Korruption bei der Deutschen Bank: Jetzt auch noch in Russland
Neuer Chef, neue Vorwürfe gegen die Deutsche Bank: Jetzt ermitteln US-Behörden, weil die Moskauer Filiale Sanktionen unterlaufen haben soll.
Es klingt alles nach Arrondierung des Terrains der Deutschen Bank. Doch Cryan hat offenbar neben seinen diversen Baustellen wegen vielerlei Fehltritte im Konzern nun noch eine weitere. Der teilweise Rückzug des größten deutschen Bankhauses hat offenbar viel schwerwiegendere Gründe.
Schon seit Juni ist bekannt, dass die Deutschbanker in Moskau unter dem Verdacht der Geldwäsche stehen. Nun nimmt die Causa eine politische Dimension an. Laut Financial Times ermitteln US-Justizministerium und die New Yorker Finanzbehörde, ob die Russland-Filiale der Bank neben der Geldwäsche auch noch Sanktionsauflagen unterlief. Bereits im Juli hatte die Moskauer Niederlassung disziplinarische Maßnahmen verhängt und Mitarbeiter entlassen.
Das reicht den US-Ermittlern offenbar nicht. Sie hegen weiterhin Zweifel, dass die Deutsche Bank ausreichend gegen Sanktionsverstöße vorgegangen ist. Angeblich haben die Banker nämlich für die russische Kundschaft Rubel im Wert von 6 Milliarden Dollar über die Konten der Deutschen Bank in den Westen geschleust. Dabei soll es sich um Schwarzgeld gehandelt haben.
Es geht um „Spiegelgeschäfte“
Die Zuständigkeit der US-Behörden wird damit begründet, dass es sich um Geschäfte auf Dollarbasis handelte und der Aktien-Chefverkäufer in Moskau US-Staatsbürger ist. Außerdem sollen damit US-Sanktionen verletzt worden sein. Die Geschäfte waren meist als „mirror trades“ – „Spiegelgeschäfte“ – getarnt. Russische Kunden kauften Wertpapiere in Rubel bei der Deutschen Bank in Moskau und veräußerten dieselben in Dollar oder anderen Währungen mit derselben Bank in London. An den Aufsichtsbehörden vorbei, versteht sich.
Bei einem der begünstigten Transaktionäre soll es sich um einen Verwandten von Präsident Wladimir Putin handeln, berichtet die Zeitung RBK. Zwei weitere Kunden sind Arkadi und Boris Rotenberg, die in Washington seit Frühjahr 2014 auf der Sanktionsliste stehen. Sie gehören zum engeren Zirkel des Kremlchefs. Vorher waren Arkadi und Boris Wladimir Putins Sparringspartner beim Judo in Sankt Petersburg.
Wer mit den Rotenbergs Handel treibt, macht sich bereits strafbar. Um den Sanktionen zu entgehen, verkauften die beiden Brüder Teile des Vermögens an ihre Söhne. Doch sollen auch deren Unternehmen inzwischen auf einer erweiterten US-Sanktionsliste stehen. Ein Vertreter der Rotenbergs dementierte unterdessen, dass die Brüder an „mirror trades“ beteiligt gewesen seien. Auch Putins Pressesekretär Dmitri Peskow wollte sich zu den Vorgängen rund um die Deutsche Bank nicht äußern. Schriftlich teilte er lediglich mit, dass „niemand in diesem Zusammenhang irgendeine seriöse Information je gesehen“ hätte.
Zurzeit verhandelt die Deutsche Bank noch mit US-Behörden über eine Einigung im Streit über Sanktionsverstöße gegen andere Länder wie dem Iran.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Negativity Bias im Journalismus
Ist es wirklich so schlimm?
Künstler Mike Spike Froidl über Punk
„Das Ziellose, das ist doch Punk“
Rechte Gewalt in Görlitz
Mutmaßliche Neonazis greifen linke Aktivist*innen an
Hoffnung und Klimakrise
Was wir meinen, wenn wir Hoffnung sagen