Kommentar: Die grüne Allzweckwaffe

Volker Ratzmann, Fraktionschef der Berliner Grünen, ist für den Bundesvorstand seiner Partei im Gespräch. Spätestens seit der Entscheidung für Schwarz-Grün in Hamburg liegt der Jamaika-Oppositionelle im Trend.

Sparen wir uns die diplomatischen Floskeln. Natürlich würde der Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann liebend gern Vorsitzender der Bundespartei werden, und seine Chancen stehen nicht schlecht. Das liegt nicht nur daran, dass wenige Grüne den aufreibenden Posten haben wollen. Der 48-jährige Jurist ist auch eine politische Allzweckwaffe mit strategischem Geschick. Die kann die Bundespartei derzeit gut gebrauchen.

In seinen bislang fünf Jahren als Fraktionschef hat sich der Anwalt regelmäßig zu fast allem geäußert: Justizvollzug, Haushalt, Flughafen Tempelhof oder Föderalismusreform. Dieses Talent muss vorweisen, wer Nachfolger des unermüdlichen Arbeiters Reinhard Bütikofer werden will. Der müht sich seit 2002 tapfer, zwischen Basis und Führung zu vermitteln, während andere in Regierung oder Bundestag brillieren dürfen.

Für diesen gehobenen Frondienst ist der 48-jährige Ratzmann entgegen manchen Einwürfen nicht zu alt. Den verordneten Generationswechsel symbolisiert er in seinem Auftreten: Fremdeln vor CDU- und FDP-Politikern ist ihm fremd, und immer wieder befeuert der Innenexperte Gerüchte über ein mögliches Jamaika-Bündnis. Damit liegt Ratzmann spätestens seit der Entscheidung für Schwarz-Grün in Hamburg im Trend.

Prinzipienlos ist Ratzmann deshalb noch lange nicht. Rot-Grün würde er nach wie vor einer Jamaika-Koalition vorziehen. Aber schneller als andere hat der Fraktionschef verstanden, wie fatal ein einseitiges Festhalten an der SPD wäre.

Den Berliner Grünen würde Ratzmann fehlen. Der respektierte, aber ungeliebte Frontmann hat seine Partei von einem Rückzug in bequeme ideologische Gräben abgehalten. Sein Nachfolger muss diese Arbeit fortsetzen - sonst droht den Grünen die ewige Opposition.

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