Korruptionsskandal in Südkorea: Samsung-Chef wird angeklagt
Der Korruptionsskandal um Südkoreas Präsidentin Park treibt den Samsung-Konzern in die Krise. Deren Vizepräsident und De-facto-Chef soll nun vor Gericht.
Der Fall hat Südkorea in eine schwere politische Krise getrieben, die mit Samsung auch das größte und erfolgreichste Unternehmen des Landes erfasst hat. Hauptangeklagte ist eine enge Vertraute von Präsidentin Park, Choi Soon Sil. Ihr soll die Staatschefin Einfluss auf die Regierungsarbeit ermöglicht haben, ohne dass Choi ein öffentliches Amt bekleidet hatte. Unter anderem soll Choi ihre Nähe zu Park genutzt haben, um Bestechungsgelder von großen Unternehmen zu erpressen, die auf Regierungsaufträge hofften.
Auch Lee soll Choi und Park Bestechungsgelder im Umfang von umgerechnet rund 34 Millionen Euro gezahlt haben, damit die Regierung Samsungs Übernahme von Cheil mittrage und Lees Bestellung als offizieller Firmenchef garantiere. Der Vater Lees ist nach einem Herzinfarkt 2014 schwer krank, doch trägt er immer noch den Titel des Samsung-Präsidenten. Der jüngere Lee leitet seither das Unternehmen, aber immer noch als Vizepräsident.
Lee wird von den Ermittlern auch vorgeworfen, Geld illegal im Ausland versteckt, Erlöse aus kriminellen Geschäften verschleiert und Meineid begangenen zu haben. Gegen den 48-jährigen Milliardär war deshalb am 17. Februar Haftbefehl erlassen worden. Er weist alle Vorwürfe von sich.
Neben ihm sollen auch noch vier weitere Führungskräfte von Samsung angeklagt werden. Sie gehörten demnach dem geheim agierenden Strategiebüro von Samsung an. Dieses soll die Bestechungsgelder an Choi verantwortet haben und besteht aus engen Vertrauten der Familie Lee. Dieses Büro werde nun aufgelöst, teilte Samsung am Dienstag mit.
Südkoreas Präsidentin Park war wegen des Schmiergeldskandals im Dezember vorläufig des Amtes enthoben worden. Das Verfassungsgericht soll in Kürze entscheiden, ob sie permanent abgesetzt wird. Zudem drohte die Opposition zuletzt auch mit einer möglichen Amtsenthebung von Regierungschef Hwang Kyo Ahn, der im Moment auch die Aufgaben Parks übernommen hat. Grund ist, dass Hwang die Arbeit der Sonderermittler in dem Fall mit Dienstag einstellen und an die reguläre Staatsanwaltschaft übergeben will.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!