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Kommentar zur FrauenquoteMehr Erfolg, mehr Macht, mehr Geld

Simone Schmollack
Kommentar von Simone Schmollack

Fest oder Flexi? Beides wollen die beiden SPD-MinisterInnen Schwesig und Maas in ihren „Leitlinien“ für mehr Frauen in Topjobs.

Eines aber steht fest: Verschwinden wird das Thema aus der gesellschaftlichen Debatte nicht mehr. Bild: sör alex / photocase.de

I st das nun der große Wurf? Oder nur ein Zugeständnis an die Wirtschaft und die Gewerkschaften, vor allem an den eigenen Parteichef? Die „Leitlinien“ zur Frauenquote sind jedenfalls noch kein Gesetzentwurf.

Gleichwohl geben sich Justizminister Heiko Maas und Frauen- und Familienministerin Manuela Schwesig so siegesgewiss, dass man meinen könnte, sie interessiere all die Kritik nicht, die es an der Quote und den dazugehörigen Vorhaben gibt. Dabei ist es nicht einmal eine Woche her, dass Sigmar Gabriel donnerte, das mit der Quote, so wie sich Schwesig und Maas das vorstellten, „geht so nicht“. Die Pressekonferenz, auf der die Idee präsentiert werden sollte, wurde flugs abgesagt – um sie kurz darauf wieder einzuberufen.

Vor allem Schwesig steht unter Druck. Sie ist bekannt für ihre gleichstellungspolitischen Ideen, ihr eilt der Ruf voraus, es ernst zu meinen mit gleichem Lohn für gleiche Arbeit, mit mehr Frauen in Topjobs und mehr Männern am Wickeltisch.

In den ersten hundert Tagen ihres Daseins als Bundesministerin musste Schwesig manche Schlappe einstecken: Ihr 32-Stunden-Modell für berufstätige Mütter und Väter fiel ihr auf die Füße, weil sie die Finanzierung nicht ausreichend abgesprochen hatte. Die Erhöhung des Elterngelds wurde verschoben. Und dann Gabriels Ohrfeige. Schwesig hat sich weit aus dem Fenster gelehnt, jetzt kann sie nicht hinter ihren Ankündigungen zurückbleiben.

Die Leitlinien sind ein Kompromiss

Das tut sie bei der Quote auch nicht. Die Leitlinien sind ein Kompromiss: ein Mix aus starrer Quote für wenige große Unternehmen und einer „Flexiquote“ für kleinere Firmen, darunter Betriebe wie jene im metallverarbeitenden und im Baugewerbe, in denen in der Regel weniger Frauen als Männer arbeiten.

Die Leitlinien sollen ein Gesprächsangebot sein. Das sagt alles und nichts. Ein Quotengesetz kann kommen – oder auch nicht. Eines aber steht fest: Verschwinden wird das Thema aus der gesellschaftlichen Debatte nicht mehr. Schon die bisherigen Diskurse, die zwar nicht in einem Gesetz mündeten, haben einen Bewusstseinswandel eingeleitet.

Unabhängig davon sind verkrustete Männerbünde – nichts anderes sind nahezu alle Konzernspitzen – nicht anders aufzubrechen als mit klaren geschlechtergerechten Regeln. Es geht um Macht, Einfluss und Geld. Davon gibt niemand gern freiwillig ab. Wer es dennoch tut und Vielfalt schafft, kann profitieren: mehr Erfolg, mehr Macht, mehr Geld.

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Simone Schmollack
Ressortleiterin Meinung
Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.
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2 Kommentare

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  • Die Quote ist ein derartiger ökonomischer Schwachsinn, dass sich jedem Unternehmer die Fußnägel hochrollen müssen. Denn sie verhindert eine Einstellung nach Qualifikation. Ich selbst habe noch nie eine Frau schlechter bezahlt als einen Mann (bei gleicher Qualifikation und gleichem Job) und würde im Leben nicht jemanden vorziehen, nur weil er männlich oder weiblich ist.

     

    Das beste Beispiel dafür ist das Professorinnenprogramm, das Lehrstühle, die mit Frauen besetzt werden, komplett finanziert und unsere stets klammen Hochschulen dazu bringt, im Zweifel eine schlechter qualifiziertere Frau einzustellen, nur um Kosten zu sparen (ich sage nicht, dass Frauen i.d.R. schlechter qualifiziert sind).

     

    Und, um etwas polemischer zu werden: Liebe Frauen, arbeitet 16 Stunden am Tag, vernachlässigt Eure Familien, qualifiziert Euch wo ihr könnt, studiert was anständiges und gebt alles für Eure Karriere. Dann klappt das auch mit dem Vorstandsjob. Ganz ohne Quote. Ein Mann müsste es genau so tun.

  • "Es geht um Macht, Einfluss und Geld. Davon gibt niemand gern freiwillig ab. Wer es dennoch tut und Vielfalt schafft, kann profitieren: mehr Erfolg, mehr Macht, mehr Geld."

    Was hat die Masse davon, das Gerangel der oberen 5% zu unterstützen? Es geht nicht um "Frauen", sondern um den Anteil vom Kuchen für einige wenige. Eine Scheindebatte, die dem eigentlichen Problem nicht hilft, sondern nur ablenkt. Augen wischerei.