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BERT SCHULZ hat die Zwickmühle gut beschrieben, Roß und Reiter benannt. Was fehlt in der Beschreibung ist der Rittmeister und das Volk. Berlin ist verpfändet und deshalb war das gestern auch ein Schattenboxen, ein Spektakel von Halbwahrheiten und Ungereimtheiten. Der Senat und die (Block)Parteien sind getriebene des "Stabilitätsrat" eingesetzt vom Bund und den Ländern. Der 2011 Berlin zum Finanznotstandsgebiet erklärt hat. "Man" hatt es nur "vergessen" den Berlinern zu erzählen.
Der Ausgang des Volksentscheides wird allerdings bestimmt vom Wohlfühlimpuls der Berliner und der hat sich die letzten Tage geäußert. Jetzt kommt es darauf an welche Kulissen wohin geschoben werden und ob die Berlinerinnen und Berliner sich davon beeindrucken lassen.
Berlin erwartet ein hoffentlich schönes Kulturereignis. Eine Hochzeit von Demokratie und Schönheit im Wonnemonat Mai. Jeder der da kein passendes Brautgeschenk mitbringt verrät sein wahres Gesicht. Das ist die wahre Zwickmühle.
In der turbulenten Sitzung im Thüringer Landtag gab AfD-Alterspräsident Treutler eine armselige Vorstellung. Das Gute: Demokratische Parteien arbeiteten zusammen.
Kommentar zum Volksentscheid: Die falsche Opposition hat geredet
Natürlich würde die Opposition im Parlament den Volksentscheid gerne nutzen, um gegen den Senat zu agitieren. Doch daraus wird wohl nichts.
An diesem Donnerstag hat im Abgeordnetenhaus die falsche Opposition geredet. Denn es sind nicht die Grünen, die Linke oder die Piraten, die gegen die Pläne von Bausenator Michael Müller (SPD) stehen. Im Kern unterstützen die drei Fraktionen den Bau von Wohnungen auf dem Feld. Müller widersprechen müssen hätte ein Mitglied der Initiative 100 % Tempelhofer Feld, auch als Vertreter jener rund 200.000 Berliner, die für den Volksentscheid unterschrieben haben.
Dass sich in der Debatte kein Redner von Grünen, Linken oder Piraten im Sinne der außerparlamentarischen Opposition geäußert hat, ist ein Novum in der Geschichte der Berliner Volksentscheide. Denn natürlich würden Erstere gerne dessen gegen die Regierung gerichtete Dynamik für sich nutzen. Doch daraus wird wohl nichts. Welcher Opposition schadet das mehr?
Die Unterstützer des freien Feldes werden es schwer haben, zu mobilisieren, weil sie anders als bei früheren Entscheiden nicht auf die Ressourcen der Oppositionsparteien hoffen können. Diese hatten etwa gegen Ende des Energie-Entscheids noch mal ordentlich dafür geworben.
Besonders die Grünen aber mit ihrem ökologischen Politikansatz stehen vor einem Glaubwürdigkeitsproblem: Erliegen sie noch der Versuchung, im Abstimmungswahlkampf präsent zu sein, und schlagen sich auf die Seite der Initiative, werden sie als Anbiederer gelten. Grenzen sie sich weiterhin von ihr ab, entfremden sie sich von einer Kernklientel, die sich bei der nächsten Wahl fragen dürfte, warum sie die Grünen noch wählen sollte. Am Ende gewinnt der Senat: bei der Abstimmung im Frühling – und der Wahl 2016.
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Schwerpunkt Volksentscheid Tempelhofer Feld
Kommentar von
Bert Schulz
Ex-Leiter taz.Berlin
Jahrgang 1974, war bis Juni 2023 Leiter der Berlin-Redaktion der taz. Zuvor war er viele Jahre Chef vom Dienst in dieser Redaktion. Er lebt seit 1998 in Berlin und hat Politikwissenschaft an der Freien Universität studiert.
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