piwik no script img

Konzertempfehlungen für BerlinAbschied und Wiedersehen

The Liz spielen ein letztes Konzert, Robert Forster kommt mit Familie zu Besuch. Und im Silent Green läuft ein sehr langer Film mit Musik aus Berlin.

Robert Forster kommt in den Festsaal Kreuzberg Foto: Stephen Booth

W as eine Leuchtpistole am Freitagabend in der Galiläakirche verloren hat? Fabiana Striffler, Johannes Schleiermacher und Jörg Hochapfel bestreiten dort jedenfalls als Flare Gun Hour ihr Konzert: Striffler mit Violine, Schleiermacher am Tenorsaxofon und Hochapfel am Keyboard.

Sonst machen die drei in Konstellationen Musik, die irgendwo zwischen Jazz und Experiment zu verorten sind und sich ob ihrer Vielfältigkeit kaum aufzählen lassen. Eine Zusammenarbeit des Trios soll jedoch nicht unerwähnt bleiben: Allesamt mischen sie beim Andromeda Mega Express Orchestra mit – was schon mal Gutes verheißt (24. 3., 20 Uhr, Jugendwiderstandsmuseum in der Galiläakirche, Spende erwünscht).

Am Samstag heißt es dann leider Tschüss sagen. Das Experimental-Jazz-Elektronik-Trio The Liz – bestehend aus Liz Kosack, Korhan Liz Erel und Liz Allbee – spielt sein letztes Konzert. Immer wieder schufen die drei wilde Soundclashs; letztes Jahr suchten sie mit „No Comet“ nach einer klanglichen Umsetzung für das Gedankenspiel, wie es um unserem Planeten bestellt wäre, hätte nicht ein Kometeneinschlag die Dinosaurier ausgelöscht.

Zudem gibt es am Samstag im Ausland auch einen Auftritt des Improv-Trios Ephemeral Fragments, mit Florian Walter am Tubax (einem modifizierten Kontrabass-Saxophon) und Emily Wittbrodt am Cello. Als Elektronik-Tüftlerin mischt erwähnte Erel von The Liz mit (ausland, 25. 3., 21 Uhr, nur Abendkasse, 9 Euro Eintrit,).

tazplan

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

Nicht nur ein Abschied, auch ein Wiedersehen steht an: mit Robert Forster, der einst mit dem 2006 verstorbenen Grant William McLennan die Go-Betweens und damit eine der bemerkenswerten Songwriting-Partnerschaften der Popgeschichte gründete. Auch wenn sich der kommerzielle Erfolg in Grenzen hielt, machten die Australier verlässlich Liebhabermusik.

Ähnlich verhält es sich mit Forsters Solo-Output. Sein aktuelles, das achte Album “The Candle And The Flame“ ist ein Familienprojekt, überschattet von der Krebsdiagnose seiner Frau und Kreativpartnerin, Karin Bäumler (“She’s A Fighter“). Alles in allem klingt es dennoch wohlgemut. Sohn Louis, mit The Goon Sax selbst aufstrebender Popstar, Tochter Loretta und das einstige Go-Between-Mitglied Adele Pickvance spielten auch mit. Zu erleben ist Forster im Festsaal Kreuzberg (28. 3., 20.30 Uhr, Tickets im VVK 28 Euro).

Zwei Abende später lockt schon wieder der Festsaal, nämlich, wenn das Londoner Prog-Fusion-Jazz-Trio The Comet is Coming die Luft flirren lässt. Sie behaupten von ihrem Klangmix, dass es der Soundtrack zur imaginierten Apokalypse ist. Nun, wenn die sich so präsentiert, darf sie gerne kommen.

King Shabaka, besser bekannt als Shabaka Hutchings von den Sons of Kemet, lässt sein Saxofon heulen und fiepen, Keyboarder Danalogue aka Dan Leavers bastelt Loops und Schlagzeuger Betamax alias Maxwell Hallett treibt das Ganze mit viel Drive und ein paar Widerhaken voran (30. 3., 20.30 Uhr, Tickets im VVK 29,70 Euro).

Am folgenden Freitag und Samstag ist dann im Silent Green „Sátántangó“ zu erleben – der Film, von dem Susan Sontag einst sagte, dass sie ihn “gerne jedes Jahr für den Rest ihres Lebens sehen würde“. Das gut 7-stündige Drama des ungarischen Regisseurs Béla Tarr hat mit dem Sound unserer Stadt insofern zu tun, dass die hier ansässigen Mu­si­ke­r:in­nen Shed (René Pawlowitz), KMRU und Elena Kakaliagou, ebenso wie die Cellistin und Komponistin Martina Bertoni und der Elektronik-Produzent Grischa Lichtenberger Teile des Scores für die Aufführung neu interpretierten.

Wer Sorge hat, dass für diesen Ritt durch die halbe Nacht das Sitzfleisch nicht reicht: So manche Einstellungen des Meisterwerks um ein halb verlassenes Dorf, um Perspektivlosigkeit und einen vermeintlichen Erlöser, sind lang genug, dass man sich in der Betonhalle die Füße vertreten kann, Richtung Bar etwa. (Silent Green, 31. 3. & 1. 4., 19 Uhr Einlass, Filmbeginn 20 Uhr, Tickets gibt es im Vorverkauf ab 28 Euro).

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!