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Kommentar zu DFB und HomosexualitätDer Stanglwirt ist wichtiger

Andreas Rüttenauer
Kommentar von Andreas Rüttenauer

Der DFB fordert mehr Akzeptanz für Schwule und Lesben im Fußball. Aber der DFB-Chef sitzt lieber beim Bankett mit Sepp Blatter als persönlich dafür zu werben.

W as macht eigentlich Wolfgang Niersbach? Der Präsident des Deutschen Fußballbundes kümmert sich um das, was er selbst gerne Kerngeschäft nennt, das Geschäft mit dem Profifußball. Er trifft sich mit den Großen des Business, um daran mitzuarbeiten, dass der Fußball noch größer wird, als er es ohnehin schon ist. Er ist glücklich, wenn von den Strahlen, die von den Lichtgestalten der Szene ausgesendet werden, ein paar auf ihn fallen, damit er ein wenig mitstrahlen kann. Am Mittwoch durfte er mit Franz Beckenbauer und Fifa-Boss Sepp Blatter in Kitzbühel zusammensein – angeblich um über irgendetwas ganz Wichtiges im Weltfußball zu reden.

Er hätte auch etwas Sinnvolles machen können. Er hätte sein Gesicht zeigen können, als in Berlin Vertreter des Profifußballs und der Bundespolitik eine „Berliner Erklärung“ vorgestellt haben, in der sie Akzeptanz für Schwule und Lesben im Fußball fordern. Das Event war zu popelig für Niersbach, gesellschaftlicher Kram.

Ein schickes Bankett mit Franz und Sepp beim Stanglwirt in Kitzbühel ist ihm wichtiger. Die gesellschaftliche Verantwortung, in der sein Amtsvorgänger Theo Zwanziger den Mega-Verband gesehen hat, lehnt Niersbach demonstrativ ab. Immerhin hat er seinen Namen unter die „Berliner Erklärung“ gesetzt – im Gegensatz zum völlig gesellschaftsblinden Verband der Profiklubs, der DFL. Und immerhin hat er es dann doch noch ermöglicht, dass sein Verband endlich eine lange angekündigte Broschüre mit Handreichungen für Spieler und Klubvertreter für den Fall eines Coming Outs auch im Profifußball herausgibt.

Bild: taz
Andreas Rüttenauer

ist Sportredakteur der taz.

Aber anstatt eine solche zusammen mit den prominentesten Figuren des Fußballsports, mit dem Kapitän der Nationalmannschaft und dem Bundestrainer auf einer großen Pressekonferenz vorzustellen, hat man die Broschüre einfach zum Download auf der DFB-Website bereitgestellt und dazu ein paar alte Zitate des Präsidenten als Pressemitteilung verschickt.

Nicht einmal ein Vorwort des Präsidenten gibt es in den Coming-Out-Handreichungen. Einer der gesellschaftliche Verantwortung ernst nimmt, handelt anders. Man sollte an die andauernde Flucht von Wolfgang Niersbach aus dieser Verantwortung denken, wenn er bei einem wichtigen Fußballspiel wieder einmal neben der Bundeskanzlerin sitzt und von dieser begrüßt wird wie ein guter Freund.

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Andreas Rüttenauer
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5 Kommentare

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  • A
    anke

    Das "Event" um die "Berliner Erklärung" war "zu popelig" für Wolfgang Niersbach? Kein Wunder: "Gesellschaftskram" mit Starbesetzung und Häppchen ist ja auch was anderes als "Gesellschaftskram" mit Weder-Noch. Anja Maier empfand sie heute übrigens ebenfalls als arge Zumutung, die popelnden alten Männer. Das kommt davon, fürchte ich, wenn man die Nase zu hoch trägt. Sobald sie einem von unten reingucken können, tun sie das auch, egal, wie sehr sie sich dabei schütteln müssen vor Ekel. Schon, um zu sehen, was übrig bleibt von all der "Freundschaft" und "Verantwortung", die sie in schönster Hoffnung investiert haben in ihre "Helden".

  • N
    Normalo

    Na, Rüttenauer, wieder ein Kubikzentimeterchen im Glas gefunden, das ganz eindeutig leer ist?

     

    Zum Einen: Wer sich ganz offenbar nicht mal ein bißchen dafür interessiert, was der Herr Niersbach und die anderen Großkopferten in Kitz zu besprechen hatten, der offenbart eine gewisse Maßlosigkeit, wenn er das, von dem er gar nicht weiß, was ist, dann pauschal für nicht wichtig genug erklärt, um den Vorzug vor der Enthüllung der bahnbrechenden Berliner Erklärung zu erhalten. Nur ganz am Rande: SOO unwichtig war das Thema in Kitzbühel (Verlegung der WM 2022 in den katarischen Winter) jetzt auch nicht.

     

    Zum Zweiten: Wie bahnbbrechend ist diese Erklärung eigentlich, wenn die Abwesenheit des DFB-Präsidenten bei ihrer Vorstellung bereits ein solcher Beinbruch ist? Kann die nicht für sich stehen? Und überhaupt: Warum ist der Aufhänger dieses Kommentars Niersbach? Das Fehlen der DFL ist doch eigentlich viel dramatischer? Dort sitzen doch die Arbeitgeber jener schwulen Spieler, deren Coming Out das Tabu brechen könnte! (Eh jetzt die Gender-Fraktion aufschreit: Ja, die Schwulen, nicht die Lesben; bei den Damen ist das Stigma längst ad absurdum geführt)

     

    Zum Dritten: In einem liegen Sie richtig. Niersbach ist nicht Zwanziger und will es auch nicht sein. Er begreift sich als das, was er vorher schon war, nämlich als Verbandsmanager, nicht als Politiker und Symbolfigur der Fußballrepublik. Wenn Ihnen das nicht gefällt, ok. Aber tun Sie bitte nicht so, als sei die Person Zwanziger die Definition des Amtes "DFB-Präsident". Er hatte seine Version, Niersbach eine andere. Und für die ist er gewählt worden.

  • A
    Allende

    Schon vergessen, dass der DFB keine politische Partei ist? Es ist ziemlich vermessen von Einzelpersonen wie Herrn Niersbach Einsatz für politische Positionen zu verlangen. Wenn er sich nicht von Lobbygruppen instrumentalisieren lassen möchte, ist das sein gutes Recht. Ein Jahr vor der WM und dem Scheitern der U21 hat Herr Niersbach genung Baustellen in seinem eigentlichen Aufgabenbereich.

  • V
    vonhohenlohe

    Die Schwulen glauben, die ganze Welt würde sich um sie drehen. Es gibt nach andere Probleme auf dieser Erde als schwul zu sein.

    mfg vonhohenlohe

  • J
    JoHnny

    18/07/13

     

    werter a. rüttenauer,

     

    die coming-out-variante "selbstanzeige" geht

    vor bewährung - und dann begrüßt die "enttäuschte"

    bundeskanzlerin amigo u. hoeneß! so sieht

    gesellschaftliche akzeptanz aus...

     

    mit sportlichen grüßen