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Kommentar straffällige FlüchtlingeRaus – oder auch nicht

Christian Rath
Kommentar von Christian Rath

Die CDU will, dass kriminelle Flüchtlinge leichter ausgewiesen werden können. Diese laute Ankündigung hat aber eher symbolischen Wert.

Polizeiaufgebot am 10. Januar vor dem Kölner Dom Foto: dpa

W er nach Deutschland kommt, um Taschendiebstähle zu begehen oder Frauen sexuell zu nötigen, kann und sollte ausgewiesen und abgeschoben werden – auch wenn er hier einen Asylantrag gestellt hat. Diese Forderung, insbesondere der Union, ist nachvollziehbar. Es gibt dabei allerdings genügend und notwendige humanitäre Sicherungen – und noch mehr praktische Hindernisse.

So müssen die Täter erst einmal überführt und verurteilt werden. Die Vorgänge vom Kölner Silvester zeigen, wie schwierig das ist. Wer anerkannter Flüchtling ist oder einen Asylantrag gestellt hat, ist besonders vor Ausweisung geschützt. Den Schutz verliert er derzeit nur, wenn er zu einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Jahren verurteilt wurde.

Die CDU will dies auf ein Jahr herabsetzen. Darüber kann man reden. Denn auch für eine einjährige Strafe muss man einiges ausgefressen haben. Ein einmaliger Diebstahl genügt nicht. Außerdem findet vor der Ausweisung dann immer noch – wie bei jedem Ausländer – eine Einzelfallprüfung statt. Je länger ein Flüchtling in Deutschland lebt und je enger seine Bindungen sind, desto schwerer müssen die Straftaten sein, die die Ausweisung begründen.

Der Vollzug der Ausweisung – genannt Abschiebung – kann aber immer noch scheitern. So wird auch ein krimineller Syrer nicht in den sicheren Tod in seinem Heimatland geschickt.

Leere Drohungen

In anderen Fällen verhindern dagegen eher praktische Probleme die Abschiebung - insbesondere, wenn die Täter keine Pässe haben und keine oder falsche Angaben zu ihrer Herkunft machen; und die Heimatländer haben meist auch kein größeres Interesse an ertappten Taschendieben.

SPD-Chef Sigmar Gabriel will unkooperativen Heimatstaaten deshalb die Entwicklungshilfe kürzen. Das ist allerdings meist nur eine leere Drohung. Denn Entwicklungshilfe ist kein Almosen, sondern dient auch deutschen Interessen, etwa der Förderung deutscher Exporte oder der Stärkung bestimmter Staaten und Regierungen. Wie so oft sind die lauten Ankündigungen der Politik eher symbolisch.

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Christian Rath
Rechtspolitischer Korrespondent
Geboren 1965, Studium in Berlin und Freiburg, promovierter Jurist, Mitglied der Justizpressekonferenz Karlsruhe seit 1996 (zZt Vorstandsmitglied), Veröffentlichung: „Der Schiedsrichterstaat. Die Macht des Bundesverfassungsgerichts“ (2013).
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15 Kommentare

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  • Übersetzung: Wenn man bei der Anreise angibt aus Syrien zu stammen und den Pass verloren zu haben hat man also Narrenfreiheit?

    • @Simon Rieper:

      Probieren Sie es doch einfach mal aus!

  • Sehr schön. Das wird die Hysterie vielleicht etwas beruhigen. Besser wäre es natürlich gewesen, wenn man die Täter hart bestraft hätte. Quasi als Bauernopfer, aber das gibt das Recht Stand jetzt nicht her. 2 der beteiligten Marokkaner, haben eine Woche Jugendarrest gekriegt. Solche lächerlich geringen Strafen, spielen den Rechten mehr in die Hände als alles andere. Denn das zeigt, dass der Rechtsstaat quasi unfähig ist, manche Probleme zu lösen.

  • "Diese Bundesregierung ist die erfolgreichste Bundesregierung seit der Wiedervereinigung" (Merkel 2012).

    War das etwa symbolisch gemeint?

  • Die kriminelle CDU kann ihre Geldkoffer gerne bei den Zelten abgeben.

  • Es sollte eigentlich jedem denkenden Menschen klar gewesen sein, dass es bei über 1 Million Flüchtlingen auch einen entsprechenden Anteil an Kriminellen und Idioten gibt. Das kann und darf aber kein Hindernis sein Asyl- und Fluchthilfe zu geben. Die Probleme in Köln und anderen Städten scheinen aber ja auch nicht erst seit dem letzten Sommer zu bestehen, sondern scheint es eher so, als hätten im Zuge der Flüchtlingsbewegung der letzten Monate eingereiste Kleinkriminelle sich an eine bereits bestehende Struktur angeschlossen.

    Jetzt wird wieder von verschiedenen Stellen nach schärferen Gesetzen geschrien, dabei würde alleine eine konsequente Anwendung bestehender rechtlicher Möglichkeiten ausreichen. Wenn ein offensichtlich über 20 jähriger Marrokaner sich als 16 jähriger ausgibt, mehrfach polizeilich auffällig wird, dann gibt es bereits jetzt Möglichkeiten hier eine Altersbestimmung durchzuführen und den Typen dann konsequent abzuschieben. Ich bin selber beruflich oft in Marokko und Frankreich und kenne entsprechende kriminelle Strukturen sowohl aus den Grossstädten in Marokko als auch aus den Vorstädten in Lyon, Marseille und Paris. Bei diesen Leuten liegt so offensichtlich kein Asylgrund vor, dass es auch mit entsprechenden Schnellverfahren eine Abschiebung geben kann und sollte. Gerne können die dann freien Plätze und Mittel dann ja an wirklich Kriegsflüchtlinge aus Syrien oder anderen Ländern vergeben werden.

    Nötig wird dann aber auch eine gemeinsame Strategie, Politik und Struktur innerhalb der EU, nur dann sind Mehrfachregistrierungen, falsche Namen und kriminelle Praktiken zu vermeiden.

    Fakt ist aber auch, dass die laufende Sexismusdebatte lange überfällig war und dringend nötig ist, denn nicht nur einige! junge Männer aus dem Magreb haben ein Problem im Umgang mit Frauen, sondern auch genug deutsche Michel!

    • @Sandankoro:

      Bei der 1 Millionen wird es nicht bleiben. Dieses Jahr werden nochmals so viele kommen. Es wird ein ungemütliches Jahr werden.

  • Wenn ein*e Deutsche*r ein Verbrechen begeht, dann wird er*sie im Rahmen der deutschen Gesetzgebung dafür betraft. Wenn ein*e Nichtdeutsche*r ein Verbrechen begeht soll er*sie abgeschoben werden. Das sind zwei verschiedene Standards abhängig von der Herrkunft, "Glück" haben deutsche Täter*inne, die nicht (zusätlich zu ihrer Strafe) ins Elend geschicht werden. Ergo: Menschen verdienen abhängig von ihrer Herrkunft unterschiedlich harte Strafen. Das ist Rassismus. So einfach.

  • Könnte mal irgendjemand differenzieren, zwischen den Hundertausenden Kriegsvertriebenen, die natürlich das Sylvester nicht in den Turnhallen feiern wollten und den mobilen Taschendiebesbanden, die seit Jahren die Innenstädte und Bahnhöfe zum Erntefeld ihrer ausgeklügelten Techniken machen? Wenn der Polilzei ein Vorwurf zu machen ist, dann der, dass man diese Taschendiebesbanden nicht effektiver bekämpft hat, aber nicht weil sie in dieser Nacht nicht Herr der Lage gewesen war. Wenn man der Poltik einen Vorwurf machen muss, dann der, dass man die Polizei jahrelang mager gespart hat und sie nun hirn- und konzeptlos, wie im aufgescheuchten Hühnerstall, die aberwitzigsten Thesen hinausposaunt. Und der Presse ist der Vorwurf zu machen, dass sie gerade das nicht differenziert.

  • Ich glaube, so langsam kommt das wahre Gesicht dieses Landes zum Vorschein. Dieses wird uns noch lange beschäftigen.

    Hans-Ulrich Grefe

  • Das alles ist nur hilflose Symbolpolitik ängstlicher Politiker sowie Placebos für das Volk "da draußen".

    Köln war meiner Meinung nach nicht ein einmaliges, sondern ein erstmaliges Ereignis. Frauen werden/sind die ersten Opfer einer chaotischen Einwanderungspolitik, die nächsten dürften die Juden in Deutschland sein (Kippatrageverbot, um nicht zu provozieren?), danach die sozial Schwachen, wenn um das Verteilen der finanziellen Resourcen geht.

    Auf eine naive Willkommenskultur muss eine harte Abschiebekultur folgen, zum Wohle aller Flüchtlinge, die unter die Genfer Konvention fallen, sowie aller hier lebenden Menschen. Da muss man dann auch unkonventionelle Wege beschreiten: Wer Saudi Arabien Waffen liefert, dürfte auch kein Problem damit haben, illegale Einwanderer gegen Geld im Raum Nordafrika aufnehmen zu lassen.

    • @Hans-Georg Breuer:

      Köln war definitiv kein erstmaliges Ereignis nur diesmal waren Ausländer daran beteiligt und es kam in die Medien dadurch.

  • Ja, Sie haben sicherlich recht. Die müssen erst erwischt, verhaftet und verurteilt werden. Aber, wenn das einmal passiert ist, dürfen wir nicht länger warten, und immer nur von weitere Chancen reden. Dann müssen die Kerle ausgewiesen werden.

    • @anton philips:

      Sexuelle Belästigung z.B. (ohne Vergewaltigung) und Diebstahl ergibt keine Haftstrafe über ein Jahr und damit so oder so keine Ausweisung oder gar Abschiebung. Ohne Pass schon gar nicht. Eine Ausweisung ohne Abschiebung ist nur ein Blatt Papier.

       

      Ich ertappe mich zunehmend dabei, in ein paar Punkten den Rechten zuzustimmen, auch wenn es eklig ist. Wenn wir nicht damit anfangen, schon bei der ersten Straftat sofort abzuschieben, dann wächst uns das immer weiter über den Kopf. Es gibt haufenweise Leute, die hier geduldet sind und trotz mehreren Prozessen am Hals frei herumlaufen und weitermachen. Diese Entwicklung ist auch in Köln schon Jahre alt.

       

      Spiegel-TV von Sommer 2014: https://www.youtube.com/watch?v=96Xn_iM7bUA

       

      Reflexhafte Rassismus-Vorwürfe helfen überhaupt nicht weiter, wenn die Anzahl von Straftaten wie Einbrüche, Diebstahl, Raub, Körperverletzung und auch sexuelle Belästigung so weit ansteigt, dass unsere Gesetze darauf absolut nicht vorbereitet sind und weder die Polizei noch die Justiz damit auch nur noch ansatzweise fertig wird.

      • @Mustardman:

        "Ich ertappe mich zunehmend dabei, in ein paar Punkten den Rechten zuzustimmen, auch wenn es eklig ist."

         

        ...ist wie bei gutem Rotwein: Der erste Schluck schmeckt eklig - danach wird's aber besser...