tamil Nadu hat ein ähnliches Angebot, jedoch sind die Fahrten dort auf kurze Strecken begrenzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Schraubenzieher-Attacke in Regionalzug
Rassistisch, lebensbedrohlich – aber kein Mordversuch