Kommentar zum Tacheles-Abschluss: Jetzt wirds todlangweilig

Seit Donnerstag ist klar: Nur noch ein Wunder kann das Kunsthaus in Mitte retten. Damit wird die Oranienburger Straße endgültig zur Ödnis.

Man weiß nicht, was schlimmer ist: der Einmarsch der Zwangsverwalter samt Security-Anhang ins Tacheles – oder das Schweigen der Politik danach. Es ist ein kräftezehrender Überlebenskampf, den die Off-Künstler seit Jahren führen. Und spätestens seit Donnerstag ist klar: Er wird nicht mehr zu gewinnen sein.

Dass selbst nach der Beinahräumung kaum ein Protesthall von Initiativen und Parteien ertönt, ist ein düsteres Omen für die Tachelianer. Auch als zuletzt der Zwangsverwalter den Tordurchgang zumauerte, als Künstler nach und nach von einem Anwalt aus dem Haus gekauft wurden, blieb das außerhalb der Kunstruine unkommentiert. Und der Senat reiht sich in das Schweigen ein. Längst wird dort mit einem neuen Kulturort geplant – ohne die jetzigen Nutzer. Für Rot-Schwarz scheint das eine kommode Angelegenheit.

Auch Rot-Schwarz schweigt

Dabei dürfte es kaum einen Ort in dieser Stadt geben, wo mehr gemauschelt wird, als das Tacheles: Anwälte, die nicht preisgeben, für wen sie zehntausende Euro an Auszugsprämien zahlen. Sicherheitsleute, die Bilder von Künstlern einfach wegsperren. Und nun auch festlegen, wer das Haus betreten darf – und wer nicht.

Die Politik interessiert das alles nicht mehr, ebenso wenig wie das heute wohl besiegelte Ende des Kunsthauses. Ein blauäugiges Spiel: Denn eine Garantie, dass ein neues Tacheles nicht zu einer ähnlich langweiligen Angelegenheit wie der große Rest der Oranienburger Straße wird, gibt es nicht. Im Gegenteil: Alles spricht dafür.

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Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort, seit 2014. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Bis 2014 vier Jahre lang Teil des Berlin-Ressorts der taz. Studium der Publizistik und Soziologie.

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