Kommentar (s. Seite 18): Mehr Outing!
■ Schwulenpolitik in desolatem Zustand
Die Schwulen machen sich in Bremen parteipolitisch wieder zum Thema – zumindest bei der SPD und bei den Grünen. Das ist schön. Denn so zerstritten, wie die Schwulenszene in Bremen, so still ist es um Homosexuelle und ihre Forderungen geworden. Das Rat & Tat-Zentrum muß froh sein, wenn es so bleibt, wie es ist. Die „Schwullesbischen Studien“ an der Uni wurden im Frühjahr auf drei Lehraufträge heruntergekürzt. Sozialhilfeabhängige Aidskranke bekommen seit zwei Monaten weniger Geld von Bremen ausgezahlt. Es gäbe weitere Beispiele.
Den Schwulen scheint die minderheitenfreundliche Stimmung und ihre Lobby in der Stadt abhanden gekommen zu sein. Nicht, daß ausschließlich Parteien und Schwule selbst für die Vertretung von schwulen Interessen zuständig sind. Aber es braucht Bündnispartner und Ansprechpartner in der Politik. Die haben sie offenbar lange nicht gehabt. Denn in dem Bereich sind aus Bremen lange keine Innovationen mehr ausgegangen.
Es gibt Schwule in der Bürgerschaft – doch ausgerechnet die behandeln ihre sexuelle Neigung wie ein Tabu und Makel. Es hört sich anachronistisch an: aber noch immer haben sich nicht genug Parlamentarier freiwillig geoutet. Erfolgreiche Schwulenpolitik hängt von dem Mut von Einzelpersonen ab. Denn Ungleichbehandlung von Schwulen ist keine Privatsache. Christoph Dowe
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