Kommentar von Dorothea Hahn: Die ganze Welt als Geisel
Wenn mit Nordkorea ein weiteres Land in den Besitz von einsatzfähigen Atombomben gerät, ist das ein Problem für die gesamte Welt. Gerade deswegen müssen die Antworten auf der internationalen Bühne und nicht auf einem Golfplatz in New Jersey gefunden werden. So aber ist Donald Trump mit seinem Alleingang all jenen in den Rücken gefallen, die nach gemeinsamen und friedlichen Lösungen im Umgang mit Pjöngjang suchen – sowohl in seiner eigenen Regierung als auch im Rest der Welt. Ganz besonders dem verbündeten Südkorea, das bei einer militärischen Eskalation auf der Halbinsel das erste Opfer werden würde.
Die Gefahren für die Region stehen für Trump nicht im Vordergrund. Er reduziert das Problem auf einen nordkoreanisch-amerikanischen Zweikampf. Dergleichen mag ihm helfen, von seinen heimischen politischen Problemen abzulenken. Und es mag Kim Jong Un stärken, wenn er sich direkt mit dem Chef der Supermacht anlegt. Aber es bringt die Welt der atomaren Abrüstung nicht näher.
Nichts deutet darauf hin, dass Nordkorea seine Atombombe aufgeben wird. Das Land sieht darin eine Garantie für das Überleben seines Regimes. Deshalb gelangte zuletzt selbst die Spitze der Geheimdienste in Washington zu der Erkenntnis, dass eine nordkoreanische Atombombe nicht mehr grundsätzlich verhindert werden könne. Vor diesem Hintergrund – und angesichts immer häufiger werdender nordkoreanischer Raketentests – kam es darauf an, die internationale Gemeinschaft zusammenzubringen, um Pjöngjangs atomare Absichten zumindest zu kontrollieren. Dabei spielte auch Trumps Außenminister Rex Tillerson eine wichtige Rolle. Indem er versicherte, dass die USA keine Zerstörung Nordkoreas und keinen Regimewechsel beabsichtigten, machte er möglich, dass im Weltsicherheitsrat verschärfte Sanktionen gegen Nordkorea einstimmig beschlossen wurden.
Donald Trumps Gerede von „Feuer und Wut“, mit dem er Nordkorea strafen wolle, gefährdet auch diese Diplomatie. Indem er sein schwerstes Geschütz androht, setzt Trump zugleich sein Land unter einen gefährlichen Zugzwang. Kim Jong Un hat unmittelbar gezeigt, was er von Trumps Drohung hält: Nur wenige Stunden danach stellte der Machthaber in Pjöngjang einen möglichen „präventiven“ Militärschlag gegen das US-Territorium Guam in Aussicht.
In einer Situation, in der ruhiges strategisches Denken, diplomatisches Abwägen und gemeinsames internationales Vorgehen nötig wären, schießen der US-Präsident und der nordkoreanische Diktator mit Worten scharf aufeinander – und machen die Welt zu ihrer Geisel.
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