Konzertempfehlungen für Berlin: Der Klang des Klimas

Diese Woche geht's vor die Tore der Stadt zu den „Klanglandschaften“. In Berlin gibt es derweil hochkarätige Improvisationen unterschiedlichster Art.

Myra Melford vor einem Flügel

Myra Melford Foto: Bryan Murray

Konzerte und die Klimakrise sind seit einiger Zeit oft Thema. Insbesondere geht es dabei um die Frage, wie sich Großveranstaltungen von unverbesserlichen Weltverbesserern (Roger Waters u. a.) weniger umweltschädlich gestalten lassen.

Man kann die Sache aber auch ganz anders angehen und in kleinerem Rahmen mit weniger Begleitschäden das Klima direkt zum Gegenstand von Konzerten machen. So plant es die Reihe „Klanglandschaften“, die ab Freitag (2. 6.) das „Parlament der Natur“ einberuft.

Im Dorf Mühlenbeck im Norden Berlins und am dort gelegenen Summter See werden bis zum 4. 6. neben Konzerten etwa mit Musik des Avantgardekomponisten Mauricio Kagel und Performances auch Soundwalks, Vorträge und Workshops angeboten, unter anderem ein Kompostworkshop. Nun, die Zeiten ändern sich (Mühlenbeck, 2. – 4. 6., das Programm findet sich hier).

Wer nicht so weit hinaus möchte, kann sich am Freitag ansonsten im Kater Blau zu einem Konzert begeben, bei dem die Multiinstrumentalistin Theresa Stroetges mit ihrem Soloprojekt Golden Diskó Ship alternative Entwürfe zur Popmusik darbietet. Krautrock ist lediglich einer der Einflüsse, den sie zu einem sehr eigensinnigen Sound amalgamiert. Eine Vielzahl von Inspirationen geht auch in die improvisierte Clubmusik – oder sollte man sagen „abenteuerliche Popmusik“? – von Guido Möbius ein.

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Wer nach einer seiner im Alleingang bestrittenen Darbietungen noch findet, dass ein gerader Beat, selbst wenn mit handgemachtem präzisen Timing versehen, blöd ist, sollte womöglich einmal den HNO-Arzt aufsuchen. Und merke: Wer mit Guido Möbius im Aufzug nach oben fährt, fährt auch mit ihm im Aufzug nach unten (Katerblau, 2. 6., 21 Uhr, 20 Euro).

Handgemachte Musik der anderen Art steht am Sonnabend im Pierre Boulez Saal auf dem Programm. Zwischen avantgardistischem Jazz und anderweitig frei improvisierter Musik hat sich die Pianistin Myra Melford bewährt. In gleich zwei Besetzungen ist sie in diesem Konzert zu erleben.

Im ersten Teil bildet sie ein Trio mit der Harfenistin Zeena Parkins und der Koto-Spielerin Miya Masaoka, alle drei spielen neben ihren Hauptinstrumenten auch elektronisches Gerät. Für den zweiten Teil hat sie den Bassisten Michael Formanek und den Schlagzeuger Ches Smith an ihrer Seite.

Alles große Musiker, mit den vorgestellten neuen Werken würdigt Melford den Maler Cy Twombly, insbesondere seine im Hamburger Bahnhof ausgestellten Arbeiten. Macht durchaus neugierig (Französische Straße 33d, 3. 6., 19 Uhr, 15-45 Euro).

Abenteuerlichen Jazz der jüngeren Generation gibt es am Donnerstag im WestGermany in der Konzertreihe „From the ceiling“. In vordergründig traditioneller Besetzung tritt dort der Saxofonist Tony Malaby mit der Keyboarderin Liz Kozack und dem Schlagzeuger Devin Gray auf, wobei allein schon Kozack mit ihren Synthesizern selten das tut, was im traditionellen Jazz so üblich ist.

Noch ungewöhnlicher als Konstellation ist das Duo der Geigerin Biliana Voutchkova und des Bassisten Bernhard Meyer, der zugleich Gastgeber der Reihe ist. Wieder lassen alle Beteiligten nur Gutes erwarten (Skalitzer Straße 133, 8. 6., 21 Uhr).

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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