Konflikt zwischen USA und Nordkorea: Merkel geht auf Distanz
Im Konflikt zwischen Washington und Pjöngjang warnt Merkel vor einer militärischen Antwort. Moskau ist „sehr beunruhigt“. Doch Trump droht weiter.
Trump verglich die Einsatzbereitschaft der USA in seinem Tweet indirekt mit einem Colt, der „geladen und entsichert“ sei, „sollte Nordkorea sich unklug verhalten“.
Bundeskanzlerin Merkel ging in Berlin auf Distanz. Eine militärische Antwort halte sie in dem Konflikt mit Nordkorea „nicht für geboten“, sagte sie auf die Frage, wie sie Trumps neue Drohungen bewerte und ob Deutschland im Kriegsfall an der Seite der USA stehe. Sie fügte hinzu: „Eine Eskalation der Sprache halte ich für die falsche Antwort.“
Stattdessen müsse man versuchen, im UN-Sicherheitsrat und durch Kooperation auch mit China voranzukommen. „Deutschland wird hier bei den Lösungsmöglichkeiten, die wir sehen, nicht-militärischer Art dabei sein“, sagte Merkel.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow nannte das Risiko in dem Konflikt „sehr hoch, vor allem wegen der Rhetorik“. Die russische Regierung sei „sehr beunruhigt“, unterstrich er in Moskau. „Falls es zu einer Schlacht kommt, sollte derjenige, der stärker und schlauer ist, den ersten Schritt weg von der gefährlichen Linie machen“, sagte der Moskauer Chefdiplomat am Freitag der Agentur Interfax zufolge.
„Die Rhetorik in Washington und Pjöngjang beginnt leider auszuufern“, sagte Lawrow. Das Risiko einer militärischen Konfrontation sei dadurch sehr hoch. „Wir hoffen dennoch, dass der gesunde Menschenverstand siegen wird.“
„Militärische Lösung vollständig vorbereitet“
Washington und Pjöngjang hatten die gegenseitigen Drohungen zuletzt immer weiter verschärft. Trump hatte am Dienstag zunächst gedroht, die USA würden „mit Feuer und Wut“ auf weitere Provokationen reagieren. Nordkorea drohte daraufhin mit einem Angriff nahe der strategisch wichtigen Pazifikinsel Guam, wo die USA einen Luftwaffenstützpunkt mit 6000 Soldaten unterhalten.
Trump legte am Donnerstag nach und erklärte, seine Botschaft sei „vielleicht nicht hart genug“ gewesen. „Nordkorea sollte sich lieber zusammenreißen, sonst wird es Ärger kriegen wie nur wenige Staaten zuvor.“ Nordkorea sollte „sehr, sehr nervös“ sein. Am Freitag dann erklärte er die „militärische Lösung“ für „vollständig vorbereitet“. Mit Blick auf den nordkoreanischen Machthaber fügte er hinzu: „Hoffentlich findet Kim Jong Un einen anderen Weg.“
US-Verteidigungsminister James Mattis hatte der Regierung in Pjöngjang am Mittwoch noch mit der „Vernichtung“ des eigenen Volkes gedroht; nun zeigte er sich um Entspannung bemüht. Ein Krieg mit Nordkorea wäre „katastrophal“, betonte er am Donnerstag.
„Die Tragödie von Krieg ist allgemein bekannt“, sagte der Pentagonchef. Es seien bereits „diplomatische Ergebnisse“ zu sehen, und diesen Weg wolle er fortsetzen. Welche Ergebnisse er meinte, ließ Mattis offen.
Merkel forderte eine „sehr enge Kooperation der betroffenen Länder, insbesondere der USA und China“, um den Konflikt zu beruhigen. Das chinesische Außenministerium erklärte, die USA und Nordkorea sollten „vorsichtig“ mit Worten und Taten umgehen. Beide Seiten sollten „die Spannungen abbauen“. „Demonstrationen der Stärke“ seien nicht angebracht.
Die staatliche chinesische Tageszeitung Global Times forderte die Führung in Peking derweil auf, trotz eines bestehenden Beistandspakts mit Pjöngjang bei einem möglichen Erstschlag Nordkoreas gegen die USA „neutral“ zu bleiben. Sollten allerdings die USA und Südkorea militärisch angreifen und versuchen, die nordkoreanische Regierung zu stürzen sowie die politischen Gegebenheiten auf der koreanischen Halbinsel zu verändern, werde Peking sie daran hindern, hieß es.
In südkoreanischen Medien wurden am Freitag Rufe nach eigenen Atomwaffen laut. Das Vertrauen in den nuklearen Schutzschild der USA sei nicht unerschütterlich, schrieb der Korea Herald. Das Blatt Chosun verlangte, angesichts einer „drohenden Katastrophe“ müssten „sämtliche Optionen, selbst die bislang undenkbaren, auf den Tisch“.
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