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Kommentar zum LokführerstreikDer Bund verschwendet Millionen

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Die Bahn hat kein Interesse an einer Einigung im Streik gezeigt und bisher kein verbindliches Angebot vorgelegt. Jetzt muss die Bundesregierung ran.

Alle Zeichen stehen auf rot. Hier am Bahnhof in Essen. Bild: reuters

U nd täglich grüßt das Murmeltier. Bei der Deutschen Bahn wird gestreikt. Wie schon sechsmal zuvor in den vergangenen zehn Monaten. Und die veröffentlichte Meinung ist sich mal wieder mit dem Bahnvorstand einig, wer der Bösewicht ist: selbstverständlich die verbohrte Lokführergewerkschaft GDL und ihr selbstsüchtiger Chef Claus Weselsky. Wie einfach die Welt doch sein kann.

Keine Frage: Jeder Streiktag bei der Bahn ist eine Zumutung für die davon betroffenen Fahrgäste. Was aber leicht vergessen wird: Ob es zu einem Streik kommt und wie lange er dauert, hängt nicht alleine von der Gewerkschaft ab, die ihn beschließt. Bei nüchterner Betrachtung der Verhandlungen zwischen Bahnvorstand und GDL lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die bisherige Ergebnislosigkeit der Gespräche nicht allein der Lokführergewerkschaft anzulasten ist.

Streik fortgesetzt

Die Lokführer haben ihre siebte Streikrunde bei der Deutschen Bahn am Donnerstagmorgen fortgesetzt – Millionen Menschen mussten sich auf dem Weg zur Arbeit erneut in Geduld üben. In einigen Regionen waren die Einschränkungen zu Beginn des zweiten Tages des Ausstands im Personenverkehr aber nicht so stark wie befürchtet. Der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) sollte bis zum Abend (21 Uhr) laufen, im Güterverkehr bis Freitag (9 Uhr). (dpa)

Die Arbeitgeberseite trägt eine erhebliche Mitschuld. Will sie überhaupt eine Einigung? Es macht nicht den Eindruck. Wie lässt sich sonst erklären, dass der Bahnvorstand auch nach 16 Verhandlungsrunden immer noch kein verbindliches inhaltliches Angebot vorgelegt hat? Was die GDL fordert, ist bekannt: fünf Prozent mehr Lohn, eine Stunde weniger Arbeitszeit pro Woche und eine Begrenzung der Überstunden. Und was bietet die Bahn? Eine mediale Inszenierung, mehr nicht.

Es ist absurd: Schon jetzt wäre es für die Bahn billiger gekommen, die Forderungen der GDL einfach zu erfüllen. Höchste Zeit, sich daran zu erinnern, dass die Bahn zwar privatrechtlich organisiert ist, jedoch dem deutschen Staat gehört. Statt sich über den angeblichen „Missbrauch des Streikrechts“ zu empören, sollte die schwarz-rote Bundesregierung endlich ihre Verantwortung als Eigentümerin wahrnehmen und den Bahnvorstand an die Kandare nehmen. Den Kunden zuliebe.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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4 Kommentare

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  • So ist es! Lieber schmeißt der Bund noch mehr Geld für Streiktage zum Fenster raus, als den Bahnvorstand endlich mal zu einem akzeptablen Tarifabschluss mit den Lokführern zu bewegen. Der Bund kann insgesamt offensichtlich mit Geld nicht verantwortungsbewußt umgehen - auch die endlosen Rüstungsschrott-Einkäufe sprechen dafür.

  • Das nährt wieder einmal den Verdacht, dass die ganze Bahnführung (oder zumindest einflussreiche Teile davon) von der Autolobby gesponsort werden, die eine zukunftsgerechte Verkehrspolitik sabotieren wollen...

  • So eine Firma kann man natürlich auch an der Börse nicht gebrauchen. Die Wirtschaftsweis der Bahn ist ruinös. Überall Baustellen, das Schienennetz veraltet. Man sollte die Strecken privatisieren und es intelligenten, vorausschauenden Managern überlasse, (falls es die noch gibt!).

    Die Autoindustrie freut sich natürlich, aber die Menschen die auf die Bahn angewiesen sind und sich nicht gerne oder nur mit Platzangst in einen Bus quetschen müssen sind natürlich zu bedauern.

     

    Bahn fahren mit Regio oder Express ist so schön!!!! Wäre schade um die gute alte Bahn.

    • @Rita Dütsch:

      Nein, ganz im Gegenteil!

       

      Man sollte die Bahn wieder in die öffentliche Hand überführen - Infrastruktur ist Staatssache und sämtliche Versuche, das anders zu handhaben, sind in der Vergangenheit gescheitert.

       

      Transport, vor allem Personentransport, kann überhaupt nur dann kostendeckend (oder sogar gewinnmachend) betrieben werden, wenn man nicht für die Infrastruktur aufkommen muss. D.h., dass das Händeringen bzgl. der Wirtschaftsweise der Bahn auch schlicht verlogen ist.