piwik no script img

Konzern ändert VerpackungskonzeptCoca-Cola setzt auf Einweg

Der Brausehersteller schafft die umweltfreundlichen PET-Mehrwegflaschen weitgehend ab. Das könnte Folgen für die gesamte Branche haben.

Nicht gesund und bald auch weniger umweltfreundlich. Bild: reuters

BERLIN taz | Der Getränkekonzern Coca-Cola, in Deutschland unangefochtener Marktführer bei Erfrischungsgetränken, verabschiedet sich weitgehend von Mehrwegflaschen aus PET-Kunststoff. Die 1,5-Liter-Flaschen werden noch in der ersten Hälfte dieses Jahres aus dem Handel verschwinden. Die 0,5-Liter-Flaschen, die bisher das Geschäft in Kiosken, Tankstellen und Automaten dominieren, folgen bis Ende des Jahres, sagte Firmensprecherin Stefanie Effner der taz. Ziel sei, „Effizienz“ und „Logistik“ zu verbessern. Zuerst hatte die Frankfurter Rundschau über entsprechende Pläne berichtet.

Ersetzt werden die Mehrwegflaschen zum Großteil durch Einwegflaschen, die nicht wiederbefüllt, sondern nach Rückgabe geschreddert und zu neuen Produkten verarbeitet werden. Neben kleineren Glasflaschen, die fast nur in der Gastronomie zum Einsatz kommen, gibt es im Mehrweg-Sortiment für Coke, Fanta, Sprite und Lift künftig nur noch die 1,0-Liter-PET-Flasche.

Nach Informationen der Deutschen Umwelthilfe ist auch diese von der Abschaffung bedroht. „Coca-Cola verfolgt eine knallharte Einwegstrategie, die aus der Konzernzentrale in Atlanta vorgegeben wird“, sagte der DUH-Kreislaufwirtschaftsexperte Thomas Fischer.

Auch Günther Guder, Vorstand des Bundesverbands Getränkefachgroßhandel, vermutet, dass langfristig auch die 1-Liter-Flasche verschwindet. Der Schritt von Coca-Cola könnte die ganze Branche verändern, meint Guder: „Wenn sich sich ein wichtiger Akteur so entscheidet, wird das auch bei anderen Herstellern entsprechende Diskussionen auslösen.“

1-Liter PET-Flasche soll bleiben

Cola-Sprecherin Effner bestreitet hingegen, dass sich der Konzern komplett von Mehrweg verabschiedet. „Die 1,0-Liter PET-Flasche wird eine unserer zentralen Verpackungen bleiben“, sagte sie. Die Rückfrage, ob das auch langfristig gelte, blieb allerdings unbeantwortet. Der Mehrweganteil des Unternehmens, der bisher bei 57 Prozent lag, werde auch in Zukunft über dem Branchendurchschnitt bleiben, hieß es. Dieser liegt allerdings mit 28 Prozent nur halb so hoch – und wird bei einem Rückgang beim Marktführer natürlich ebenfalls sinken.

Mehrwegflaschen aus Kunststoff gelten als besonders umweltfreundlich, weil sie ein geringes Transportgewicht mit einer großen Haltbarkeit kombinieren. Im Schnitt werden sie 25-mal wiederbefüllt, was Rohstoffe und Energie spart. Der Anteil von Mehrwegflaschen sinkt jedoch seit den 90er Jahren beständig. Auch das Einwegpfand, das 2003 eingeführt wurde, konnte den Trend nicht ändern.

Umweltverbände wie die Deutsche Umwelthilfe fordern darum seit Jahren, das Mehrwegsystem zu stärken, etwa durch eine klarere Kennzeichnung der Verpackungen oder eine zusätzliche Abgabe auf Einwegverpackungen. Auch die Grünen-Bundestagsfraktion unterstützt eine solche Abgabe, durch die Mehrwegflaschen wettbewerbsfähiger würden.

Kritik an den Plänen von Coca-Cola gibt es auch aus dem von Barbara Hendricks (SPD) geführten Bundesumweltministerin. „Das ist kein gutes Signal für die Umwelt“, sagte ihr Sprecher Michael Schroeren. Eine Abgabe auf Einwegverpackungen plant das Ministerium dennoch nicht. Dort setzt man stattdessen auf eine klarere Kennzeichnung von Einweg- und Mehrwegflaschen am Regal – was aber wenig hilft, wenn kein Mehrweg mehr angeboten wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

17 Kommentare

 / 
  • Niemand ist gezwungen, sich ein us-amerikanisches Gesöff zuzumuten! Mit jeder gekauften Flasche Cola aus -us-amiland uinterstützt mensch den weltweiten us-imperialismus, TtiP, Ceta und andere Gemeinheiten. Weg damit!

  • Abgesehen von dem erbärmlich schlechten Produkt geht nun auch die Verpackungspolitik der Kolonialbrause im ökologischen Rückwärtsgang.

    Wie Neubau schon geschrieben hat, sind sämtliche in Deutschland ansässige Brausehersteller hier Vorreiter im Bereich der Übernahme von Verantwortung für Produktqualität und Nachhaltigkeit.

    Allein die unglaublichen Summen, die von diesen Firmen jährlich in einen funktionierenden und qualitativ hochwertigen Glasmehrwegpool investiert werden, wäre natürlich nicht anwendbar auf einen Konzern, der ausschließlich die Gewinnmaximierung, nie aber seine ökologische oder soziale Verantwortung im Blick hat.

    • @David Arndt:

      "einen Konzern, der ausschließlich die Gewinnmaximierung, nie aber seine ökologische oder soziale Verantwortung im Blick hat."

       

      Gut auf den Punkt gebracht und deswegen kaufe ich schon aus Prinzip keine Produkte dieses Unternehmens. Dieses Geschäftsgebahren möchte ich nicht mit einem tausendstel Cent unterstützen.

  • Getränke kaufe ich schon ewig nur in Glasflaschen, da ich dem Kunststoff nicht traue, sprich, ob nicht doch Bestandteile im Getränk und damit in meinem Körper landen. In unserer Umwelt fliegen schon genug Plastikverpackungen rum.

     

    Glas ist zwar schwerer und der Transport verbraucht mehr Energie, aber Glas kann man unendlich oft recyceln. Daher wären gerade hier regionale Wirtschaftskreisläufe interessant.

  • Ich weiß noch aus meiner Zeit in der Behindertenarbeit, dass Menschen mit eingeschränkter Motorik Schwierigkeiten mit den Einwegflaschen haben, weil die beim Eingießen, sobald sie leer sind, zu schnell nachgeben und viele sie daher nicht mehr richtig halten können.

     

    Macht nix, wird weniger imperialistisches Zuckergesöff zukünftig zu sich genommen.

    • 9G
      970 (Profil gelöscht)
      @Age Krüger:

      Dazu musst du kein Mensch mit Behinderung sein. Ich kann diese labberigen Flaschen auch nicht ab, wie oft hab' ich mich in hektischen Situationen damit schon eingesaut, weil ich zu stark gedrückt habe?

  • Einwegflaschen aus Kunststoff haben das Image von "billig" Es gab eine Zeit, in der Discounter Bitburger oder Tuborg in Schlabberplastikflaschen verkauften. Das ist auch wieder vom Markt verschwunden. Von daher kann ich die Logik bei Coca Cola nicht ganz nachvollziehen.

  • Der Marktführer muss sparen. Die Kunden laufen weg und nun werden sie auch noch aktiv verscheucht. Ein Konzern des alten Jahrtausends...

  • Nicht erst aus diesem Anlass sollte zusätzlich zum derzeitigen Einwegpfand von 50 ct eine Umweltabgabe in mindestens gleicher Höhe erhoben werden, um den Kostenvorteil gegenüber Mehrweg auszugleichen.

     

    Gilt dann natürlich nicht nur für die Coca-Brause, deren Beurteilung durch meine Vor-Schreiber ich teile.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @Naso poeta:

      Es soll sogar Deppen geben, die die Flaschen wegschmeißen.

      • @571 (Profil gelöscht):

        Das ist entweder soziales Engagement "ich lasse die Flaschen extra für die Flaschensammler und Mülltaucher herumliegen" oder Großkotzigkeit "ich kann mir leisten, Geld wegzuschmeißen" oder beides.

  • find ich nicht gut, wobei die 1,5 Liter Flasche eh Mist war, weil man sie kaum leer kriegt, bevor die Kohlensäure raus ist. Schade ist es um den halben Liter.

    Andere Pfandregeln helfen m.E. nicht weiter, weil viele Leute jede Flasche wegwerfen, egal ob 1 oder Mehrweg. Natürlich korrigieren das Pfandsammler, aber im Endeffekt landen vermutlich auch viele Mehrwegflaschen im Müll.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    Zum Glück muss man die Plörre ja nicht trinken - Cola gibt's ja mittlerweile auch in besser schmeckend und Mehrwegflasche. Fritz, Ali, Afri, Club, Club Mate - alles bessere Cola, alles in Glasflaschen.

  • Man muss keine Coca Cola trinken. Es gibt viele leckere Softdrinks in Mehrwegflaschen. Zum Abgewöhnen gibt´s hier die komplette Liste der Produkte des Coca Cola - Konzernes: http://de.wikipedia.org/wiki/Getr%C3%A4nkemarken_der_Coca-Cola_Company

  • Ja prima,noch ein Grund den Scheiß zu meiden!

  • Ein Erfrischungsgetränkt verpackt in Polyethylenterephthalat ... Wohl bekomm's.

    • 5G
      571 (Profil gelöscht)
      @adagiobarber:

      Na, und?

      Machen doch alle - mehr oder weniger.

       

      Mein Getränk ist jedenfalls nicht darunter.