Konflikt mit der Atom-Finanzkommission: Konzerne wollen nicht zahlen
Die Verhandlungen mit den AKW-Betreibern sind geplatzt: Sie wollen keinen Risikoaufschlag bezahlen. Die Kommission geht in die Verlängerung.
Zuvor hatten die drei Politiker mit den AKW-Betreibern RWE, Eon, EnBW und Vattenfall über die Zukunft der Rückstellungen verhandelt, die die Unternehmen für die Zwischen- und Endlagerung ihres Atommülls gebildet haben. Diese stellten sich dabei nach taz-Informationen vollkommen stur.
Dabei ist die Kommission bereit, den Unternehmen weit entgegenzukommen: Im Entwurf des Abschlussberichts schlägt sie vor, dass der Staat sämtliche Mehrkosten bei der Endlagerung übernimmt, sofern die Unternehmen neben ihren dafür gebildeten Rückstellungen noch einen Risikoaufschlag an einen staatlichen Fonds übertragen.
Doch einen solchen Aufschlag wollen die Unternehmen nicht bezahlen. Nach taz-Informationen haben sie zwar formal einen Zuschlag von 30 Prozent auf die Endlager-Rückstellungen akzeptiert. Diesen wollen sie aber komplett mit fragwürdigen Forderungen verrechnen, den sie ihrer Ansicht nach gegen den Staat haben – etwa für die Zurücknahme ihrer Klagen gegen den Atomausstieg und für mögliche Einsparungen bei der Endlagerung.
Darauf will sich die Kommission aber keinesfalls einlassen. Dort hält man einen realen Aufschlag in einer Größenordnung von bis zu 70 Prozent für angemessen, wenn die Unternehmen vor späteren Nachzahlungen sicher sein wollen. Die Konzerne sollten nicht zu hoch pokern, heißt es aus der Kommission.
Die Unternehmen setzen offenbar darauf, unter Umgehung der Finanzkommission eine Einigung mit der Bundesregierung zu erzielen. Doch dabei dürften sie schlechte Chancen haben. „Wir wollen ein konsensuales Ergebnis in der Kommission“, erfuhr die taz am Sonntag aus Regierungskreisen. „Es wird keine Lösung an der Kommission vorbei geben.“
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