Konzertempfehlungen für Berlin: Hybrider Soundmix
Laura Misch kommt mit neuem Album nach Berlin. Der genauso innovative japanische Blasmusiker Takuya Kuroda gastiert im Gretchen.
V iele Städter glauben ja: um Natur zu erleben, muss man rausfahren. Dabei ist Stadtnatur oft vielfältiger als die agrarischen Monokulturen außerhalb der Ballungszentren.
Von dem, was London an wilden Ecken zu bieten hat, ließ sich die Künstlerin und Saxofonistin Laura Misch inspirieren – übrigens ist sie die etwas experimenteller aufgestellte Schwester von Tom Misch, der Musik zwischen Acid-Jazz und Pop macht.
Gerade ist ihr Albumdebüt „Sample The Sky“ erschienen: inspiriert – außer von der Natur – von Pionierinnen der elektronischen Musik: Klangmeditationen von Pauline Oliveros, die am San Francisco Tape Music Center das Konzept des Deep Listenings entwickelte, haben Misch ebenso beeinflusst wie Aufnahmen von Daphne Oram, Mitbegründerin des BBC Radiophonic Workshops. Vorstellen wird Misch ihr Album am Samstag in der Kantine Berghain (18. 11., 20 Uhr, Tickets kosten im VVK 26,73 Euro).
Und noch ein innovativer Blasmusiker, der aus Japan stammende, in New York ausgebildete Trompeter Takuya Kuroda, gastiert mit seinem hybriden Soundmix, in dem Hiphop ebenso steckt wie ein breites Spektrum an Jazz: Post-Bop, aber auch Fusion.
Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.
DJ Premier, einst eine Hälfte des Duos Gang Starr, ist so großer Fan, dass er eine Band um Kuroda zusammenstellte: BADDER. Letztes Jahr erschien dessen aktuelles Album „Midnight Crisp“. Solo zu erleben ist er am Sonntag im Gretchen (19. 11., 20.30 Uhr, Tickets VVK 27,50 Euro).
Eine weitere Albumpräsentation folgt am Dienstag: Ein bisschen leichter im Klang als auf früheren Alben, stellen die stets wuchtigen Swans, die Band um den wanderpredigerhaften Michael Gira, ihre neuste Veröffentlichung „The Beggar“ im Admiralspalast vor. Ob sie wohl auch „The Beggar Lover (Three)“ spielen?
Das beginnt mit Drones und lässt sich reichlich Zeit, bis es an Fahrt aufnimmt – kein Wunder, ist doch allein dieses Stück 45 Minuten lang. Man darf gespannt sein; eine immersive Erfahrung ist solch ein Swans-Konzert schließlich immer (21.10., 18.30 Uhr, Tickets VVK 35,60 – 52,10 Euro).
Am Donnerstag präsentiert dann die Ambient-Musikerin Liz Harris alias Grouper alias Nivhek in der Kuppelhalle des Silent Green ihr neues Projekt „Engine“. Tatsächlich dreht es sich um die titelgebenden Motorengeräusche, die Harris seit langem faszinieren.
Über zehn Jahre hat sie in ihrer Heimat Oregon so genannte Drag Races aufgenommen, also Beschleunigungsrennen. Für Harris steckt eine Menge in dem Sound: kapitalistischer Exzess, Macht, Sex, aber auch Zerfall. Begleitet werden die Klänge, die sie daraus destilliert hat, von einer Arbeit des experimentellen Filmemachers Takashi Makino (23.11., 20 Uhr, Tickets im VVK 28 Euro).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!