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Kommentar umstrittene EEG-ReformDas Kind braucht seine Eltern

Bernhard Pötter
Kommentar von Bernhard Pötter

Die erneuerbaren Energien sind eine deutsche Erfolgsgeschichte. Der Entwurf eines neuen Ökostromgesetzes stellt das in Frage.

Von der SPD ausgebremst: der zügige Ausbau der Windernergie Foto: ap

M anchmal hilft die Erinnerung: Die Erfolgsstory der erneuerbaren Energien in Deutschland wurde nicht von einer Regierung geschrieben, sondern vom Parlament. Das EEG entstand 2000 aus einer parteiübergreifenden Koalition im rot-grünen Bundestag.

Inzwischen hat der Erfolg Energiewende viele Väter und Mütter. Die aber versagen dabei, ihrem Sprößling beim Erwachsenwerden zu helfen. Dem Kind wird nach dem EEG-Entwurf aus dem Wirtschaftsministerium das Wachsen eingeschränkt, das Taschengeld gekürzt und der Job weggenommen.

Die Erziehungsberechtigten sollten ihr Pflicht tun. Aber die Abgeordneten haben andere Sorgen, die Materie ist kompliziert und die Zeit drängt. Denn das jetzige EEG läuft Ende des Jahres aus. Und schlimmer noch: Ab Herbst ist Wahlkampf.

Und nichts fürchtet Energieminister Sigmar Gabriel (außer vielleicht der Kanzlerkandidatur) mehr als eine Debatte über teuren Ökostrom, der zwar bezahlt, aber wegen fehlender Leitungen nicht genutzt wird. Das wäre Wahlhilfe für FDP, AfD und CDU/CSU, wie vor der letzten Wahl die ach so teure EEG-Umlage. Deshalb muss das Thema also schnell vom Tisch. Und wo gehobelt wird, da fallen Strommasten.

Die SPD im Parlament und die SPD-Umweltministerin sind da keine Hilfe. Sie müssten einen Aufstand gegen ihren angeknacksten Wirtschaftsminister, Parteichef und potenziellen Kanzlerkandidaten anzetteln. Es braucht also eine ganz große Koalition aus Energiepolitikern, Unternehmen und Klimaschützern. Sie müssen Druck machen, um im EEG das Schlimmste zu verhindern und die Dynamik der Erneuerbaren zu erhalten.

Das ist schwer, aber manchmal kann selbst das träge Parlament schnell sein, das hat es bei der Schulden- oder Flüchtlingskrise bewiesen. Die Zeit arbeitet gegen die Kohle und für die Öko-Energien. Aber ein bisschen elterliche Fürsorge braucht die pubertierende Energiewende noch.

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Bernhard Pötter
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1965. Seine Schwerpunkte sind die Themen Klima, Energie und Umweltpolitik. Wenn die Zeit es erlaubt, beschäftigt er sich noch mit Kirche, Kindern und Konsum. Für die taz arbeitet er seit 1993, zwischendurch und frei u.a. auch für DIE ZEIT, WOZ, GEO, New Scientist. Autor einiger Bücher, Zum Beispiel „Tatort Klimawandel“ (oekom Verlag) und „Stromwende“(Westend-Verlag, mit Peter Unfried und Hannes Koch).
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2 Kommentare

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  • Interessante, wenn auch einseitige, Betrachtungsweise der Situation und des EEG.

    Jedenfalls sind die Kosten für erneuerbrae sichtbar und vollständig, die der "Konventionellen" dagegen intransparent und Ihr Schaden am Boden, den Menschen und am Klima sind nicht eingerechnet. Daher nicht transparent und werden auch von, dem von Ihnen genannten, Steuerzahler getragen - auf z.T. eher unschöne weise.

     

    Soll ich Ihnen noch ein bisschen mehr Aufklärung zu teil werden lassen oder reicht Ihnen das erstmal zum herumbeissen?

     

    Gruß RG

  • 8G
    86548 (Profil gelöscht)

    Das EEG gibt es bereits seit 1991. Damals hieß es nur anders. Initiiert wurde es von CDU/CSU und FDP. Die Grünen sind 10 Jahre später auf den Zug aufgesprungen und gewährten den Erzeugern von alternativen Energien sehr attraktive Vergütungen, die die Stromverbraucher bezahlen mussten. Ein genialer Schachzug.