Kosaken greifen Pussy Riot an: Peitschenhiebe und Pfefferspray
Mitglieder von Pussy Riot wollten in Sotschi protestieren. Mindestens zehn Kosaken unterbanden den Auftritt. Sie setzten dabei auf drastische Mittel.
SOTSCHI ap | Russische Kosaken haben am Mittwoch mit Pferdepeitschen und Pfefferspray einen Versuch der Punkband Pussy Riot unterbunden, vor einem Olympiaplakat in Sotschi einen Protestsong aufzuführen.
Als Mitglieder der Band – fünf Frauen und ein Mann – ihre Skimützen aufsetzten sowie eine Gitarre und Mikrofon herausholten, schritten mindestens zehn Kosaken ein. Eine Miliz der Kosaken gehört zu den offiziellen russischen Sicherheitskräften, die bei den Olympischen Spielen im Einsatz sind.
Mindestens ein Kosak setzte offenbar Pfefferspray ein. Ein anderer schlug mit einer Peitsche auf Bandmitglieder, auch auf die am Boden liegende Nadeschda Tolokonnikowa. Andere versuchten, Bandmitgliedern die Skimützen herunter zu reißen. Das Ganze dauerte etwa drei Minuten und ein Bandmitglied, ein Mann, hatte danach ein blutüberströmtes Gesicht.
Empfohlener externer Inhalt
Pussy Riot ist ein Kollektiv der Performance Art mit wechselnden Mitgliedern. International berühmt wurde die Band mit einem Auftritt in einer Moskauer Kathedrale, bei dem sie Kritik an Präsident Wladimir Putin und der russisch-orthodoxen Kirche übte.
Am Dienstag waren zwei Musikerinnen, Tolokonnikowa und Maria Aljochina, von der Polizei in Sotschi verhört worden. Sie waren zusammen mit sieben anderen Verdächtigen in der Innenstadt des Olympia-Orts festgenommen worden, nach offiziellen Angaben, um zu einem Diebstahl in dem Hotel befragt zu werden, in dem sie wohnen.
Tolokonnikwoa deutete dazu per Twitter an, dass ihre Band eine Aktion plane. „Wir sind in Sotschi mit dem Ziel, einen Pussy-Riot-Protest aufzuführen. Das Lied hat den Titel: „Putin wird euch lehren, das Mutterland zu lieben“.“ Tolokonnikowa teilte weiter mit, dass sie und Aljochina bereits am Sonntag zehn Stunden festgehalten worden seien.
Erst vor knapp zwei Monaten waren die beiden Musikerinnen nach einer Amnestie vorzeitig aus der Haft entlassen worden, zu der sie wegen „Rowdytums“ in der Moskauer Kirche verurteilt worden waren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
BGH-Urteil gegen Querdenken-Richter
Richter hat sein Amt für Maskenverbot missbraucht
Streit in der SPD über Kanzlerkandidatur
Die Verunsicherung
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit