Konzertempfehlungen für Berlin: Wie klingt ein gezogener Zahn?
So lange das Wetter stimmt, ist Berlin längst wieder Musik-Paradies. Diese Woche mit Konzerten von Brendan Dougherty oder Matthew Herbert.
A uf zum Konzert nach Bernau. Für alles gibt es schließlich ein erstes Mal. Ist ja auch nur eine knappe halbe S-Bahn-Stunde von der Innenstadt entfernt. In der Galerie Bernau (Bürgermeisterstr. 4) findet nämlich am Freitag (13. 8., 20 Uhr, kein Eintritt, Registrierung hier) das erste von sechs Konzerten statt – im Rahmen der Ausstellung „Heimat, Herz, Orte“, bei der man natürlich auch Kunst gucken kann.
In den nächsten Wochen wird dort die sehr erlebenswerte Schlagzeugerin Katharina Ernst auftreten, ebenso die wunderbare Stella Chiweshe mitsamt ihrer Mbira, einem Lamellophon. Mitveranstaltet wird die Reihe von der Plattform Digital in Berlin, dem Team um den umtriebigen Michael Rosen; manch eine*r kennt ihn vielleicht als Gastgeber des Kiezsalons.
Zum Auftakt der Reihe tritt der Komponist und Improv-Musiker Brendan Dougherty auf, für ein knackiges halbes Stündchen, wie man das eben aus dem Kiezsalon kennt. Schließlich soll vorher und nachher Zeit zum plaudern sein. Also bitte pünktlich kommen! Auf seinen Auftritt folgte ein Set vom DJ und dubaffinen Labelmacher Daniel Meteo.
Am Samstag (14. 8., 20 Uhr, ausverkauft, Restkarten zu 10/ erm. 8 Euro eventuell an der Abendkasse) dürfte es am vorletzten Abend der „21 Sunsets“-Reihe auf der Dachterrasse des Hauses der Kulturen nochmal soghaft werden. Auch hier geht es – im weiteren Sinne – um Dub und den Reiz repetitiver Rhythmen. Das Moritz Von Oswald Trio feiert, unterstützt von Experimental-Musikerin Laurel Halo und dem Jazz-Schlagzeuger Heinrich Koebberling, das Release des neuen Albums „Dissent“ zwischen Techno, Dub, Noise und Jazz.
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Die Welt durch Klang verstehen
Ein anderer Klangforscher, der Brite Matthew Herbert, hat nicht nur Händchen fürs Produzieren elektronischer Musik; er ist auch ein Archivar von Alltags-Klangwelten. Wie klingt ein Zahn, der gezogen wird oder ein Apfel, in den gebissen wird? Regisseur Enrique Sánchez Lansch hat den Soundfrickler für seinen Dokumentarfilm „A Symphony Of Noise“ über zehn Jahre begleitet. Er fängt ein, wie Herbert sich die Welt durch Klang erschließt – und damit auch den Brexit kommentiert hat. Der Film wird am Sonntagmittag (15. 8., 12.45 Uhr, 15 Euro) im Zoopalast vorgestellt, vorab gibt es ein Live-Event mit Matthew Herbert, danach folgt ein Q&A mit den Filmemachern.
Kommende Woche lädt der Festsaal Kreuzberg gleich zweimal zu Live-Musik und Tanzen ohne Abstand vor der Openair-Bühne. Zum einen am Mittwoch (18. 8., 20 Uhr, Tickets 20,25 Euro) zum deutsch-luxemburgischen, in Den Haag beheimateten Trio Say Yes Dog, das wirklich wunderbar eskapistisch glitzernden Elektropop macht, irgendwo zwischen Gassenhauer und Dance-Floor, zwischen Metronomy, dem Whitest Boy Alive und Hot Chip.
Bei der Singer-Songwriterin Elena Steri am Donnerstag (19.8, 20 Uhr, Tickets 11,30 Euro) wird es dagegen introspektiver und intimer, aber nicht weniger herzerwärmend zugehen. Ein passender Teaser für den Abend ist der tolle Song „Pavement“, der zwischen panischem Herzschlag und Gitarrenwohlklang schwebt und davon handelt, dass auch ein schwaches „Nein“ als „Nein“ verstanden werden sollte – gerade in der Beziehungskommunikation.
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